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Der Kreis der Sechs

Der Kreis der Sechs

Titel: Der Kreis der Sechs Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kate White
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Hinweis darauf liefern, welches Apartment das von Blair war. Aber auf ihnen waren bloß Namen aufgelistet – drei männliche auf dem einen, und auf dem anderen, Blair Usher und Gwen Gallogly.
    Sie wollte gerade an der Tür im Erdgeschoss klopfen, als sie aufging und ein Kerl mit struppigen Haaren, vermutlich ein Student, hinaustrat, einen Rucksack über seine Schulter geworfen.
    »Kann ich Ihnen helfen?«, fragte er und kniff die Augen zusammen.
    »Tut mir leid, dass ich Sie störe«, sagte Phoebe. »Ich war auf der Suche nach Blair Usher.«
    »Oben«, sagte er und hob sein Kinn.
    »Danke«, sagte Phoebe. Sie drehte sich um und machte einen Schritt auf die Treppe zu.
    »Aber ich denke nicht, dass sie da sind«, ergänzte er. »Ich habe vorhin gehört, wie jemand rausgegangen ist.«
    »Warum versuche ich es nicht einfach trotzdem?«, sagte sie. Das war eine weitere Sache, die sie über die Jahre durch ihre Arbeit gelernt hatte: Glaube nur die Hälfte von dem, was die Leute dir erzählen.
    Nachdem sie die Treppe hinaufgestiegen war, pochte sie leicht an die Tür dort oben. Sie war schwer angeschlagen, aber es lag eine neu aussehende Fußmatte aus Stroh davor, und an die Tür geheftet war ein Bannsymbol der Pennsylvania-Dutch, komponiert aus zwei schwarz-roten Vögeln und dem Wort Wilkum. Beide Gegenstände gehörten zu der Art von Dingen, die eine Mutter in einem Care-Paket schicken würde. Da sie keine Antwort erhielt, pochte Phoebe wieder, dieses Mal fester. Sie wartete. Nichts.
    Gerade als sie dabei war, zu gehen, hörte sie leise Schritte, die zur Tür kamen. Sie ging auf und gab den Blick frei auf einen großen, hübschen Rotschopf mit blasser Haut. Ihr Haar war zu einem hoch angesetzten Pferdeschwanz zurückgenommen, und da waren leichte Schmierflecke unter jedem Auge, als hätte sie mit Augen-Make-up geschlafen und ihr Gesicht heute noch nicht gewaschen. Sie trug ein neongrünes Unterhemd und enge Jeans, die in kniehohe, graue Wildlederstiefel gesteckt waren. Ein Stirnrunzeln begann, sich auf ihrem Gesicht zu zeigen, während sie Phoebe musterte.
    »Ja?«, sagte das Mädchen. Sie legte ihren Kopf schief, während sie sprach, und der Pferdeschwanz folgte.
    Phoebe stellte sich vor und erklärte, dass sie eine Lehrerin in Lyle war. »Sind Sie Blair?«, ergänzte sie.
    »Nein«, sagte das Mädchen unverblümt. »Sie ist gerade nicht hier.«
    »Wird sie bald wiederkommen?«
    »Ich bin nicht sicher. Worum geht es denn?«
    Offensichtlich hatte der Ausdruck »Lehrer in Lyle« es nicht vermocht, auch nur einen Hauch von Respekt hervorzulocken.
    »Ich bin sicher, dass sie von Lily Mack gehört haben«, sagte Phoebe.
    »Natürlich. Warum – gibt es noch weitere Nachrichten?«
    »Nein, aber ich wurde gebeten, bei der internen Untersuchung zu helfen, die das College durchführt. Dann müssen Sie Gwen sein.«
    »Ja – und wir haben der Polizei bereits alles erzählt, was wir wissen.«
    »Die Schule muss ebenfalls Nachforschungen über das anstellen, was geschehen ist. Darf ich für eine Minute hereinkommen?«
    »Ich schätze schon«, sagte Gwen gereizt. »Wenn Sie sagen, dass es absolut notwendig ist.« Gwen öffnete die Tür ganz, und Phoebe betrat die Wohnung. Zu ihrer Überraschung sah sie, dass sie in totalem Gegensatz zu dem mit Gerümpel übersäten Vorraum im Erdgeschoss stand. Obwohl alle Wände Sprünge hatten und stellenweise voller Blasen waren, waren sie im Flur in einem hübschen Gelb und im dahinterliegenden Wohnzimmer in Rot gestrichen worden. Da war ein alter, goldgerahmter Spiegel im Eingangsbereich und ein kleiner Tisch, beide ziemlich abgenutzt, aber doch die Art von respektabler Beute, die man von Goodwill nach Hause schleppte. Alles war ordentlich und sauber, auf beinahe entwaffnende Weise. Das einzige Anzeichen für das Studentenleben waren zwei Hockeyschläger, die an der Flurwand lehnten, neben einer gepolsterten Kniebandage. Ein ausgeprägter, süßlicher Geruch erfüllte die Luft, als würde irgendwo eine Vanillekerze brennen.
    »Also?«, sagte Gwen.
    »Macht es Ihnen etwas aus, wenn ich mich setze?«, fragte Phoebe und deutete mit ihrem Kinn in Richtung Wohnzimmer.
    »Ich muss gleich jemanden treffen«, sagte Gwen.
    »Es wird nicht lange dauern, ich verspreche es«, sagte Phoebe. Widerwillig führte das Mädchen Phoebe in das Wohnzimmer. Obwohl Gwen weiterhin stehen blieb, hockte sich Phoebe auf die Kante eines verblassten, geblümten Sofas. Über dem Sims des ummauerten Kamins hing ein weiteres

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