Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Kreuzfahrer

Der Kreuzfahrer

Titel: Der Kreuzfahrer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Angus Donald
Vom Netzwerk:
tosenden Lärm einer Schneelawine, fegten sie heran. Ihre Trommeln donnerten im Gleichklang wie das Herz eines Riesen, immer näher und näher heran an die schwerfälligen Karren. Tausend Bogensehnen schwirrten wie eine einzige, tausend Schäfte bildeten einen verschmierten Fleck vor dem hellblauen Himmel, und wie tausend kleine Blitze krachten ihre Pfeile auf Fußsoldaten und Reiterei der Johanniter herab. Sie klapperten an Schwertern und Rüstungen, als zöge ein Kind einen Stock an den Pfählen eines Gartenzauns entlang. Eine weitere Salve erhob sich in die Luft, niedriger diesmal, und prasselte auf unsere Nachhut ein, dann schwenkten die Reiter ab, wendeten ihre Ponys so elegant wie Tänzer und gaben auf dem Rückweg zu ihrer Linie noch eine letzte Salve ab. Der Angriff hatte nicht länger gedauert als ein Vaterunser, doch seine Wirkung war verheerend. Die Pfeile waren in die Reihen der Fußsoldaten gefahren, die den Tross begleiteten, hatten christliche Gliedmaßen durchbohrt und gute Männer blutend und zuckend am Boden zurückgelassen. Anscheinend hatten die Türken aus ihren vergeblichen Versuchen gelernt, was unsere Kettenpanzer aushielten, denn diesmal hatten sie ihre Pfeile erst abgeschossen, als ihre Pferde nur noch ein paar Dutzend Schritt von der christlichen Linie entfernt waren. Die Spießträger der dritten Division hatten standgehalten. Sie hatten sich diesem Pfeilhagel mit zusammengebissenen Zähnen und erhobenen Schilden gestellt, und viele waren tapfer gestorben, von einer Handvoll Pfeile zugleich durchbohrt. Andere hatten grausige Verletzungen in Gesicht oder Hals erlitten. Ein paar Armbrustschützen erwiderten den Beschuss mit ihren starken schwarzen Bolzen, und als die Türken sich zurückzogen, stellte ich erfreut fest, dass sie eine Spur von Toten und Verwundeten hinterließen.
    Ich sah einen Ritter in der schwarzen Ordenstracht der Johanniter auf der Seeseite unserer Linie nach vorn zur Division des Königs jagen. »Die bitten sicher um die Erlaubnis zum Angriff«, bemerkte Sir James de Brus mürrisch.
    »Die bekommen sie nicht«, lautete Robins lakonische Antwort.
    Dann ging die zweite Welle der türkischen Reiterei zum Angriff über. Während die erste die Johanniter attackiert hatte, war eine zweite Formation Berittener vorgerückt, ebenso groß wie die erste. Und als die erste Welle sich von unserem Tross zurückzog und rücklings gewandt eine letzte Salve abschoss, donnerten die nächsten tausend leichten Reiter kreischend heran und entfesselten einen Sturm des Todes über den schwarzen Rittern und ihrer angeschlagenen Infanterie. Einige Johanniter brachten ihr Pferd hinter dem Tross in Sicherheit und nahmen zu Fuß, die lange Lanze in der Hand, einen Platz in der ausgedünnten Linie der Spießträger ein.
    Und noch immer dröhnten die Trommeln, Hörner kreischten, Beckenschläge schrillten, und die Pfeile der Türken surrten durch die Luft. Ich hörte trotz dieses Höllenlärms die Schreie der Verwundeten und die Schlachtrufe der Ritter und Fußsoldaten – und dann musste ich mich von den tapferen Verteidigern zu meiner Linken abwenden, denn plötzlich steckten wir selbst in Schwierigkeiten. Eine große Abteilung der leichten Sarazenenreiter – einige hundert Mann stark – hatte sich ebenfalls von der Hauptstreitmacht gelöst und trabte auf Robins Männer zu.
    »Schildwall!«, brüllte Little John, und achtzig stämmige Spießträger formierten sich zu einer präzisen Aufstellung, die sie Hunderte Male geübt hatten. Sie bildeten eine fünfzig Schritt lange Linie, Schulter an Schulter, so dass ihre großen runden Schilde einander überlappten. Die langen Schäfte der Spieße ragten aus den kleinen Lücken an der Unterseite der Schilde, und so entstand eine Barrikade aus Holz, Muskeln und Stahl, ein Wall, aus dem eine undurchdringliche Hecke scharfer Spieße nach vorn ragte. Wenn dieser Wall standhielt, würde kein Pferd ohne weiteres in die Barriere hineinlaufen – diese Spieße wären sein sicherer Tod.
    Hinter dem Wall unserer Spießträger standen zwei Linien Bogenschützen in dunkelgrünen Cotten, die Bögen bespannt, Kurzschwerter an den Gürteln, Pfeile mit den Spitzen im Boden griffbereit vor sich. Und zwanzig Schritt hinter den Bogenschützen formierte sich unsere Kavallerie mit Robin, Sir James de Brus und mir selbst in der vordersten Linie. Ich war jederzeit bereit, die Befehle meines Herrn oder seine Botschaften überallhin auf dem Schlachtfeld zu tragen.
    Die

Weitere Kostenlose Bücher