Der Kreuzritter - Rückkehr - Riket vid vägens slut
nur gegen den Angriff des Feindes wehrte.
Der andere Teil der Verteidigung beinhalte, dass man selbst zum Angriff schreite, und zwar noch ehe der Feind die Belagerung begonnen habe. Ein ganzes Belagerungsheer nach Arnäs zu bringen sei für den Feind ein sehr aufwendiges und umständliches Unterfangen. Auf dem Weg dorthin könne man daher die Vorratstransporte des Feindes mit Hilfe von Reitern angreifen, die schneller seien als die feindlichen. Dadurch würde der Feind geschwächt und seine Kampflust gebrochen.
Wenn dann die Belagerung ein paar Wochen gedauert habe und der Feind schon müde sei, würde sich plötzlich das Tor der Burg öffnen, und Reiter in schweren Waffen würden herausströmen und beim Feind für große Verluste sorgen, größer als in den eigenen Reihen. Mit seinem Dolch zeichnete Arn kraftvolle Linien auf die Erde.
Eskil verlor sich mehr und mehr in den Erzählungen, wie in anderen Ländern Krieg geführt wurde. Ihm leuchtete ein, was Arn sagen wollte, dass nämlich die Neuerungen, die es draußen in der Welt gebe, früher oder später
auch ins Westliche Götaland gelangen würden. Folglich war es am besten, dieses Neue zu erlernen, bevor die Feinde davon erfuhren. Aber wie sollte neben der Bautätigkeit auch das noch gelingen?
Solche Kenntnisse seien das eine, sagte Arn. Und die besäße er wie auch viele seiner weit gereisten Gäste. Silber sei das andere. Bei den Kriegen in der großen Welt waren die, die am meisten Silber besaßen, am mächtigsten. Ein Reiterheer lebte nicht von der Luft allein oder von seinem Glauben, sondern von Vorräten und Waffen, die gekauft werden müssten. In der jüngsten Zeit sei der Krieg mehr und mehr zum Geschäft geworden und nicht mehr so sehr im Willen der Bundesgenossen begründet, das Leben und Eigentum der Verbündeten zu schützen. Hinter jedem Mann in Waffen und Ringpanzer stünden hundert andere, die Getreide anbauten, Ochsenkarren führten und Holzkohle für die Schmieden herstellten, die Waffen und Rüstungen schmiedeten und diese über die Meere transportierten, die Boote bauten und segelten, die Pferde beschlugen und fütterten, und dazu brauche man immer Silber. In Kriegen gehe es nicht mehr um den Streit zwischen zwei Bauernfamilien, von der die eine ihre Ehre gekränkt sehe oder den König oder Jarl bestimmen wolle, es gehe ums Geschäft. Der Krieg sei das größte Geschäft von allen.
Wer dieses Geschäft mit Vernunft, Silber und Kenntnissen betreibe, könne sich den Sieg erkaufen, wenn es zum Krieg komme. Oder noch besser, er könne sich den Frieden kaufen. Denn wer genügend gerüstet sei, werde nicht angegriffen, meinte Arn.
Diese plötzliche Einsicht, dass seine Geschäfte für Krieg und Frieden doppelt so wichtig seien wie alle seine waffenfähigen Männer, überwältigte Eskil so sehr, dass er
verstummte. Der Mönch und Arn deuteten das Nachlassen seiner Fragen falsch und glaubten, die Lektion habe ihn ermüdet. Deshalb beschlossen sie weiterzureiten.
Sie waren an diesem Tag schon bei drei Steinbrüchen gewesen, ehe Arn und der Mönch das, was sie suchten, im vierten fanden. Hier gab es nur Sandstein, und man hatte erst vor kurzem mit dem Abbau begonnen. Es waren nur wenige Steinmetzen bei der Arbeit, dafür gab es ein Lager mit bereits behauenen Steinquadern, die noch nicht verkauft waren.
Durch ein solches Material könne man viel Zeit gewinnen, erklärte Arn. Sandstein sei zwar mitunter zu weich, insbesondere bei Mauern, die von schweren Rammböcken angegriffen werden könnten. Auf solche Angriffe brauche man sich auf Arnäs allerdings nicht vorzubereiten, da es auf der Landzunge bis zu den Mauern so steil bergauf gehe, dass sich dort keine Rammböcke einsetzen ließen. Auf der östlichen Seite der Burg, am Wallgraben und bei der Zugbrücke, sei die Erde viel zu weich und sumpfig, als dass man Rammböcke aufbauen könne. Sandstein sei also völlig ausreichend. Außerdem habe Sandstein den Vorteil, dass er sich leichter behauen und glätten lasse als Kalkstein, ganz zu schweigen von Granit.
Eskil machte keine Einwände und wirkte in Arns Augen unerwartet fügsam, als er allen Entscheidungen zustimmte, die die Arbeiten der nächsten Wochen in den Steinbrüchen sowie die Rekrutierung neuer Steinmetzen betraf.
Er klagte jedoch über großen Durst und warf Bruder Guilbert einen seltsamen Blick zu, als dieser ihm einen Ledersack mit lauwarmem Wasser reichte.
Der nächste Ausflug, den sie zusammen unternahmen, dauerte kaum länger.
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