Der Kreuzritter - Aufbruch - Vägen till Jerusalem
Forshem.
Einige Tage vorher ließ der Königspriester in Husaby, dem der Priester in Forshem von Arns guter Singstimme vorgeschwärmt hatte, anfragen, ob Arn schon früher nach Husaby kommen könne, um vor der Weihnachtsmesse mit dem Chor zu üben. Arn fand dies einen christlichen
Vorschlag, zu dem er nicht Nein sagen konnte. Er legte die Maurerkelle beiseite und machte sich sofort bereit, nach Husaby zu reiten. Magnus wollte ihm einige Leibwächter mitgeben, doch Arn lehnte ab und erklärte, zu Pferde und bei Tageslicht werde ihm niemand zu nahe kommen, zumindest dann nicht, wenn er seinen eigenen elenden Mönchsklepper reiten dürfe, wie er lachend hinzufügte.
Magnus konnte neuerdings auch darüber lachen, da er erkannt hatte, dass er sich bei Arns Pferd genauso geirrt hatte wie bei seinem Schwert. Überdies hatte er Arns Fähigkeiten beim Umgang mit dem Schwert ebenso falsch eingeschätzt wie seine Reitkünste. Magnus hatte wegen all dieser Dinge um Verzeihung gebeten, und deshalb brauchten darüber keine Worte mehr gewechselt zu werden.
Arn reiste im Morgengrauen des folgenden Tages ab, wohl gerüstet, sorgfältig in Wolfsfelle gehüllt und mit Kirchenkleidung in den Satteltaschen. Es herrschte eine beißende Kälte, aber er konnte schnell reiten, sodass er selbst und auch Chimal die Wärme hielten, ohne zu schwitzen. Er erreichte die Kirche von Husaby schon um die Mittagszeit. Nachdem er Chimal im Stall untergebracht und im Haus des Priesters ein kleines Willkommensbier getrunken und ein Stück Brot gebrochen hatte, wie die Sitte es verlangte, begab er sich in die Kirche. Diese war nach dem Dom von Skara die größte im Westlichen Götaland und hatte im Westen einen gewaltigen Turm, der schon vor Menschengedenken errichtet worden war.
Arn war sehr guter Laune, denn er sang gern und glaubte, dass jeder die Weihnachtshymnen auswendig singen konnte. Außerdem war Weihnachten eine Zeit der
Freude, und Arn ging davon aus, dass die entsprechenden Tonarten auch für all jene leicht zu singen sein müssten, die nicht viel Übung darin hatten.
Doch unter den Chorsängern war er nicht der Einzige, der bei Zisterziensern geübt hatte. Dort befand sich auch Cecilia Pålsdotter, die in den letzten Jahren, abwechselnd mit ihrer Schwester Katarina, im Kloster von Gudhem am Hornborgasee ausgebildet worden war.
Arn hörte ihre Stimme, sobald er den ersten Schritt in die kalte Kirche getan hatte. Klar und rein übertönte sie alle anderen, und Arn blieb voller Verwunderung stehen und lauschte. So etwas Schönes hatte er noch nie gehört, und er dachte bei sich, dass zwar auch ein Knabensopran in einem Chor strahlen konnte, dass dieser Gesang jedoch noch schöner war. Der Frauensopran hatte mehr Fülle und mehr Leben.
Arn war in einiger Entfernung von den übenden Sängern stehen geblieben und sah nicht, wem diese himmlische Stimme gehörte. Bis auf Weiteres kümmerte er sich nicht darum, da er den Blick auf den Steinfußboden gerichtet hielt, um nicht durch die Augen abgelenkt zu werden, sondern sich voll auf den Klang konzentrieren zu können und die Musik bis in den letzten Winkel zu erfassen.
Als der Chor vier der sechzehn Verse gesungen hatte, welche die Hymne umfasste, machte der Priester, der den Chor leitete, eine Pause. Er wollte etwas korrigieren und schimpfte mit einem Sänger der zweiten Stimme. Da trat Arn vor, begrüßte den Priester und verneigte sich schüchtern vor der Gruppe der Sänger.
In diesem Augenblick sah er sie zum ersten Mal. Er hatte das Gefühl, als sähe er Birgite vom Limfjord wieder, wenngleich als erwachsene Frau, die Birgite, um derentwillen
er so viel Buße hatte tun müssen und die der Anlass gewesen war, dass er mit Pater Henri fast in Streit geriet, als es um die Frage ging, was Liebe eigentlich war. Das gleiche dicke rote Haar in einem Zopf auf dem Rücken, die gleichen munteren braunen Augen und das gleiche schöne, blasse Gesicht. Er musste sie unbewusst angestarrt haben, denn sie lächelte ihm spöttisch zu und war es offenbar gewohnt, dass junge Männer sie anstarrten. Sie wusste jedoch nicht, wer er war, denn der Priester hatte kein Wort darüber verloren, dass er einen zusätzlichen Sänger bestellt hatte.
Der Priester von Husaby freute sich natürlich, denn wenn dieser Arn ein auch nur halb so guter Sänger war, wie der etwas tölpelhafte Priester von Forshem in seiner Prahlerei behauptet hatte, würde es zusammen mit dem ungewöhnlich schönen Sopran in der ersten Stimme
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