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Der Kreuzritter - Verbannung - Tempelriddaren

Titel: Der Kreuzritter - Verbannung - Tempelriddaren Kostenlos Bücher Online Lesen
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undankbare Gérard war deswegen rasend geworden und hatte behauptet, Raimund habe seine Ehre gekränkt. Er wollte sich nicht damit begnügen, auf die nächste Erbin zu warten, sondern hätte sich stattdessen den Templern angeschlossen und Graf Raimund Rache geschworen.
    Arn warf vorsichtig ein, dass das der seltsamste Grund für den Eintritt in den Templerorden sei, den er je gehört habe.
    Graf Raimund sprach weiter, bis die Sonne aufging und ihnen durch die großen Bogenfenster in die Augen schien. In Arns Kopf drehte sich alles, was sich sowohl auf den Wein zurückführen ließ als auch auf Graf Raimunds schier unerschöpfliches Wissen über alle Missstände im Heiligen Land.
    Arn erinnerte sich daran, dass er einmal in jungen Jahren bei einem Gastmahl zu viel Bier getrunken hatte. Den ganzen nächsten Tag war ihm übel gewesen, und er hatte Kopfschmerzen gehabt. Diesen Zustand hatte er inzwischen vergessen. An diesem Morgen wurde er unsanft daran erinnert.

    Eine Woche später ritt Arn mit seinem Knappen Harald die Küste entlang Richtung Gaza. Sie hatten alle ihre Verwundeten in die Templerherberge von Saint-Jean d’Acre gebracht, das von anderen Akkon oder nur Acre genannt wurde. Von dort aus hatte Arn einen größeren und sichereren Transport aller seiner überlebenden und mehr oder minder übel zugerichteten Knappen nach Gaza bestellt. Er wollte seine Männer so schnell wie möglich sarazenischen Ärzten übergeben. Zusammen mit Harald ritt er nun voraus.

    Auf dem Weg sprachen sie sehr wenig. Sie hatten Gaza mit einer großen Truppe von vierzig Rittern und hundert Knappen verlassen. Nur zwei Ritter und dreiundfünfzig Knappen würden zurückkehren. Unter den Brüdern, die jetzt schon im Paradiese weilten, waren fünf oder sechs der besten Templer, die Arn je kennengelernt hatte. Unter solchen Umständen hielten sich Freude oder Erleichterung, überlebt zu haben, in Grenzen. Ein Gefühl unbegreiflicher Ungerechtigkeit blieb.
    Harald Øysteinsson versuchte zu scherzen, dass er als Birkebeiner mit Niederlagen Erfahrung habe, was ihm jetzt im Heiligen Land nützlich sei, allerdings nicht so, wie er gedacht habe.
    Arn verzog nicht einmal den Mund.
    Es war mitten im Sommer und brennend heiß. Das machte Harald schwer zu schaffen, Arn jedoch nicht im Geringsten. Dieser hatte Harald gezeigt, wie man sich auf sarazenische Weise vor Hitze schützte. Er trug ein Tuch um den Kopf gewickelt und außerdem den dünnen Sommerumhang. Harald dagegen hatte versucht, so wenig Kleider wie möglich zu tragen, sodass die Sonne jetzt erbarmungslos auf seinen Ringpanzer brannte.
    Sie übernachteten in der Herberge der Tempelherren von Askalon. Hier mussten sie sich trennen, da Ritter und Knappen nur im Feld zusammen schliefen. Arn ruhte jedoch nicht, sondern kniete in der Ritterkirche vor einem Bild der Jungfrau Maria. Er bat sie nicht um ihren Schutz, nicht um seine eigene Sicherheit. Er betete darum, dass sie seine geliebte Cecilia und ihr Kind beschützen möge, von dem er nicht einmal wusste, ob es ein Sohn oder eine Tochter war. Am meisten jedoch flehte er sie um eine Antwort an, um die Gnade, endlich begreifen zu dürfen, und um die Weisheit, zwischen falsch und wahr unterscheiden
zu können. Vieles von dem, was Graf Raimund im Rausch und aus Verzweiflung und Zorn erzählt hatte, haftete noch immer in seinem Gedächtnis.
    Falls die Ereignisse des folgenden Tages tatsächlich eine Antwort der Heiligen Jungfrau darstellten, so war diese Antwort entweder grausam oder, wie Graf Raimund vermutlich unter polterndem Gelächter gesagt hätte, gnadenlos deutlich, in Anbetracht dessen, dass sie von der Gottesmutter kam.
    Als sie sich dem Beduinenlager der Banu Anaza bei Gaza näherten, sahen sie schon von weitem, dass etwas nicht in Ordnung war.
    Diesmal ritten ihnen keine Krieger entgegen. Zwischen den schwarzen Zelten lagen Frauen, Kinder und Alte mit der Stirn auf der Erde und beteten. Auf einem Hügel in der Nähe des Lagers bereiteten sich drei weltliche fränkische Krieger auf den Angriff vor.
    Arn gab Chamsiin die Sporen und galoppierte ins Lager, während Harald weit zurückblieb. Sand wirbelte auf, und das Geräusch der donnernden Hufe ließ die Betenden nur noch mehr zusammenfahren. Sie sahen nicht, wer kam.
    Im Schritttempo ritt er durch die Menge der schwarz gekleideten Menschen. Diese schauten vorsichtig hoch, und plötzlich erhoben einige Beduinenfrauen langgezogene, piepsende Willkommensschreie. Alle erhoben sich und

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