Der Kreis der Sechs
die Anführerin?«
Beim Klang des Namens zuckte Alexis zusammen.
»Ich denke schon. Ich meine, sie war diejenige, die immer die Treffen leitete. Aber manchmal – ich weiß nicht … hatte ich das Gefühl, sie würde sich mit einer anderen Person absprechen.«
»Sie sagten etwas von Kreisen. Meinen Sie, sie haben sechs Stühle oder so etwas im Kreis aufgestellt?«
» Was? «, sagte Alexis, ihre Verwirrung war mit Ärger vermischt. Es brachte sie schon auf, nur über die Sechsen zu reden, und ihre Geduld schien so zerbrechlich zu sein wie eine Eierschale. »Nein, keine tatsächlichen Kreise. Kreise der Mitgliedschaft. Um in den inneren Kreis zu kommen, muss man sich durch sechs von diesen verfluchten Kreisen arbeiten.«
»Kommt daher der Name für die Gruppe?«
»Ja – und die Tatsache, dass es sechs Mädchen waren, die sie gegründet haben.«
»Sind die Kreise dann so etwas wie Prüfungen?«, sagte Phoebe.
»Ja«, sagte Alexis. Sie fing an, ihren Hals zu drehen und zu winden, als würde sie sich bemühen, ihn von ihrem Körper zu befreien. »Der erste Kreis ist ›Verkünden‹. Man muss die Zahl sechs irgendwo hinterlassen – etwa auf einem Gebäude – um seine Zugehörigkeit zu verkünden. Das ist ziemlich einfach, wie der Streich einer Studentinnenvereinigung.«
»Und dann?«, fragte Phoebe.
»Der nächste ist ›Enthüllen‹. Man muss etwas völlig Intimes über sich erzählen – ein Geheimnis, das man noch nie mit jemand anderem geteilt hat.« Alexis hielt für einen Augenblick Phoebes Blick fest und sah angeschlagen aus. »Etwas, das nicht gut ist.«
»Also ist es eine Art, seine Loyalität zu zeigen. Wird jeder Kreis schwerer?«
»Ja«, sagte sie, das Wort ausspuckend. »Und – und als ich herausfand, was der dritte beinhaltete, wollte ich es nicht tun. Aber man hat keine Wahl. Sie lassen einen glauben, dass man nicht mehr zurückkann.«
»Also, worum ging es beim dritten Kreis?«
»›Beherrschen‹. Man macht jemanden fertig, der ein Idiot ist – einen anderen Studenten. Jemand, der sich die ganze Redezeit im Kurs aneignet oder ein totaler Angeber oder einfach eine Schlampe ist. Man soll eine fiese E-Mail-Attacke über sie absenden oder ihre Semesterarbeit von ihrem Laptop löschen oder ihr Mobiltelefon stehlen. Blair sagte immer, sie verdienen es.«
»Die Schule hat nicht erkannt, dass so etwas vor sich ging?«
»Ich weiß nicht. Einiges von dem Zeug, wie die Semesterarbeiten, sieht wahrscheinlich nur wie ein Versehen aus. Ich schwöre, ich wollte das nicht tun. Aber wenn man anfängt zu protestieren, kommen sie mit diesen kleinen Drohungen. Irgendwie lustig und mit einem Augenzwinkern zuerst, aber dann erinnert man sich…« Ihre Stimme war jetzt fast heiser geworden. »Sie kennen jetzt dein größtes Geheimnis. «
»Also haben sie Sie gezwungen, auch den vierten Kreis abzuarbeiten?«
»Ich – ich hätte es beinahe getan«, sagte sie. Ihre Unterlippe begann zu zittern. »Aber dann habe ich meine Meinung geändert. Ich konnte es nicht. Man muss mit einem Typen schlafen. Irgendeinem totalen Versager, und ihn dann völlig abservieren und einen nicht unterzeichneten Post über ihn verfassen. Er nennt sich der ›Verzaubern‹-Kreis. Er soll einem beibringen, wie man mit Macht umgeht und wie man Jungen in ihre Schranken verweist. Aber der Junge, den sie sich für mich ausgesucht hatten, er – ich hatte gehört, dass er in der Highschool versucht hatte, sich das Leben zu nehmen, und ich konnte es einfach nicht tun. Was, wenn ihn das dazu veranlasst hätte, es noch einmal zu versuchen?«
Alexis fing an, ein wenig zu weinen, Tränen liefen langsam über ihre rauen, geröteten Wangen.
War es das, worum es bei den angemalten Türen gegangen war, fragte sich Phoebe. Sie erinnerte sich daran, was Hutch über die streberhaften Jungen gesagt hatte.
»Haben sie ein Häkchen an die Türen dieser Jungen gemalt, wissen Sie das?«
Alexis riss ihre Augen auf, eindeutig überrascht, dass Phoebe davon wusste.
»Ja«, sagte sie. »Obwohl ich nicht glaube, dass diesen Typen jemals klar war, warum das Häkchen dort war. Sie fühlten sich am Ende einfach gedemütigt und schämten sich und erkannten nicht, dass es Teil eines großen Plans war.«
»War das der Zeitpunkt, als Sie sich endgültig lossagten?«
»Blair sagte, ich könnte nicht gehen, dass es mir leidtun würde, falls ich es tat. Aber ich sagte ihr, dass es mir egal war, dass, falls sie irgendetwas unternahm, ich die Verwaltung über die
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