Der Kreis der Sechs
sie sagten, sie würde nie einfach so weggehen, ohne es ihnen zu sagen.« Glenda zuckte die Achseln. »Doch basierend auf dem, was sie zu dir gesagt hat, klingt es, als hätte sie mit dem Gedanken gespielt, irgendwo neu anzufangen.«
»Oder mit einer anderen Art von Flucht«, sagte Phoebe. »Wie, sich das Leben zu nehmen.«
»Auch möglich.« Glenda sah angeschlagen aus.
»Was genau machen die Cops jetzt?«
»Sie befragen alle, die sie kannten, ebenso wie alle Leute, die in dieser Nacht in der Innenstadt waren. Und wenn sie innerhalb der nächsten Tage nicht auftaucht, könnten sie Leichensuchhunde einsetzen, um zu sehen, ob sie entlang des Flusses eine Fährte aufnehmen können.«
»Ehrlich gesagt bin ich überrascht, dass du nicht mehr Studenten im Winamac verloren hast. Er ist direkt neben diesen Bars.«
»Es gab einen Tod durch Ertrinken vor eineinhalb Jahren – im vorletzten Frühling. Der Junge hatte in dieser Nacht eine Kneipentour veranstaltet, und sie denken, er hat die Orientierung verloren, ist in die falsche Richtung gelaufen und versehentlich reingefallen. Es ist ziemlich schwer zu schwimmen, wenn man stockbesoffen ist und Arbeitsstiefel und Cordhosen trägt. Aber wir warnen die Kids ständig vor dem Trinken und dem Fluss, von dem Moment an, wenn sie hier ankommen.«
Glenda biss sich auf die Lippe und blickte aus dem Fenster.
»Du hast noch etwas anderes auf dem Herzen, G«, sagte Phoebe. »Das kann ich erkennen, wenn ich dich nur ansehe.«
»Ja«, sagte Glenda ruhig. »Da ist etwas anderes. Das ist der Hauptgrund, warum ich wollte, dass du vorbeikommst. Letztes Frühjahr erfuhren wir, dass es eine geheime Gesellschaft auf dem Campus geben könnte. Eine Geheimgesellschaft von Mädchen.«
Phoebe fühlte, wie ihr die Luft wegblieb.
»Wie groß ist die – und was sind ihre Ziele?«, fragte sie nach ein paar Sekunden.
»Wir haben keine Ahnung was beides betrifft. Tatsächlich haben wir kaum Beweise dafür, dass sie wirklich existiert. Im Mai erschien eine unserer Studentinnen in einem örtlichen Krankenhaus mit einer Panikattacke. Sie war vollkommen hysterisch. Nachdem sie sie beruhigt hatten, hatte sie einem der Ärzte erzählt, dass sie mal Mitglied einer Mädchengesellschaft auf dem Campus gewesen war, und dass sie es nun auf sie abgesehen hatten.«
»Hat diese sogenannte Gruppe einen Namen?«, fragte Phoebe.
»Sie nannte sie die Sechsen. Tom Stockton – der Studiendekan – ging sie besuchen, aber sie gab sich ihm gegenüber zugeknöpft. Sie hat am nächsten Tag die Schule verlassen.«
Phoebe bewegte sich unbehaglich in ihrem Sessel. »Bist du sicher, dass dieses Mädchen nicht einfach eine Art psychotischen Aussetzer hatte?«
»Der Arzt war nicht der Meinung. Außerdem ist da noch etwas anderes. Im Laufe des vergangenen Jahres hat die Verwaltung die Zahl Sechs an verschiedenen unauffälligen Stellen gefunden – wie am Fundament der Arthur Hall –, aber wir konnten nie herausgefunden, was sie bedeuteten.«
»Warte«, sagte Phoebe. »Denkst du, dass Lilys Verschwinden irgendwie mit den Sechsen zusammenhängt?«
»Ich weiß es nicht. Aber Tom Stockton hat Grund zu der Annahme, dass Lily irgendwie an der Gruppe beteiligt sein könnte.«
Vielleicht war das der Schlamassel, auf den Lily sich bezogen hatte, dachte Phoebe. War sie eine Weile Mitglied gewesen, hatte dann aber beschlossen, dass sie aussteigen wollte?
»Was wirst du deswegen unternehmen?«, fragte Phoebe.
»Ich habe einen Plan, aber ich fürchte, er könnte dir nicht gefallen.«
»Was meinst du?«
»Ich will, dass du für mich auf Informationssammlungsmission auf dem Campus gehst«, kündigte Glenda an. »Ich will, dass du prüfst, ob diese Gesellschaft wirklich existiert, und wenn dem so ist, was sie vorhaben.«
Phoebe konnte ihre Überraschung nicht verbergen. » Was? «
»Hör mich zu Ende an. Selbst wenn es da keine Verbindung zwischen den Sechsen und Lilys Verschwinden gibt, muss ich sie ausschalten. Du weißt genauso gut wie ich, dass solche Gruppen außer Kontrolle geraten können.«
»Aber ist das nicht etwas, das die Verwaltung tun sollte?«, sagte Phoebe.
»Ja, das liegt in unserer Verantwortung, und wir haben unsere Vorgehensweise für diese Dinge. Du fängst mit der Person an, die belästigt wird, und bewegst dich von dort aus nach außen. Aber Tom war nicht in der Lage, irgendwelche echten Beweise aufzutreiben. Wenn es eine Sache gibt, die ich über Collegeschüler gelernt habe, dann ist es die, dass
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