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Der Kreuzritter - Rückkehr - Riket vid vägens slut

Titel: Der Kreuzritter - Rückkehr - Riket vid vägens slut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jan Guillou
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so hasserfüllten Blick an, als seien sie Feinde auf einem Schlachtfeld. Außerdem benutzten sie keine Übungsschwerter, sondern scharf geschliffene. Als Sune begriff, dass er wirklich den Tod vor Augen hatte, verfluchte er seinen Hochmut. Eine ganze Weile gelang ihm kein einziger Hieb, denn er hatte alle Mühe, zu parieren und auszuweichen.
    Alles, was ihm die Männer der Garde vorher erzählt hatten, schien zu stimmen, denn innerhalb kürzester Zeit hatte Herr Ebbe zweimal mit dem Schwert auf Sunes linken Fuß gezielt, und zweimal tat er so, als schwanke er zur Seite, nur um sich blitzschnell umzudrehen und wie rasend auf Sunes Kopf loszuschlagen.
    Dem König und seinen Gästen gefiel nicht, was sie da sahen, denn ein Festtag sollte nicht mit Blut und Tod enden. Die Ehre verbot es jedoch selbst dem König, sich in einen Zweikampf einzumischen, der bereits begonnen hatte.
    Nachdem der Kampf eine Weile gedauert hatte, merkte Sune, dass er wieder klarer denken konnte, denn jetzt wurden die Pausen zwischen den Attacken größer. Während ihm das Herz bis zum Hals schlug, hatte er alles getan, was er von Kindesbeinen an geübt hatte, ohne auch nur einmal nachzudenken. Er hatte immer nur von eins bis drei gezählt und sich auf Drei bewegt, um dann die Klinge seines Gegners an seinem Kopf oder seinem linken Fuß vorbeisausen zu sehen. Langsam erfüllten ihn immer mehr Selbstvertrauen und die Gewissheit,
ein Forsviker zu sein. Was er in Forsvik konnte, das konnte er auch hier.
    Statt sich nur zu verteidigen, ging er allmählich zum Angriff über, und schon bald trieb er Herrn Ebbe vor sich her und ließ es gar nicht erst zu, dass dieser auf seinen Fuß oder seinen Kopf zielte. Außerdem musste er sich das Ende des Kampfes vorstellen. Wie man ihn verlor, sah er mühelos vor sich. Aber wie gewann man ihn? Sollte er, der Kundschafter, den Herr Arn ermahnt hatte, möglichst unauffällig zu sein, wirklich den Marschall des Reiches töten?
    Je länger sie kämpften, desto müder wurde Herr Ebbe und desto mehr begann er zu keuchen. Es ergaben sich für Sune immer mehr Gelegenheiten, ihm eine schwere Verwundung beizubringen. Er beschloss, seinen Gegner nicht zu töten, sondern den Kampf so lange fortzusetzen, bis dieser völlig erschöpft war, denn jetzt war nicht mehr zu übersehen, wer von den beiden der ältere war.
    Oben auf der Tribüne hatten schon mehrere der dänischen Edelleute dem König zugeflüstert, dass der Kampf abgebrochen werden müsse, ehe er ein schreckliches Ende nehme, selbst wenn man damit gegen den geltenden Brauch verstieß. Herr Ebbe würde vermutlich nur noch erschöpfter werden, und schon jetzt hätte der junge Folkunger ihn wahrscheinlich töten können, wenn er das gewollt hätte.
    Der König musste jedoch nicht eingreifen. Plötzlich hob Herr Ebbe die Hand, trat auf den König zu und meinte, er wolle den jungen Knappen begnadigen. Denn es wäre wirklich schade, meinte er atemlos, einen so fähigen Jüngling töten zu müssen, der lieber seinem König dienen solle, statt so früh das Zeitliche zu segnen.

    Ohne das geringste spöttische Lächeln stimmte der König diesen offenbar edlen und klugen Worten nachdenklich zu, winkte Sune zu sich und fragte ihn, ob er mit einem Sieg unter diesen Bedingungen einverstanden sei. Eine Menge törichter Antworten schossen Sune durch den Kopf, aber es gelang ihm, sich zurückzuhalten, und er verbeugte sich nur und meinte, es sei eine große Ehre, vom mächtigsten Schwertkämpfer, dem er je begegnet sei, diesen Gunstbeweis zu erhalten.
    Das war gewiss die größte Lüge, die Sune über die Lippen gekommen war, seit er sich auf Näs befand. Aber er hatte versucht, seine Torheit zumindest mit einem Quentchen gesunden Menschenverstands aufzuwiegen.
    Und doch war es vielleicht gerade diese Torheit, die die Zukunft des Reiches rettete. Denn so wie die Ereignisse jetzt ineinandergriffen, wurden viele Leben gerettet, obwohl noch mehr verlorengingen.
    An zwei langen Abenden durfte Sune mit der Siegerkrone neben Helena sitzen, und diese Zeit war mehr als ausreichend, um das schwelende Feuer in ihnen so recht auflodern zu lassen. Obgleich sie vor aller Augen dagesessen hatten und sich entsprechend hatten benehmen müssen, hatten sie sich seitdem nicht nur ihre Leidenschaft füreinander gestanden, sondern auch praktischere Dinge besprochen, wie sie sich beispielsweise unter vier Augen treffen konnten oder zumindest unter Verhältnissen, die dem einigermaßen nahekamen.
    Helena

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