Der Kreis der Dämmerung 04 - Der unsichtbare Freund
wiederum die Bestätigungstaste. Am Bildschirm erschien die lapidare Meldung, der Zugriff zu der Adresse im Web sei mangels Rechten verweigert worden.
Davy beugte sich ruckhaft vor. Der Widerschein des flachen Bildschirmes machte aus seinem angespannten Gesicht ein surrealistisches Gemälde. »Das ist interessant.«
David runzelte verständnislos die Stirn. »Was? Dass wir in Solas Computer nicht so einfach hineinschauen können?«
Ein diebisches Grinsen stahl sich auf Davys Gesicht. Allmählich schien ihm die Sache Spaß zu machen. »Das ist noch gar nicht gesagt, Leute. Schließlich seht ihr hier den zweitbesten Hacker aller Zeiten vor euch.«
Mia verdrehte die Augen und stöhnte. »Ist das eine neue Form von Bescheidenheit? Sich nur als Zweitbester auszugeben? Sag lieber, was wir jetzt tun können!«
»Na, was schon? Ich breche in diesen Phosphoros-Server ein. Wenn man sich dort nur mit einem speziellen Zugangscode anmelden kann, dann haben sie offenbar vertrauliche Daten in ihrem Firmennetzwerk. Wir werden herausfinden, worum es sich dabei handelt.«
Davy hatte angekündigt, es könne etwas länger als ein oder zwei Stunden dauern, bis er sich in das Computernetzwerk von Phosphoros gehackt hätte. Vermutlich verfüge das Unternehmen über zig Gigabyte Daten. Das entspreche mindestens ein- bis zweitausend tausendseitiger Lexika und er vermute, Phosphoros habe vielleicht sogar ein Vielfaches davon auf seinem Server gespeichert. Die Suche könne Wochen dauern. Ein anderes Problem war die Gefahr der Entdeckung.
»Am besten benutze ich einen Trojaner«, schlug er vor.
»Natürlich«, seufzte David. Er konnte dem Computerspezialisten kaum noch folgen.
»Ein Schnüffelprogramm, das sich für etwas anderes ausgibt, als es in Wirklichkeit ist. Ich werde den Systemadministratoren von Phosphoros einen netten harmlosen Plattenputzer vortäuschen, der das Originalprogramm ersetzt. Da fällt es am wenigsten auf, wenn das Ding pausenlos auf den Festplatten herumnagelt.«
»Könnt ihr Hacker eigentlich auch verständliche Sätze von euch geben?«
Davy spreizte die Hände. »Ich weiß gar nicht, was ihr wollt.«
»Na, dann geht es dir wenigstens genauso wie uns«, versetzte Mia.
»Es wäre konstruktiver, wenn ihr mir verraten würdet, wonach genau ich im firmeninternen Datennetz von Phosphoros eigentlich suchen soll.«
David rieb sich nachdenklich das Kinn. »Gegenfrage: Mit welchem Mittel könnte man die Erdbevölkerung in kürzester Zeit ausrotten?«
»Das Ozonloch zeigt zu langsam Wirkung«, antwortete der ehemalige Greenpeace-Aktivist wie aus der Pistole geschossen. »Wasser-, Boden- und Luftverschmutzung sind meist nur von lokaler Relevanz. Dann bleibt natürlich noch das klassische ABC-Arsenal der Militärs: Atombomben, biologische und chemische Waffen. Es soll aggressive Verbindungen geben, die sämtlichen Sauerstoff der Erde aus der Luft ziehen können: Alles Leben würde in Kürze ersticken.«
Mia schauderte und David schüttelte den Kopf. »Lord Belial hat seinen Jüngern einen neuen Tagesanbruch verheißen. Nach der Morgendämmerung sollen sie ein reines Menschengeschlecht gründen. Das dürfte ohne Atemluft ziemlich schwierig werden.«
»Wie wär’s mit Krankheiten?«, schlug Davy vor. »Eine weltweite Epidemie.«
»Also eine Pandemie.« Davy nickte. »So wie AIDS, aber tausendfach gefährlicher. Wenn Belials Jünger gegen einen solchen Erreger immun wären, könnte der Jahrhundertplan aufgehen. Ich schlage vor, hier setzen wir an: Suche nach allen Informationen, die entweder die Nukleartechnik betreffen oder mit Viren, Bakterien, Pilzen und sonstigen Krankheitserregern zu tun haben…« David verstummte, eine Erinnerung hatte sich plötzlich eingestellt. »Und außerdem versuche bitte herauszufinden, ob in Kelippoths Computern irgendetwas über den Giftgasanschlag dieses Shoku Asahara gespeichert ist.«
»In Ordnung. Außerdem werde ich generell nach Informationskonzentrationen zu bestimmten Themen forschen. Vielleicht finden wir so noch weitere Anhaltspunkte. Wie gesagt, das Ganze kann eine Weile dauern.«
Mia schüttelte unwillig den Kopf. »Zeit ist unser knappstes Gut. Warum machst du’s nicht einfach wie bei Ben Nedal oder Golizyn, Großvater? Spaziere in Kelippoths Büro und schlage ihm ein Geschäft vor: Entweder er verrät dir Belials Knalleffekt oder du machst ihn einen Kopf kürzer.«
Die beiden Männer sahen sie entsetzt an.
»Entdecke ich da einen ganz neuen Zug an dir?«, wunderte
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