Der Kreuzritter - Das Erbe - Guillou, J: Kreuzritter - Das Erbe - Arvet efter Arn
auf den Hof reiten sah, die sich nur wirkliche Edelleute leisten konnten, und mit einem Folkunger-Schild, auf dem das Gold des Löwen in der Morgensonne glänzte, befahl er sofort, dass dieser Folkunger besonders geehrt werden und daher ganz vorne reiten müsse.
So kam es, dass Birger in der zweiten Reihe hinter den Wappenträgern, Herrn Agne selbst und seinem Sohn, dem Bräutigam Jon, herritt. Neben ihm ritt Jons Freund Knut. So hatte sich Birger das wirklich nicht vorgestellt.
Nachdem das Gefolge Agneshus verlassen hatte, schwiegen Birger und Knut lange.
»Hast du letzte Nacht etwas über mich gesagt, das ich wissen sollte, oder etwas, das ich nicht wissen will?«, fragte Birger schließlich grimmig.
»Einiges habe ich vielleicht gesagt, was dich nicht erfreuen würde, aber noch mehr habe ich verschwiegen«, erwiderte Knut unwillig.
»Erzähl mir davon, das ist zwar unbehaglich, aber je schneller es überstanden ist, desto besser«, erwiderte Birger, ohne Knut anzusehen.
»Ich sagte, dass wir enge Freunde und uns auf der Königsburg Näs begegnet sind. Seither wären wir unzertrennlich und hätten viel zusammen gejagt«, antwortete Knut nach langem Nachdenken und mit gequälter Miene.
»Ja, unzertrennlich, das ist wahr. Aber niemand weiß also, dass uns der König befohlen hat, dass ich ein ganzes Jahr lang deine Schwerthand trainieren soll. Ich ahne, dass das auch niemand erfahren soll«, sagte Birger.
»Nein, das wäre mir lieber«, gab Knut zu. »Wir sind einfach enge Freunde, du und ich.«
Damit kam ihre Unterhaltung zum Erliegen. Birger war es unangenehm, mit einem Mann zusammen zu sein, der sich nicht an die Wahrheit hielt, aber da er Schlimmeres als diese unschuldigen Halbwahrheiten befürchtet hatte, war er nicht so bedrückt, wie er gefürchtet hatte. Außerdem war er erleichtert, das Unangenehme ausgesprochen zu haben. Es hatte sich wieder einmal bewahrheitet, was sein geliebter Großvater stets gesagt hatte: Man solle lieber gleich mit der Sprache herausrücken, weil langes Warten die Qual nur erhöhe. Deswegen war er vollkommen überrumpelt, als Knut ein noch heikleres Thema anschnitt, wenngleich es eine Weile dauerte, bis er begriff, was Knut wirklich meinte.
»Da ist noch etwas, das ich gerne erörtern würde, und es fällt mir nicht leicht, darüber zu sprechen«, sagte Knut nach langem Schweigen. »Wenn wir nach Agneshus zurückkehren, dann beginnen nach einer kurzen Vesper die Junkerspiele. Es bleibt kaum Zeit zum Ausruhen, denn vor Einbruch der Dunkelheit müssen wir fertig werden. So wie es aussieht, gibt es etwas, das uns Kopfzerbrechen bereitet.«
»Bei den Junkerspielen? Das kann ich mir nicht vorstellen. Da gibt es doch keine Zweikämpfe«, erwiderte Birger ahnungslos.
»Niemand hier weiß, dass du mein Lehrer bist«, begann Knut nachdenklich. »Niemand hier weiß, dass du Forsviker bist oder auch nur, was das bedeutet. Ein paar Stallknechte ahnen offenbar, was eure Pferde wert sind, denn darüber habe ich munkeln hören.«
»Ich weiß nicht, worauf du hinauswillst. Genauso wenig weiß ich, was es für Schwierigkeiten bei den Spielen geben sollte«, antwortete Birger.
»Alle Freunde und Verwandten erwarten, dass ich die Junkerspiele gewinne«, setzte Knut nach einer Weile des dumpfen Schweigens wieder an. »Das wäre eine Freude für alle, und es wäre auch das Beste für die Freundschaft unserer Familien. Wenn Herr Agne nicht den Einfall gehabt hätte, dich zu den Spielen einzuladen, wäre es ganz sicher so gekommen. Das ist es also, worüber ich mir den Kopf zerbreche.«
»Ich kann weder Äxte noch Speere werfen. Das ist etwas für Bauernkrieger, und wir haben es auf Forsvik nie geübt«, erwiderte Birger und schaute weg. Es war ihm anzusehen, dass er sich schämte. Doch hatte das mehr mit der Wendung dieses Gesprächs zu tun als mit seiner Unwissenheit, was die Kriegsspiele der Bauern betraf.
»Drei der Wettkämpfe sind, wie du weißt, zu Pferde«, fuhr Knut zögernd fort. »Und nach dem, was mein lieber Verwandter, König Erik, über Pferde und Leute wie dich gesagt hat, glaube ich, dass du zu Pferde ebenso geschickt bist wie mit dem Schwert.«
Jetzt verstummte Knut, als könne er den Vorschlag nicht aussprechen, der in der Luft lag. Birger unternahm allerdings auch nichts, um ihm zu helfen. Mit finsterer Miene starrte er geradeaus. Knut litt fürchterliche Qualen, und als er endlich aussprach, was er wirklich meinte, waren seine Worte nicht sonderlich wohl
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