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Der Kreis der Dämmerung 04 - Der unsichtbare Freund

Titel: Der Kreis der Dämmerung 04 - Der unsichtbare Freund Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ralf Isau
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sagte darauf mit unerwartet hoher Stimme und keinesfalls unfreundlich: »Als für die Sicherheit von Mr Sola zuständiger Bodyguard muss ich Sie ersuchen, Ihr Schwert niederzulegen, ansonsten sehe ich mich gezwungen, von der Waffe Gebrauch zu machen.« Er wartete eine halbe Sekunde, zuckte bedauernd die Achseln und drückte ab. Fünf Schüsse hallten durch den großen Raum. Der »Leibwächter« war mit der Kaltblütigkeit eines Profis vorgegangen. Überrascht zeigte er sich allerdings von dem, was dann geschah. David wehrte alle Kugeln mit dem Langschwert ab: drei vor dem Gesicht und zwei über dem Herzen.
    Der Albino brauchte eine lange Schrecksekunde, um seinen Misserfolg zu verarbeiten. Wie hätte er auch wissen können, dass David die Projektile gerade genug verlangsamt hatte, um sie mit dem Schwert, ganz in der Manier eines batter im Baseball, wegzuschlagen. Aber der schwarze Riese war ein Kämpfer alter Schule. Schnell hatte er seine Verblüffung überwunden und zielte erneut auf sein Opfer. Zu seinem Ärger versagte jetzt aber die Pistole ihren Dienst. Wütend schleuderte er sie weg und förderte unter seinem Jackett ein Kampfmesser zutage.
    »Das würde ich lieber bleiben lassen, mein Freund«, sagte David drohend. Er wollte kein Blutvergießen, aber dieser Killer machte ihm die Sache nicht eben leicht.
    Kelippoth schien noch immer vom Sieg seines Elitekämpfers überzeugt und verfolgte den Zweikampf mit dem Interesse eines Kinogängers, der genau wusste, dass ihm und seiner Popcornschachtel nicht das Geringste passieren konnte.
    Der Albino blickte kurz auf Davids katana, dann auf seine eigene höchstens zehn Zoll lange Klinge und änderte die Taktik. Blitzschnell warf er den Dolch nach David. Das im Vergleich zu den Pistolenkugeln ungleich langsamere Geschoss klirrte auf das Langschwert, wurde abgelenkt und blieb in einem Sofa stecken.
    Die Messerwerfernummer war, wie David respektvoll feststellen musste, nur ein Ablenkungsmanöver gewesen. Dem Leibwächter hatte sie genügend Zeit verschafft, um mit einem gewaltigen Sprung die afrikanische Waffensammlung zu erreichen. Mit einem Ruck riss er einen langen Speer von der Wand und stürzte sich auf David. Dem wurde mit Entsetzen klar, dass sich nun der Albino im Vorteil befand. Er zückte seine zweite Klinge, das wa kizashi.
    Als die Lanze des Bodyguards in Reichweite von Davids Lang- und Kurzschwert kam, passierte erneut etwas Überraschendes. Der Albino glaubte einen Widerstand zu spüren. Hatte er die Brust des Gegners schon durchstoßen? Nein, wurde ihm klar, irgendetwas hemmte ihn, steckte wie Blei in seinen Gliedern. Er konnte sich nur noch langsam bewegen. Ungläubig verfolgte er, wie sein Gegner den Speer in saubere kleine Stücke zerhakte, bis dem schwarzen Streiter nur ein kurzer Holzstummel verblieben war.
    »Jetzt stimmen die Größenverhältnisse wieder«, sagte David zufrieden. Er und sein Gegner standen sich unmittelbar gegenüber.
    Der Leibwächter holte aus und schlug mit seinem Knüppel, seltsam schwerfällig, auf den Samurai-Helm ein. Eine Wirkung war nicht festzustellen.
    »Jetzt reicht’s«, meinte David und versetzte mit seinem gepanzerten Arm dem Albino einen Hieb gegen die Schläfe. Die Augen des Hünen verdrehten sich und er sackte besinnungslos zusammen. Sicherheitshalber schlug ihn David für die nächsten Tage auch noch mit Blindheit. Erst dann wandte er sich wieder Kelippoth zu, der sprach- und reglos wie seine afrikanischen Fruchtbarkeitsgötter im Zimmer stand.
    »Schade nur, dass Sie Ihr übriges Sicherheitspersonal mit der Kontrolle von Kängurus und Zebras betraut haben.«
    Weil Kelippoth noch offenmäulig um Fassung rang, spazierte David lässig um den am Boden liegenden Elitekämpfer herum, Richtung Dachterrasse.
    »Was wollen Sie, Camden?« Kelippoth hatte sich aus seiner Erstarrung gelöst. Er ging auf einen Wandschrank zu.
    David tat so, als bemerke er es nicht. Ja, nachdem er die Terrasse erreicht hatte, schlenderte er sogar hinaus, das katana vor sich haltend, und blickte in die Tiefe. »Eine hübsche Aussicht haben Sie von hier oben. Ich wollte nur kurz fragen, wie Sie Ihren Jahrhundertplan doch noch verwirklichen wollen. Irgendwie ist das alles ja nicht so gelaufen, wie Sie es sich gedacht hatten, nicht wahr? Ich meine, dieser verkorkste Saringas-Anschlag in Tokyo und dann die störrische radioaktive Wolke in Tokaimura – das muss alles ziemlich frustrierend für Sie gewesen sein.«
    »Nur ein kleiner Rückschlag.

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