Der Kreis der Sechs
ein Muster, erkannte sie. Scott war vor einem Jahr, im letzten Frühjahr gestorben. Im darauffolgenden Herbst hatte sich Wesley Hines im Fluss wiedergefunden. Trevor war offensichtlich im letzten Frühjahr gestorben, und jetzt Lily in diesem Herbst. Es kam Phoebe vor, als befände sie sich in einem dieser lächerlichen, aber furchteinflößenden Horrorfilme, deren Trailer sie gesehen hatte – in denen sich in regelmäßigen Abständen die Leichen von Opfern im Teeniealter stapeln.
Phoebe setzte an, mit dem herauszuplatzen, was sie von Wesley erfahren hatte, hielt sich dann aber zurück. Sie wollte diese Informationen nicht vor Val mitteilen.
»Aber das verstehe ich nicht«, sagte Stockton. Er hatte angefangen, mit vor der Brust verschränkten Armen auf und ab zu schreiten. »Leichen tauchen schließlich aus einem Fluss auf. Warum hat diese so lange gebraucht?«
»Michelson sagte, dass die Leiche in einigen Baumwurzeln in der Nähe des Ufers hängen geblieben ist. Es ist so ähnlich, wie das, was mit Lily geschehen ist.«
»Wer hat sie entdeckt?«, sagte Stockton.
»Michelson war ausweichend, aber es klang so, als wäre tatsächlich die Polizei auf die Leiche gestoßen. Kennen Sie diesen Antiquitätenladen, Big Red Barn, an der R1? Wenn Sie die Straße zu dem Radweg überqueren, ist dort ein Picknickbereich direkt am Fluss. Die Leiche wurde in der Nähe in ziemlicher dichter Vegetation gefunden. Die Polizei hat die Gegend anscheinend aus irgendeinem Grund abgesucht.«
»Vielleicht versuchen sie immer noch herauszufinden, wo Lily ins Wasser gelangt ist«, sagte Phoebe.
»Aber warum …«, begann Val zu sagen, aber Stockton unterbrach sie.
»Sie wissen, was das bedeutet, oder?«, sagte er. »Da draußen ist irgendein Wahnsinniger, der auf unsere Studenten Jagd macht. Wir haben es hier mit einem totalen Alptraum zu tun.«
Jetzt geht das wieder los, dachte Phoebe.
»Doch wie groß der Alptraum sein wird, hängt von unserer Handlungsweise ab«, sagte Glenda. »Wir müssen ruhig bleiben und nachdenken. Wir können es uns nicht leisten, später zu bereuen, wie wir hiermit umgegangen sind.«
»Also, wie sieht der Plan aus?«, fragte Stockton. »Haben Sie mit den Eltern gesprochen?«
»Ich habe ihnen eine Nachricht hinterlassen, aber ich möchte, dass Sie das weiterverfolgen«, sagte Glenda. »Das PR-Team kommt in ein paar Minuten in mein Haus, um dafür eine Strategie auszuarbeiten.«
»Ich sollte dabei sein«, sagte Stockton.
»Nein, Tom, ich brauche Sie hier«, sagte Glenda. »Unsere oberste Priorität sind die Studenten. Ich will, dass Sie eine Rundmail entwerfen, die sie auf die Neuigkeiten aufmerksam macht. Sagen Sie ihnen, dass ich bereits dafür gesorgt habe, dass die Campuspolizei die Sicherheit verstärkt, aber sie müssen außerdem aufeinander aufpassen. Und entwerfen Sie auch eine E-Mail an die Eltern. Alles wird offen gelegt. Ich will außerdem, dass Sie mit Craig ein Brainstorming über zusätzliche Sicherheitsempfehlungen machen, die wir geben sollten. Wir wollen keine Panik auslösen, aber wir könnten den Kids sagen, dass sie nur noch paarweise unterwegs sein sollen.« Sie hielt inne. »Und schließlich will ich wissen, ob wir irgendwelche Rechte haben, das Verhalten der Studenten außerhalb des Campus zu kontrollieren.«
»Was meinen Sie damit?«, fragte Stockton und verengte seine Augen.
»Diese Bar, Cat Tails, taucht in jeder Geschichte wieder auf«, sagte Glenda. »Können wir den Zugang der Studenten zu den Bars am Fluss beschränken? Ich weiß, dass das extrem ist, aber wenn wir einen weiteren Todesfall verhindern wollen, müssen wir vielleicht liebevolle Strenge walten lassen.«
Glenda sah auf ihre Armbanduhr und wandte sich dann an Phoebe. »Hast du dein Auto da? Ich bin heute zu Fuß gegangen, und ich hätte sehr gerne eine Mitfahrgelegenheit nach Hause.«
»Natürlich«, sagte Phoebe, erleichtert über die Bitte. Sie war begierig darauf, alleine mit Glenda zu reden.
»Was kann ich tun, Frau Präsidentin?«, fragte Val. »Ich möchte helfen.«
»Ich weiß das Angebot zu schätzen, Val«, sagte Glenda, »und ich werde es Sie wissen lassen, wenn mir etwas einfällt. Im Moment ist alles, worum ich bitte, dass alle diskret sind.«
Phoebe folgte Glenda aus dem Raum. Im Gebäude war es jetzt unheimlich still. Obwohl im Korridor die Lampen an waren, hatten die meisten Angestellten schon Feierabend gemacht, daher waren die Büros dunkel. Im Gebäude begegneten sie niemandem, aber
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