Der Kreuzfahrer
stürzten die braven Bürger Yorks hinter ihm her wie eine Flutwelle.
Ich hatte Robin längst geweckt, und er ging die Reihe der Juden an der Brustwehr entlang und sprach allen Mut zu. Jeder der Männer umklammerte eine Armbrust, und viele wirkten starr vor Angst. »Nicht schießen, nicht schießen«, schrie Robin, den mit einer frischen Sehne bespannten Langbogen in einer Hand, doch seine Stimme ging fast im tosenden, brüllenden Hass der Angreifer unter. »Wenn ich das Signal gebe, werdet ihr dieses Geschmeiß zerquetschen, aber nicht vorher! Haltet still, bis ich den Befehl gebe. Nicht! Schießen!«
Erstaunlicherweise schoss nicht ein einziger Jude seine Armbrust ab, und es flog kein einziger Speer oder Stein. »Wartet ab, wartet ab!«, rief Robin, und dann sah ich, wie er etwas Seltsames tat. Er legte seinen Bogen beiseite und griff nach einem großen Feldstein, einem von Hunderten, die in hohen Haufen auf dem Turm bereitlagen. Er packte ihn mit beiden Händen und stemmte ihn hoch an seine Brust. Der Stein war etwa männerkopfgroß. Robin blickte über die Brüstung hinab auf den tobenden Mob. Der weiße Mönch stand an der eisenbeschlagenen Tür des Turms. Er hämmerte mit seinem Kreuz auf die Eichenbalken ein und befahl den Juden, im Namen Jesu zu öffnen, fügte der Tür jedoch keinen ersichtlichen Schaden zu. Robin beugte sich über die Brustwehr, schob den Felsbrocken über den Rand, nahm sich einen Augenblick Zeit, um zu zielen, und schleuderte dann den mächtigen Stein fast senkrecht hinunter auf den Kopf des weißen Mönchs.
Der Kopf platzte wie ein zu Boden fallendes Ei, schimmerndes Blut und Gehirnmasse klatschten auf das dunkle Holz der Treppe. Der Körper sackte zusammen, die Füße zuckten ein letztes Mal, dann blieb er still.
Ich schwöre euch, ja, ich schwöre bei Maria, der Mutter Gottes, dass der ganze blutrünstige Mob erstarrte, vor Schock über den Tod des heiligen Mannes wie blitzartig zu Eis gefroren. Und dann reckte Richard Malbête in den mittleren Reihen der Menge das Schwert in die Höhe und brüllte: »Tötet sie, tötet sie alle!« Die Menge kreischte wie von unsäglichen Schmerzen gepeinigt und stürmte wieder vorwärts.
»Jetzt schießt!«, schrie Robin. »Schießen, nachladen, schießen, immer weiter!« Mit einem ledrigen Schwirren ließen die Verteidiger wie ein Mann ihre Sehnen losschnellen, und ein Hagel schwarzer Bolzen fuhr in die Menge hinab. Dutzende Christen brachen aus dem Gedränge vor der Tür aus und taumelten mit tiefen Wunden in Hals, Schulter oder Kopf zurück. Einem Mann mit einer roten Kapuze, der mit gebleckten Zähnen zu den Juden auf dem Turm hinaufstarrte, fuhr ein Bolzen ins Auge. Er fiel auf die Knie und wurde von dem Mob niedergetrampelt. Einige unserer Männer folgten Robins Beispiel und hoben, nachdem sie ihre Armbrust abgeschossen hatten, Steine von den Haufen an der Brustwehr auf. Mit grausamer Wucht schleuderten sie die Geschosse auf die Angreifer hinab. Andere luden methodisch nach, spannten die starken Sehnen mit der Kraft von Rücken und Beinen, legten einen Bolzen in die Rinne, lehnten sich über die Brüstung und schossen immer wieder in die Menschenmasse hinab.
Auf den steilen Flanken des Bergfrieds lagen inzwischen verletzte und sterbende Männer verstreut, und sogar einige Frauen, die sich von dem Fanatismus hatten mitreißen lassen. Immer mehr Christen strömten über die mit Bohlen bedeckte Erdrampe vom Burghof herüber, nahmen die Plätze ihrer gefallenen Nachbarn ein, drängten sich vor der kleinen Tür des Turms und droschen mit Äxten, Schwertern und sogar einfachen Knüppeln auf die Eisenplatten ein. Sie hatten keine Chance. Die schwarzen Bolzen zischten rasch und dicht herab wie ein tödlicher Schwarm, fuhren mit Wucht in die ungeschützten Leiber und richteten ein grausiges Gemetzel an. Robin neben mir hatte seinen Bogen wieder aufgenommen. Mit angelegtem Pfeil suchte er die Menge nach einem bestimmten Ziel ab. Und ich wusste, wen er suchte. Richard Malbête stand, umringt von seinen Wachen, in einigem Abstand vor dem Turm und trieb den Mob mit Flüchen und dem Schlachtruf »Es ist Gottes Wille!« voran. Ich beobachtete, wie Robin auf ihn anlegte, die Bogensehne die letzten Fingerbreit bis zum Ohr zurückzog und schoss. Der Schuss war gut gezielt, doch im letzten Augenblick riss der Soldat neben Malbête seinen Schild hoch. Mit einem dumpfen Schlag blieb der Pfeil ein, zwei Fingerbreit unter dem oberen Rand stecken. Robin fluchte
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