Der Kreis der Sechs
Sechsen informieren würde. Und dann sagte sie, dafür würde ich bezahlen müssen, dass ich es mein Leben lang bereuen würde.«
Alexis fing an zu schluchzen, ihre Brust hob und senkte sich. Phoebe fühlte sich, wie von einer Sturzflut davongetragen, in ihr furchtbares Jahr im Internat zurückversetzt. Nachts hatte sie in ihr Kissen geschluchzt und gehofft, dass Glenda es nicht hören würde. Jetzt biss sie fest auf ihre Unterlippe, um sich zu zwingen, in die Gegenwart zurückzukehren.
»Und, haben Sie bezahlen müssen, Alexis?«, fragte sie leise.
»Ja«, sagte Alexis. »Wissen Sie, was diese Miststücke getan haben? In dem Sommer vor dem dritten Jahr im College hatte ich dieses – dieses dumme Sex-Video mit einem Jungen gedreht, den ich getroffen hatte. Das war das Geheimnis, das ich mit ihnen geteilt hatte. Sie zwangen mich, es ihnen zu zeigen. Und sobald ich die Sechsen für immer verlassen hatte, schickte Blair es an Chris, diesen neuen Jungen, mit dem ich in Lyle ausging. Ich liebte ihn, und sobald er es gesehen hatte, machte er Schluss mit mir. Und dann sagten sie, dass, wenn ich mit irgendwem von der Verwaltung sprechen würde, sie es meinen Eltern und der ganzen Schule schicken würden. Wenn die Sechsen herausfinden, dass ich zur Universität von Maryland gehe, werden sie es dort allen schicken.«
»Alles, um dich vom Reden abzuhalten?«
»Nicht nur deswegen – aus Rache «, rief Alexis aus. »Auf gewisse Weise will Blair, dass Mädchen sie verraten. Auf diese Weise kann sie eine Vendetta gegen sie beginnen. Eine ihrer größten Freuden ist es, sich an jemandem zu rächen.«
»Hat sie…«
»Hören Sie, ich muss wieder reingehen«, sagte Alexis. »Ich weiß gar nicht, wie ich jetzt arbeiten soll. Ich bin total panisch.« Ihre mittleren Finger benutzend, versuchte sie, die Spuren verschmierter Wimperntusche wegzuwischen, die ihre Tränen verursacht hatten.
»Aber warten Sie«, sagte Phoebe und spürte, wie ihr Puls sich beschleunigte. Da war noch so viel, was sie wissen musste. Sie fischte in ihrer Tasche nach einem sauberen Taschentuch und reichte es Alexis. »Was ist mit den letzten beiden Kreisen? Wissen Sie, worin sie bestehen?«
»Nein. Und ich will es auch nicht wissen.« Sie schob den herunterhängenden Riemen ihrer Handtasche höher auf ihre Schulter. Sie bereitete sich darauf vor, den Abflug zu machen.
»Nur noch eine weitere Frage«, bat Phoebe. »Was ist mit Lily – war sie Mitglied bei den Sechsen?«
»Ja. Sie ist im Frühling beigetreten. Ich versuchte, etwas zu ihr zu sagen, weil ich angefangen hatte zu erkennen, was für Monster sie waren. Aber ihr Freund hatte ihr gerade den Laufpass gegeben, und sie schien so niedergeschlagen. Sie suchte nach etwas, nach etwas, zu dem sie gehören konnte.«
»Denken Sie, sie könnte diesen Herbst versucht haben, sie zu verlassen?«
»Ich weiß nicht«, sagte Alexis wie betäubt.
»Können Sie mir die Namen von einigen der Mitglieder sagen? Das würde sehr helfen.«
Alexis schüttelte den Kopf heftig hin und her.
»Nein, kann ich nicht. Sie werden wissen, dass ich das war. Und sie werden mich wieder bestrafen.«
»Bitte…«
»Ich sagte Nein. Ich kann einfach nicht.«
Bevor Phoebe ein weiteres Wort sagen konnte, hatte Alexis sich umgedreht und angefangen, an der Außenseite des Einkaufszentrums entlangzurennen, in Richtung eines Eingangs.
Während sie sie weglaufen sah, atmete Phoebe endlich aus. Sie fühlte sich von der Unterhaltung ausgelaugt. Sie war so abgelenkt, dass sie eine Weile brauchte, um ihr Auto zu finden, aber schließlich entdeckte sie es. Sie schloss die Tür auf und warf sich beinahe hinein. Während sie sich an den Sitz lehnte, bemerkte sie, dass sich ihr Rücken, trotz der kühlen Temperaturen, schweißfeucht anfühlte.
Die Mittagszeit war vorbei, aber Phoebe hatte kein Verlangen, etwas zu essen. Sobald sie ihren Weg zurück auf die A83 gefunden hatte, kramte sie ihr Telefon aus ihrer Handtasche und rief Glenda an. Laut ihrer Assistentin war Glenda in einer Besprechung und konnte nicht gestört werden. Phoebe bat darum, ihr auszurichten, dass sie mitteilenswerte Informationen hatte und auf ihrem Mobiltelefon erreichbar war.
Phoebe fuhr, als wäre sie auf Autopilot, ihre Gedanken sprangen hin und her, beschäftigt mit dem, was sie von Alexis erfahren hatte. Nach den Ratten in ihrem Gefrierfach hatte sie keine Zweifel mehr gehabt, dass die Sechsen existierten und dass sie höllisch gemein waren, und ihr Gespräch mit
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