Der Kreis der Sechs
rötete sich sogar noch mehr, als ob jemand plötzlich einen Schneidbrenner daran gehalten hätte. Sie legte beide Handflächen gegen den Tisch und schob ihren Stuhl zurück, was ein metallisches Kratzen verursachte, das so laut und unangenehm war, dass andere Gäste die Köpfe drehten, um zu sehen, was los war.
»Das habe ich den Leuten dort bereits im letzten Frühjahr erzählt«, sprudelte sie hervor. »Ich habe nichts zu sagen.« Sie drehte den Schraubverschluss zurück auf ihre Pepsi light, bereit, die Flucht zu ergreifen.
»Ich weiß, dass Sie eine Menge durchgemacht haben, Alexis«, sagte Phoebe. »Und ich weiß, dass es schwer sein muss, über bestimmte Dinge zu reden. Aber wenn Mädchen auf dem Campus schikaniert oder eingeschüchtert werden, müssen wir dem sofort ein Ende bereiten.«
Alexis starrte auf ihre Limonadenflasche und schüttelte den Kopf schnell hin und her. Sie sagte nichts.
»Haben Sie die Nachricht von Lily Macks Tod gehört?«, fragte Phoebe.
Dieses Mal flackerten die braunen Augen des Mädchens als Antwort. »Was ist damit?«, sagte sie. Der Mangel an Überraschung deutete darauf hin, dass sie bereits irgendwie informiert worden war.
»Wir haben Grund zu der Annahme, dass Lily zu den Sechsen gehörte. Und wir müssen herausfinden, ob sie irgendwie mit ihrem Tod in Verbindung stehen.«
Alexis war zusammengezuckt, als Phoebe den Namen der Gruppe gesagt hatte, und stopfte jetzt die Reste ihres Pizzastücks in die Papiertüte neben sich.
»Würden Sie mir sagen, was sie Ihnen angetan haben, Alexis?«, sagte Phoebe.
»Nehmen Sie nie wieder Kontakt mit mir auf, okay? «, sagte Alexis und sprang auf. »Mein Onkel ist Rechtsanwalt. Er kann eine einstweilige Verfügung gegen Sie erwirken. Haben Sie mich verstanden?«
Phoebe hörte das R-Wort nicht gerne. Sie hatte sich während des Schreibens jedes ihrer Bücher mit Rechtsanwälten herumgeschlagen, und sie hatte gelernt, sich von ihnen nicht einschüchtern zu lassen, aber in diese Situation waren auch Glenda und das College involviert, und sie konnte es nicht riskieren, Ärger für beide zu verursachen.
Phoebe erhob sich vom Tisch, aber bevor sie ging, versuchte sie, in Alexis Augen zu lesen. Das Mädchen schien jetzt angriffslustig, mehr als nur ein bisschen panisch, und Phoebe fragte sich, ob sie mitten im Gastronomiebereich zu schreien anfangen würde. Das wäre lustig.
»Es tut mir leid, dass ich Sie belästigt habe, Alexis«, sagte Phoebe ruhig. »Ich bin sicher, dass dieses letzte Jahr schrecklich belastend für Sie gewesen sein muss.«
»Sie haben ja keine Ahnung«, sagte das Mädchen.
»Vielleicht doch«, sagte Phoebe. »Die Sechsen sind in letzter Zeit hinter mir her gewesen. Sie sind in mein Haus eingebrochen und haben etwas Schreckliches getan.« Sie griff in ihre Handtasche, holte eine Visitenkarte hervor und ließ sie auf den Tisch fallen. »Wenn Sie Ihre Meinung ändern, rufen Sie mich bitte an. Ich will die Sechsen davon abhalten, jemals wieder jemanden zu verletzten.«
Alexis Gesichtsausdruck war völlig ausdruckslos geworden, als hätte sie sich tief in sich selbst zurückgezogen, obwohl die roten Flecken auf ihrer Haut praktisch zu pochen schienen. Phoebe bewegte sich langsam von ihr weg, in der Hoffnung, dass das Mädchen seine Meinung ändern und ihr nachrufen würde, aber das tat es nicht. Nachdem Phoebe bis zum Ende des Gastronomiebereiches gegangen war, blickte sie unauffällig zurück. Alexis hastete von ihrem Tisch zurück in die Richtung des Gap-Ladens. Die Pizzatüte und die Getränkeflasche waren noch auf dem Tisch, und, wie Phoebe annahm, ihre Visitenkarte.
Phoebe hätte sich den ganzen Weg bis zum Parkplatz in den Hintern beißen können. Sie hatte es vermasselt, total vermasselt. Und doch konnte sie sich nicht vorstellen, welche Taktik bei diesem schreckhaften Mädchen funktioniert hätte.
Sie war bereits bei ihrem Auto, als ihr Telefon klingelte. Sie blickte auf den Bildschirm, fragte sich, ob es Glenda war, mit Neuigkeiten, oder vielleicht sogar Duncan. Auf dem Bildschirm stand »Unbekannter Anrufer«.
»Ja?«, sagte sie, den Anruf annehmend.
Niemand sagte etwas, obwohl sie flache Atemzüge am anderen Ende der Leitung hören konnte.
»Ja?«, fragte Phoebe wieder, und ihr Puls beschleunigte sich ein wenig.
»Niemand darf jemals erfahren, dass ich mit Ihnen gesprochen habe, okay«, sagte plötzlich eine erstickte Stimme. Alexis. Also hatte sie die Karte doch mitgenommen.
»Das werden sie nicht«,
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