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Der Kreuzfahrer

Der Kreuzfahrer

Titel: Der Kreuzfahrer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Angus Donald
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Spiel. Wir blieben im Sherwood ständig in Bewegung, um den Männern des Sheriffs auszuweichen, und fürchteten stets, ein größerer Trupp Soldaten könnte uns finden. Nicht mehr als ein erbärmlicher Haufen umherschweifender Wegelagerer. Mir wurde klar, dass ich wesentlich mehr Geld brauchen würde, um die Organisation aufzubauen, die ich plante. Ich brauchte, nun ja … den Respekt der Dörfer. Ich wollte etwas Großes tun. Ich musste etwas Spektakuläres vollbringen. Also heckten John und ich einen Plan aus.«
    Er streifte seinen Umhang ab, ging zu dem kleinen Holzstoß hinüber und warf einen Ast aufs Feuer. Nachdem er sich wieder gesetzt und die Hände den Flammen entgegengestreckt hatte, fuhr er fort: »Wir beschlossen, den High Sheriff der königlichen Wälder von Nottinghamshire und Derbyshire persönlich zu berauben, in seiner eigenen Burg.«
    Durch die tanzenden Flammen hindurch konnte ich sein Gesicht deutlich erkennen: Er lächelte vor Freude über diese Erinnerung, und seine silbrigen Augen strahlten in der Dunkelheit.
    »Zum Jahrmarkt in Nottingham sollte ein Wettstreit im Schwertkampf stattfinden, der allen offenstand, und wir beschlossen, dass John daran teilnehmen sollte. Er nannte sich … wie war das gleich? … etwas Lächerliches, das irgendwie mit Bäumen zu tun hatte … Greenleaf, glaube ich. Ja, genau. Reynald Greenleaf sollte er sich nennen. Er sollte versuchen, Sir Ralph Murdac auf sich aufmerksam zu machen und in die Burgwache aufgenommen zu werden. Nun, du kennst ja John – er gewann den Wettstreit mit Leichtigkeit, und in der letzten Runde tötete er seinen Gegner sogar. Murdac nahm John sofort in Dienst.«
    Ich war fasziniert. Diese Geschichte hatte ich noch nie gehört. Robin kramte im Vorratsbeutel herum und holte die Reste des Rinderbratens hervor. Er schnitt sich ein dünnes Scheibchen ab und steckte es in den Mund. Ich trank noch einen Schluck aus dem Weinschlauch.
    »Unser Plan für diesen Raub war nicht eben raffiniert«, erzählte Robin, der langsam kaute. »Wir hatten es auf Murdacs Tafelsilber abgesehen: die besten Kelche, Becher und Teller, Pokale, Schüsseln und Platten, die zu Festtagen hervorgeholt wurden. Und wir fanden heraus, dass sie in einem verschlossenen Raum neben der Küche aufbewahrt wurden. John wartete drei Tage lang ab und spielte den treuen Burgwächter, und am dritten Tage schlich er sich nach Mitternacht hinab zur Küche, brach die Tür der Silberkammer auf und füllte einen Sack. Mittendrin wurde er vom obersten Koch ertappt, einem hünenhaften Kerl, beinahe so stark wie John selbst. Offenbar lieferten sie sich eine fürchterliche Prügelei in der Küche, dass die Töpfe und Pfannen nur so flogen, und schlugen einander halb zu Brei. Muss ein Höllenlärm gewesen sein. Schließlich gelang es John, ihn bewusstlos zu schlagen und mit dem Sack voll schepperndem Geschirr zu entkommen. Doch seine Flucht verlief nicht glatt. Der Lärm in der Küche hatte die Burg geweckt, und als John auf einem gestohlenen Pferd davongaloppierte, folgten ihm Sir Ralph Murdac und zwanzig seiner Wachen. Sie schwärmten hinter ihm drein wie zornige Bienen, hastig angekleidet und nur halb bewaffnet.« Robin stocherte mit einem Zweig im Feuer herum, und sein improvisiertes Schüreisen geriet in Brand. Er wedelte damit in der Luft herum und löschte die blauen Flämmchen aus.
    »Natürlich warteten wir im Wald auf John, und als Murdacs halbbekleidete Soldaten auftauchten, schossen wir sie mit unseren Bögen aus dichter Deckung nieder. Sie hatten keine Chance. Die Soldaten galoppierten direkt in einen Pfeilhagel hinein, und drei Herzschläge später sahen wir ein Dutzend leerer Sättel und eine breite Spur blutender, fluchender und sterbender Männer auf dem Waldboden. Der Rest ergriff die Flucht.«
    Er hielt kurz inne. »Dabei ließen sie Ralph Murdac zurück.«
    »Ihr habt also den Sheriff selbst gefangen?«
    »Ja, wir hatten ihn, und er war verwundet – nicht schwer, nur eine Fleischwunde von einem Pfeil in den linken Arm. Doch sein Pferd war von zwei, drei Pfeilen getroffen worden und hatte ihn abgeworfen. Er war starr vor Entsetzen: umgeben von einem Haufen blutrünstiger Gesetzloser, die er auf der Stelle hätte hängen lassen, wenn er sie in Nottingham erwischt hätte, während seine eigenen Männer verletzt und sterbend dalagen oder geflohen waren. Er kauerte auf den Knien und flehte um sein Leben, und die Tränen strömten ihm nur so übers Gesicht. Ich werde den

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