Der Kreis der Sechs
sagte Phoebe. »Vertrauen Sie mir.«
»Ich meine es ernst. Wenn sie das herausfinden, werden sie wieder versuchen, mich zu ruinieren. An meiner nächsten Schule.«
»Warum tun sie Ihnen das an, Alexis?«, fragte Phoebe. »Weil Sie aussteigen wollten?«
»Ja«, sagte sie, es war beinahe ein Stöhnen. »Und weil ich sagte, ich würde reden.«
»Über die Gruppe reden? Was führen sie im Schilde?«
»Ja, ich sagte, ich würde mit der Schule reden. Über sie. Über das, was sie getan haben. Über die verdammten Kreise. «
14
Irgendwie musste sie Alexis dazu bringen, sie zu treffen. Es würde leichter sein, ihr von Angesicht zu Angesicht Informationen zu entlocken, und es wäre vermutlich weniger wahrscheinlich, dass das Mädchen wieder flüchtete, wenn sie eine persönliche Verbindung aufbauten.
»Können wir uns für ein paar Minuten treffen, Alexis?«, fragte Phoebe sanft. Sie fühlte sich, als würde sie sich auf Zehenspitzen an einen winzigen Vogel heranschleichen und beten, er würde nicht wegfliegen. »Ich denke, Sie werden sich besser fühlen, wenn wir persönlich miteinander sprechen.«
Das Mädchen seufzte, offensichtlich unentschlossen. Phoebe blieb stumm, weil sie Angst hatte, die Dinge in die falsche Richtung zu beeinflussen.
»Sind Sie noch hier – im Einkaufszentrum?«, fragte Alexis schließlich.
»Ich bin direkt davor, auf dem Parkplatz«, sagte Phoebe.
Ein weiteres Seufzen, dieses Mal war es praktisch ein Stöhnen.
»Ich werde Sie treffen, aber nicht hier drin«, sagte Alexis widerwillig. »Da ist dieser große Müllcontainer – direkt hinter dem Friendly’s. Ich werde Sie dort treffen. Und ich habe nur zehn Minuten. Das ist alles.«
Phoebe hatte keine Ahnung, wo die Friendly’s-Filiale war, und sie wollte nicht kostbare Zeit damit verschwenden, hineinzurennen und nochmal auf die Karte zu gucken. Sie blickte, im hellen Herbstsonnenlicht blinzelnd, auf die Rückseite des riesigen Einkaufszentrums. Da waren in beiden Richtungen wuchtige Müllcontainer – jeder Laden hatte einen. Sie wird nicht warten, wenn ich zu spät komme, dachte Phoebe ängstlich. Als sie zurück zum Einkaufszentrum hetzte, fragte sie eine Frau, die mit zwei Kleinkindern und durchhängenden Plastiktüten kämpfte, nach dem Weg zum Friendly’s. »Da vorne«, sagte die Frau und drehte ihren Kopf nach rechts. Phoebe fing an zu laufen und lief im Zickzack durch endlose Reihen von parkenden Autos, bahnte sich ihren Weg am Rand des Einkaufszentrums entlang. Schließlich entdeckte sie die Rückseite der Friendly’s-Filiale. Alexis war bereits da, stand mit eng um sich geschlungenen Armen neben einem grünen Müllcontainer und verlagerte ihr Gewicht von einem Fuß auf den anderen.
»Danke, dass Sie das tun, Alexis«, sagte Phoebe, als sie das Mädchen, beinahe außer Atem, erreichte. Sie dachte kurz daran, Alexis’ Arm zu berühren, nur um ihre Unterstützung zum Ausdruck zu bringen, strich die Idee aber schnell. Alexis sah aus, als würde die leichteste Berührung dafür sorgen, dass ihr Kopf explodierte.
»Sind Sie sicher, dass sie das niemals herausfinden?«, sagte Alexis. Sie warf einen hektischen Blick nach links, dann nach rechts, suchte den Parkplatz ab, als könnten die Sechsen hinter einem der Geländewagen lauern.
»Das werden sie nicht«, sagte Phoebe. »Die einzige Person, die weiß, dass ich hier bin, ist die Präsidentin der Schule. Und sie wird für Ihre Hilfe sehr dankbar sein.«
»Es ist das, was Sie gesagt haben – darüber, dass sie dafür sorgen, dass sie niemand anderen mehr verletzen können. Ich – ich will nur nicht, dass das passiert.«
»Ich weiß. Also helfen Sie mir, es zu verstehen. Worum geht es bei den Sechsen?«
Alexis schnaubte angewidert. »Es soll bei ihnen um weibliche Macht gehen. Darum, furchtlos zu sein und die Welt zu regieren – und das im Leben zu kriegen, was man will. Es ist immer derselbe Typ von Mädchen, der angesprochen wird. Hübsch und klug. Und eine Sportskanone. Immer eine Sportskanone.«
»Wie groß ist die Gruppe – und was genau tun sie?«
»Sie haben ungefähr vierzig Mitglieder«, sagte Alexis. »Sie sollen einander unterstützen – einander den Rücken stärken«, sagte Alexis. »Man tauscht sich aus, über Kurse, über Jungen. Und dann, wenn man die Schule verlässt, helfen sie einem auch.«
»Was meinen Sie damit?«
»Ich bin nicht sicher. Sie bauen einen irgendwie auf, versorgen einen mit Kontakten und so was, schätze ich.«
»Ist Blair Usher
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