Der Kreuzfahrer
ins Ohr: »Und bestelle deinem Herrn, dem listigen Earl of Locksley, dass ich meine Schulden bei ihm nicht vergessen habe. Morgen früh soll er sein Silber bekommen, das ihm offenbar so wichtig ist.«
Kapitel 11
D er König stand zu seinem Wort, und am nächsten Tag wurden mehrere schwere Truhen in Robins Quartier gebracht. Es war der Weihnachtsmorgen, die Glocken des Doms erklangen über ganz Messina und luden uns mit ihrem fröhlichen Geläut zur Morgenmesse. An meiner Zelle wurde ebenfalls ein kleiner Beutel Gold abgegeben. Ein Diener brachte ihn, ein nervöser Junge, den William zu früh vorließ, während Nur und ich noch im Bett lagen. Der arg von Pickeln geplagte Bursche quietschte: »Mit diesem Geschenk schickt der König eine Nachricht, Herr.« Ich nickte und schwieg abwartend. Der Junge räusperte sich und ratterte los: »An Blondel, dem es gewiss nie an Manieren noch an reichen Herren mangeln wird. Gott sei mit dir an diesem Weihnachtstag.« Und damit wirbelte der Junge herum und ging.
An diesem Weihnachtsmorgen riskierte ich mit Freuden ewige Verdammnis und eine schwere Buße von Pater Simon, sollte der je davon erfahren, indem ich den Ruf der Glocken zur Morgenmesse ignorierte und an Nur gekuschelt in unserem gemütlichen Bett liegen blieb. Sie war entzückt, dass der König mich mit einem solchen Geschenk ehrte, und fing an, begeistert über die feinen Kleider zu sprechen, die wir mit dem Gold kaufen würden. Mein Arabisch wurde immer besser, sie hatte ein paar Brocken normannisches Französisch aufgeschnappt, und nun konnte ich von ihrem fröhlichen, vielsprachigen Geplauder etwa jedes dritte Wort verstehen. Ich war ebenfalls sehr angetan vom Geschenk des Königs. Und Robin war nun immerhin eine Sorge los, denn mit dem Silber konnte er den Männern ihren Sold auszahlen und das Geld zurückgeben, das er mit Reubens Hilfe bei den einheimischen Juden hatte leihen müssen, um über die Runden zu kommen.
»Das ist bei weitem nicht alles, was er mir in England versprochen hat«, gestand Robin mir eines Morgens ein paar Tage nach Weihnachten, als wir zu einem Jagdausflug in die Berge ritten. »Aber es ist immerhin ein Anfang, und viel besser als nichts. ›Nur eine Pflicht eines jeden Herrn ist holder als die Liebe selbst, nämlich den Ritter reich zu entlohnen …‹ Das gefällt mir, und ich bin dir dankbar dafür, Alan, wirklich dankbar.«
Ich war stolz darauf, dass mein frecher Vers eine so segensreiche Wirkung gehabt hatte. Aber die Stimme der kleinen Made in meinem Kopf raunte mir zu, dass mein Herr mir bei unserem Gespräch über den Mörder in unseren Reihen höchst raffiniert den Gedanken eingegeben hatte, den König um sein Geld zu bitten. Auf der Spur des Attentäters war ich kaum vorangekommen. Ich hatte nur den Kräuterhändler in der Altstadt befragt und herausgefunden, dass er tatsächlich Wolfswurz verkaufte – mehrere Dutzend Unzen pro Woche, doch er behauptete, niemals welchen an Reuben verkauft zu haben. Das bewies weder Schuld noch Unschuld von Robins Arzt, denn selbst wenn der Mann die Wahrheit sagte, hätte Reuben leicht jemand anderen schicken können, um das Gift zu kaufen.
Dieser Tag führte uns hinauf in die Berge Siziliens, auf der Suche nach wilden Keilern. Ein Einheimischer hatte Will Scarlet von einer Gegend erzählt, in der ein großes Schwein offenbar das Land verwüstete: Es zerstörte die Felder und hielt die Bevölkerung in Angst und Schrecken. Diese Information hatte er Little John mitgeteilt, und John hatte sie an Robin weitergegeben, und nun ritten wir alle aus, in der Hoffnung auf eine aufregende Jagd. Robin und ich ritten voraus, gefolgt von John und Will Scarlet. Mein Diener William und der einheimische Führer, ein schmalgesichtiger, dunkelhaariger, zwielichtig aussehender Kerl namens Carlo, der ein barbarisches Französisch sprach, bildeten die Nachhut. William und Carlo führten die Packpferde, die mit Netzen und langen Sauspießen beladen waren. Zwischen unseren Pferden liefen drei Alaunte einher, große, schwere Saupacker, die Carlo gehörten, und Keelie, ausgelassen wie ein Welpe und strahlend vor Hundeglück.
Ich hatte noch nie eine Sauhatz erlebt und war begeistert, dass ich dabei sein durfte. Die Keiler auf Sizilien sind angriffslustige, mächtige Tiere mit enormer Kraft und langen Hauern, die einen Mann vom Schritt bis zur Kehle aufschlitzen können, wenn man ihnen zu nahe kommt. Um sie zu erlegen, führten wir besonders schwere Saufedern mit:
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