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Der Kreuzritter - Das Erbe - Guillou, J: Kreuzritter - Das Erbe - Arvet efter Arn

Titel: Der Kreuzritter - Das Erbe - Guillou, J: Kreuzritter - Das Erbe - Arvet efter Arn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jan Guillou
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wenig. Denn Alde war wie viele junge Menschen von dem schwärmerischen Traum beseelt, ihr Leben Gott zu opfern … als Antwort auf ihre Trauer. Sie glaubte, der Tod ihres Vaters in der Blüte seines Lebens sei ein deutliches Zeichen der himmlischen Mächte, dass sie sich von der Welt abwenden solle, da das gute Leben ohnehin vorüber sei.
    Solchen Ideen wollte Cecilia Rosa weder mit Spott noch mit wortreichem Ernst begegnen. Aber noch weniger wollte sie, dass Alde für immer hinter Klostermauern verschwand. Dass dies für eine von Trauer und exaltierter Frömmigkeit Erfüllte kein stichhaltiger Einwand war, verstand sie sehr wohl. Selbst eine in kirchlichen Fragen nur mäßig bewanderte junge Frau hätte sofort erwidert, dass solche Rede egoistisch und für Berufene belanglos sei.
    Dieser Kampf um Alde führte Cecilia Rosa jedoch gewissermaßen ins Leben zurück, da es jetzt wieder etwas gab, worauf sie hoffen und das sie verlieren konnte.

    Bevor Alde nach Riseberga aufgebrochen war, hatten sie lange in Cecilia Rosas Rosengarten, in dem jetzt langsam die Winterruhe einkehrte, voneinander Abschied genommen. Bei dieser Gelegenheit war Cecilia Rosa etwas gelungen, das sie mit gewisser Hoffnung erfüllte. Sie hatte Alde das Versprechen abgerungen, das erste Jahr in Riseberga bei den Familiaren zu verbringen, um sich zu vergewissern, dass sie wirklich auserwählt sei. Jungfern aus guter Familie konnten eigentlich schon nach wenigen Wochen als Novizinnen ihr Gelübde ablegen. Danach gab es kein Zurück mehr. Cecilia Rosa hatte lange schweigend ihre verwelkenden Rosen, denen die ersten Frostnächte bereits ziemlich zugesetzt hatten, betrachtet und überlegt, dass es möglicherweise eine ausreichende Prüfung für ihre Tochter sei, bei Frost in ein Kloster einzuziehen. Ihr Leben hinter den Klostermauern würde mit der Zeit der Winternächte beginnen. Ungünstiger wäre es, wenn Alde ihr Klosterdasein nach der Schneeschmelze antreten würde, zu einer Zeit also, in der Frühling und Sommer das Klosterleben so angenehm gestalteten, dass man sich die Qualen des Winters kaum vorstellen konnte.
    Nachdem ein Jahr vergangen war und erneut der Herbst nahte, kam der Augenblick der Entscheidung. Offenbar saß Alde der Klosterwinter noch in den Knochen. Jetzt musste sie entweder ihre Gelübde ablegen und für immer in Klausur bleiben oder zum Leben auf Forsvik zurückkehren. Eindringlicher und deutlicher ließ sich die Berufung einer jungen Frau kaum prüfen.
    Nun hatte sich Alde für die Liebe zum Leben und nicht für den Verzicht entschieden. Nach Erhalt dieser Nachricht verbrachte Cecilia Rosa viele Stunden in der kleinen Stabkirche auf Forsvik im Gebet und in Zwiesprache mit
der Mutter Gottes. Danach trat sie geläutert und von ihrer Trauer befreit in den Sommerwind. Keine Aufgabe konnte ihr größere Genugtuung bereiten, als Aldes Rückkehr vorzubereiten.
    Ein Umstand jedoch stimmte sie nachdenklich. Obwohl der Brief aus Riseberga von der Äbtissin Kristina verfasst war, so gingen aus ihm doch klar und deutlich Aldes Wünsche hervor. In dem Brief stand, dass es unvorsichtig sei, Alde angesichts der unsicheren Zeiten, in denen Jungfernraub zu Wasser und zu Lande nichts Ungewöhnliches war, den dunklen Herbstweg von Riseberga nach Forsvik allein zurücklegen zu lassen. Daher wäre es gut und klug, wenn Ritter Sigurd und einige seiner Männer die Güte hätten, Alde sicher nach Hause zu geleiten.
    Cecilia Rosa wäre nicht im Traum eingefallen, Alde allein reisen zu lassen, dessen musste sich Alde doch bewusst sein. Die Bitte um Geleitschutz war also vollkommen unnötig. Ebenso unnötig war es, einen konkreten Wunsch zu äußern, wer von den vielen Rittern auf Forsvik diese Aufgabe übernehmen solle.
    Aber Alde hatte ausdrücklich den Namen Sigurd genannt. Für Cecilia Rosa war das die Bestätigung einer Vermutung, die sie sich nie recht hatte eingestehen wollen. In der Zeit vor dem letzten Krieg hatte sie des Öfteren beobachtet, wie sich Sigurd und Alde verstohlene Blicke zugeworfen und bei mehr als einem Abendessen wie zufällig nah beieinander gesessen hatten. Damals hatte Cecilia Rosa dies nur für jugendliche Schwärmerei gehalten. Kein Grund zur Freude oder Besorgnis. Aber wenn Alde jetzt, fast zwei Jahre später, ausdrücklich nach Sigurd schicken ließ, war das etwas ganz anderes. Dann würde er großen Raum einnehmen in dem Leben, das sie gewählt hatte, statt sich bis zum Tode einzukerkern.

    Cecilia Rosa entschloss sich

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