Der Kreis der Sechs
dass alles in Ordnung ist.«
Sie spürte immer noch, das da irgendwo eine heimliche Absicht versteckt war, aber sie wusste, dass es die beste Strategie sein würde, höflich zu antworten – und dann das Gespräch zu beenden.
»Es ist nett von dir, nachzufragen, Alec. Die Plagiatsvorwürfe sind übrigens falsch. Die Post wir diese Woche einen Widerruf bringen.«
»Und dir geht es gut?«
Sie blickte auf ihren linken Arm in der Schlinge hinab, an deren Ende sich ihre Finger leicht krümmten.
»Ja, mir geht es gut«, sagte sie. »Danke der Nachfrage. Und wie ist es dir ergangen? Bist du glücklich mit dem Jobwechsel?«
»Ja, ziemlich glücklich. Zufälligerweise habe ich einen Kunden in Allentown, was gar nicht so weit von dir entfernt ist, glaube ich. Ich muss ihn nächste Woche aufsuchen, und ich dachte, dass, wenn ich mich mit ihm am Morgen treffe, ich danach zu dir runterfahren und dich zum Mittagessen ausführen könnte.«
Sie lachte beinahe vor Überraschung laut auf. Damit hatte sie überhaupt nicht gerechnet. Nicht nur hatte sie nicht das geringste Interesse an seinem Angebot, sondern sie konnte auch kaum glauben, dass er die Frechheit besaß, sie zu fragen.
»Ich denke nicht, Alec. Aber danke, dass du an mich gedacht hast.«
»Stört es dich, wenn ich dich frage, warum nicht?«
»Hm, wie soll ich das sagen: Du hast aus heiterem Himmel angekündigt, dass du mit der Beziehung abgeschlossen hattest und bist ausgezogen. Du hast dir nicht mal die Mühe gemacht, mich zu kontaktieren, als die Boulevardzeitungen mich in der Luft zerrissen. Und dann plötzlich möchtest du, dass wir freundschaftlich zusammen zu Mittag essen.«
Dieses Mal war sie wirklich ausgerastet, aber es war ihr egal.
»Aus heiterem Himmel?«
»Entschuldige?«
»Du sagtest, ich hätte aus heiterem Himmel angekündigt, dass ich mit unserer Beziehung abgeschlossen hatte. Vielleicht hättest du, wenn du im vorherigen Jahr aufmerksamer gewesen wärst, erkannt, dass die Dinge zwischen uns nicht gut liefen.«
»Oh, hast du Rauchzeichen zum Horizont geschickt, und ich habe sie nicht bemerkt?«
»Du verstehst es einfach nicht, nicht wahr, Phoebe?«, blaffte Alec.
»Offensichtlich nicht. Warum sagst du mir nicht, was ich anscheinend nicht begreife?«
»Du siehst niemals, dass etwas nicht in Ordnung ist, weil du zu sehr mit deinen Recherchen beschäftigt bist. Du verlierst alle aus dem Blick, einschließlich dir selbst. Es ist, als würdest du dich nicht wirklich binden – oder jemals emotional nasse Füße bekommen wollen.«
Sie hatte nicht gedacht, dass Alec sie noch beeinflussen konnte, aber sie fühlte, wie seine Worte sie trafen.
»Was andererseits unterstellt, dass du für mich da gewesen wärst«, sagte sie. »Doch in der Zeit, als ich dich am meisten brauchte, selbst wenn nur als Freund, hast du dir nicht die Mühe gemacht, anzurufen. Ich muss jetzt los. Leb wohl.«
Als sie die Verbindung unterbrach, verspürte sie das Bedürfnis, das Telefon durch das Büro zu schleudern. Sie konnte nicht glauben, wie sehr sie sich von ihm hatte entnerven lassen.
Ihr nächster Kurs war in wenigen Minuten, und sie musste sich abregen und sich ein wenig Wasser ins Gesicht spritzen, das, wie sie fühlen konnte, knallrot war. Nachdem sie ihre Sachen zusammengesucht hatte, hetzte sie zur Damentoilette am anderen Ende des Flurs.
Sobald sie den kleinen Vorraum betreten hatte, hörte sie ein Geräusch, das aus einer der Kabinen kam. Ihr wurde nach einem Augenblick klar, dass jemand dabei war, sich zu übergeben. Dann ging die Toilettenspülung, und eine Sekunde später hörte sie, wie die Person herauskam und das Wasser in einem der Becken aufdrehte. Phoebe betrat den Raum in der Erwartung, eine Studentin vorzufinden, ein Mädchen mit einem schmerzhaften Geheimnis vielleicht.
Doch es war Val, die vor dem Becken stand und ihren Mund mit einem Taschentuch abtupfte. Für einen kurzen Augenblick stellte sie im Spiegel Augenkontakt mit Phoebe her, senkte dann ihren Blick und ließ das Taschentuch in ihre Handtasche fallen. War Val krank, fragte sich Phoebe.
»Hallo, Val«, sagte Phoebe. »Ist alles in Ordnung?«
»Was meinen Sie?«, fragte Val knapp. Sie wühlte in ihrer Tasche nach etwas und zog Sekunden später einen Lippenstift heraus.
»Ich dachte nur, dass Sie – nun, sich vielleicht nicht wohlfühlen könnten.«
»Mir geht es gut«, sagte Val. Sie drehte sich endlich um, und Phoebe sah, dass sie sich in der Tat übergeben hatte. Ihre Haut war
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