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Der Kreuzritter - Aufbruch - Vägen till Jerusalem

Titel: Der Kreuzritter - Aufbruch - Vägen till Jerusalem Kostenlos Bücher Online Lesen
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nicht, sich am Esstisch auch nur die kleinste Frechheit zu erlauben.
    Am Ende musste Magnus sich dennoch des Problems annehmen. Er räusperte sich und schob sein gebratenes Fleisch beiseite. Das war ein Zeichen, dass er zu Ende gegessen hatte und mehr Bier wollte, was ihm umgehend gereicht wurde.
    »Ja, es ist wirklich lange her, seit wir hier auf Arnäs einen Leibeigenen erschlagen haben. Wir entmannen sie ja nicht mal mehr«, begann er mit einer Entschlossenheit, die sofort in sich zusammensank, da seine Frau keinerlei Anstalten machte zu antworten.
    »Willst du ihn selbst totschlagen, Vater?«, fragte Arn eifrig.
    »Ja, mein Sohn, das ist die schwere Verantwortung des Hausherrn«, erwiderte Magnus und warf Sigrid einen Seitenblick zu. Diese wich seinem Blick jedoch aus. Und so fuhr er fort, seinem Sohn zu antworten, obwohl er in Wahrheit zu seiner Frau sprach.
    »Du siehst ja, mein Sohn, und du auch, Eskil, dass hier auf Arnäs eine gute Ordnung herrscht. Unsere Leibeigenen sind gefügig und wohlgenährt. Sie wissen genau, dass sie ihren Heidengöttern dankbar sein können, dass sie hier wohnen dürfen und nicht woanders. Aber ich bin ihr Hausherr und ihr Gesetz. Das Recht muss bestehen bleiben, und die Gesetze müssen befolgt werden. Ein Vergewaltiger muss sterben, das ist einfach so. Es ist keine lustige Angelegenheit, einen Leibeigenen zu köpfen, aber es muss sein, damit wir hier auf Arnäs unsere gute Ordnung behalten können.«

    Er verstummte, weil ihm plötzlich aufging, dass er in einem Tonfall und mit Worten zu seinen kleinen Söhnen sprach, die nicht für sie gedacht waren. Doch inzwischen war er schon zu sehr auf die Neugier und das Entsetzen der Jungen eingegangen.
    »Willst du ihn selbst köpfen, Vater?«, fragte Arn erneut.
    »Ja, das werde ich«, sagte Magnus mit einem Seufzen. »Auf vielen anderen Höfen hält man sich eigene Schinder, aber das habe ich nie für eine gute Sitte gehalten. Was soll ein solcher Kerl tun, wenn er nicht gerade seine eigenen Leute köpft oder prügelt? Und wie ich höre, werden diese Männer oft hinterrücks von ihren eigenen Leuten erschlagen. Nein, ich habe nie einen eigenen Schinder haben wollen. Das hier ist meine Verantwortung, und sie ist schwer. Aber man kann seiner Verantwortung selbst dann nicht entgehen, wenn es darum geht, zu töten. Das solltest du wissen, Eskil, denn in Zukunft wirst du dir noch oft solche Überlegungen machen müssen.«
    Das Gespräch erstarb so schnell, wie es aufgekommen war. In dieser Angelegenheit gab es nichts mehr zu sagen. Und ein neues Thema hätte die erloschene Unterhaltung auch nicht wieder entfachen können.
    Am nächsten Morgen ließ Magnus seine zwölf Leibwächter, seine Leibeigenen und die Freigelassenen mit ihrer Brut antreten. Wenn man alle Kinder mitzählte, waren es gut hundert. Sie mussten sich auf dem höchsten Punkt des Burghofs aufstellen, sodass alle nach unten blicken konnten, wo er mit seinem Breitschwert wartete.
    Er hatte nachts schlecht geschlafen, aber kein Wort mit Sigrid gesprochen, sondern alle Entscheidungen selbst getroffen. Er würde den Leibeigenen nicht foltern und
nicht rädern lassen, ihm auch nicht den Teil des Körpers abschneiden lassen, mit dem er am meisten gesündigt hatte. Er hatte auch nicht vor, ihn zu seiner Erniedrigung aufzuhängen, sondern wollte ihm nur das Leben nehmen. Und er würde es selbst und mit einem Schwert tun. Damit würde er sich als milder Herr erweisen, denn gerade die Hinrichtung mit dem Schwert war eine Gunst, die verbrecherischen Leibeigenen nicht zustand.
    Skule zitterte vor Kälte und hatte blaue Lippen, als man ihn hinausführte. Er hatte die Nacht ohne wärmende Felle oder Mantel in der Vorratskammer verbracht, was ihm sichtlich schlecht bekommen war. Dennoch schien er nicht zu verstehen, was ihn erwartete. Als er seinen Herrn mit dem großen Schwert im Schnee stehen sah, als er das Tannenreisig entdeckte, das in einem Halbkreis um die Füße seines Herrn ausgelegt war, begann er zu treten und sich zu wehren, sodass der Schnee um seine schlecht beschuhten Füße aufstob. Es gelang ihm, einen Schuh abzustreifen, sodass sein blau gefrorener und schmutziger Fuß lange Spuren im Schnee zurückließ, als man ihn unerbittlich zum Richtplatz schleifte.
    Eskil und Arn standen mit ihrer Mutter ein wenig vor den Männern der Leibwache, die sie wiederum von den Leibeigenen und den Freigelassenen trennten. Sigrid verzog keine Miene. Ihr Gesicht war wie in Eis erstarrt und

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