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Der Kreis der Sechs

Der Kreis der Sechs

Titel: Der Kreis der Sechs Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kate White
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mittelatlantischen Gegend befinden, wie Lyle, und würde daher ziemlich einfach mit dem Auto zu erreichen sein.
    Ein paar Minuten später zog Phoebe draußen ihre Jacke enger um sich. Der Himmel war jetzt bewölkt und dunkel, und die Temperatur schien in den fünfundvierzig Minuten, die sie drinnen gewesen war, stark gefallen zu sein. Später, wenn sie zurück in ihrem Haus war, würde sie ihren Daunenmantel aus welcher Kiste auch immer, in der er noch steckte, ausgraben müssen. Nun, das gibt mir wenigstens etwas zu tun, dachte sie kläglich. Seit sie nach Lyle gezogen war, empfand sie Sonntagabende als besonders einsam, verschlimmert durch eine Art Zurück-zur-Schule-Blues, der von der Tatsache hervorgerufen worden sein musste, dass sie wieder auf einem Campus war. Als Gegenangriff hatte sie das Ritual begonnen, Sonntagsabends Pasta zu kochen und sie bei einem guten Wein zu essen. Heute Abend würde es natürlich noch schwerer sein, damit fertigzuwerden. Die Erinnerung an Lily Macks Leiche würde rücksichtslos durch ihr Gehirn trampeln.
    Ungebeten kam ihr, während sie ging, Duncan in den Sinn, eine Sekunde später gefolgt von einer verrückten Idee. Was, wenn sie ihn für heute Abend zum Abendessen einlud? Gesellschaft zu haben würde ihr helfen, den Blues zu verjagen, und außerdem würde sie Wiedergutmachung leisten für die peinliche Situation am Freitag. Sie hatten ihre Nummern ausgetauscht, als ihre Komiteearbeit begann. Sie zog ihr Telefon heraus, fand seine Nummer und rief ihn an, ohne sich die Chance zu geben, es sich noch einmal zu überlegen.
    »Hier ist Phoebe«, sagte sie, nachdem er abgenommen hatte. »Nicht auflegen, okay?«
    »Sie klingen, als wären Sie in einem Windkanal.«
    »Das bin ich, sozusagen. Ich gehe gerade die Bridge Street hinauf, und es ist höllisch windig. Sehen Sie, ich möchte noch einmal sagen, dass es mir wegen gestern Abend leidtut.«
    »Keine Sorge«, sagte er. »Ich habe meine Wunden geleckt und mich erholt.« Sein Tonfall war gutmütig.
    »Haben Sie die Nachricht über das vermisste Mädchen, Lily Mack, gehört?«
    »Nein, ich bin im Labor aufgehalten worden. Ist sie in Ordnung?«
    »Sie haben diesen Morgen ihre Leiche im Fluss gefunden. Ich war in der Innenstadt, als sie sie herauszogen.«
    Da war Schweigen am anderen Ende, und sie fragte sich, ob die Nachricht ihn aus der Fassung gebracht hatte.
    »Das ist tragisch«, sagte er nach einem Moment. »Weiß man, was passiert ist?«
    »Noch nicht.« Sie machte eine Pause. »Äh, hören Sie, ich habe mich gefragt, ob Sie heute Abend zufällig Zeit für ein Essen haben. Ich wollte Pasta kochen.«
    »Sie versuchen nicht, Tony’s aus dem Geschäft zu drängen, oder?«
    »Das wäre schwer. Ich kenne nur um die zehn Rezepte richtig gut.«
    Er gluckste. »Sicher, Abendessen klingt gut. Der einzige Haken ist, dass ich etwa bis sieben im Labor bleiben muss.«
    »Warum kommen Sie dann nicht um sieben Uhr dreißig?« Sie gab ihm die Adresse.
    »Rot oder weiß?«, fragte er.
    »Rot wäre großartig.«
    Sobald sie aufgelegt hatte, fragte sie sich, ob es dumm gewesen war, den Anruf zu machen. Würde Duncan die Geste missverstehen? Alles, was sie ganz sicher wusste, war, dass es eine Erleichterung sein würde, heute Abend nicht alleine zu sein.
    Sie hatte eine ungefähre Ahnung, wo die Ash Street war, und fand sie zu Fuß ganz leicht, nachdem sie jemanden nach dem Weg gefragt hatte. Das Haus mit der Nummer 133 war ein zweistöckiges, mit Schindeln verkleidetes Haus, kaum mehr als drei Meter auf jeder Seite von seinen Nachbarn entfernt, sein jägergrüner Anstrich stark abgeblättert. Ein verrosteter Strandstuhl aus Aluminium, die Art, die man zusammenklappt und in den Gepäckraum seines Autos wirft, stand verlassen auf der absinkenden Veranda. Phoebe stieg die Stufen hinauf. Die Vordertür stand bereits halb offen, und sie stieß sie ganz auf. Sie fand sich in einem Vorraum wieder, der übersät war mit Schachteln, alten Stiefeln, Rundschreiben, Antwortpostkarten aus Magazinen, ein paar angeschlagenen Skateboards und der Hälfte eines schwer eingedellten Fahrrads. Eine Reihe von Haken war an die Wand genagelt worden, und eine kleine Jeansjacke, vermutlich von einer Frau, als auch eine rosafarbene Regenjacke hingen schlaff daran. Da war eine Tür zur Linken, die wahrscheinlich zu dem Erdgeschossapartment führte; eine Treppe hinauf konnte sie eine weitere Tür sehen. Sie blickte auf die zwei Briefkästen, da sie dachte, sie könnten einen

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