Der Kreuzritter - Verbannung - Tempelriddaren
Raimund die Templer verabscheute, war allgemein bekannt.
Doch als der Burggraf hörte, dass sein Rangbruder von den Templern einen Schreihals vor den Mauern zum Schweigen gebracht hatte, meinte er, Arn noch am selben Abend zu Brot und Wein einladen zu müssen.
Nichtsahnend erschien Arn, denn er wusste zwar, dass Raimund der mächtigste weltliche Ritter in Outremer war, hatte aber von seinem Hass auf die Templer noch nichts gehört.
Als er in die Gemächer des Burggrafen im Nordosten der Burg trat, musste Arn die Erfahrung machen, dass sich Graf Raimund als Einziger unter den weltlichen und geistlichen Rittern weigerte, ihn zu begrüßen.
Als sich alle gesetzt hatten und das Brot und der Wein gesegnet waren, herrschte eine angespannte Stimmung. Eine Weile aßen und tranken alle schweigend. Schließlich fragte Graf Raimund höhnisch, was die Verrückten in Marj Ajun eigentlich angestellt hätten.
Arn war der Einzige im Saal, der nicht begriff, wer mit den Verrückten gemeint war, und er glaubte deshalb, die Frage sei nicht an ihn gerichtet. Bald merkte er jedoch, dass ihn alle gespannt anschauten. Da sagte er wahrheitsgemäß, dass er die Frage nicht verstehe, falls sie ihm überhaupt gelte.
In ironisch-höflichen Worten bat Graf Raimund ihn nun, doch zu erklären, was mit den Templern geschehen sei, die dem bedrängten königlichen Heer zum Entsatz hätten eilen sollen.
Arn erzählte kurz und ohne Umschweife von den Fehlern, die zum Tod der Templer geführt hatten. Er fügte hinzu, er hätte das alles nur beobachtet, weil er sich im
entscheidenden Augenblick seitlich auf einer Anhöhe befunden habe. Von dort habe er Dinge wahrgenommen, die der Großmeister unglücklicherweise nicht habe sehen können. Dann habe dieser seinen letzten Befehl im Leben gegeben.
Die Johanniter im Saal senkten die Köpfe zum Gebet, denn sie konnten sich besser als alle anderen vorstellen, was vorgefallen war. Sie waren selbst für ihre manchmal kopflosen und waghalsigen Attacken bekannt.
Aber Graf Raimund war vollkommen ungerührt. Mit lauter Stimme und ohne jede Höflichkeit begann er, die Templer als Verrückte zu bezeichnen. Sie würden abwechselnd siegen und in den Tod gehen. Man komme also im Grunde besser ohne sie aus. Kopflose Toren, Freunde dieser verdammten Assassinen, ungebildete Tölpel, die nichts von den Sarazenen wüssten und durch diese Unkenntnis die gesamte christliche Bevölkerung in Outremer in den Tod stürzen könnten.
Graf Raimund war ein großer und sehr kräftiger Mann mit langem, blondem Haar, das bereits ergraute. Seine Sprache war grob und hart, und er sprach Fränkisch mit dem Akzent der sogenannten Subaren, das heißt der Franken, die in Outremer geboren waren. Den Subaren sagte man nach, dass sie wie die Kakteen, die ihnen ihren Namen gegeben hatten, von außen stachlig waren, aber innen eine unbeschreibliche Süße besaßen. Ihre Sprache war für neu eingetroffene Franken schwer zu verstehen, da sie über viele eigene Wörter und viele Lehnwörter aus dem Arabischen verfügte.
Arn erwiderte nichts auf die Verunglimpfungen des Grafen, da er nicht die blasseste Ahnung hatte, wie er mit seiner unbequemen Lage umgehen sollte. Er war Gast der Johanniter, aber eher unfreiwillig. Noch nie hatte er
sich solche Schändlichkeiten über die Templer anhören müssen. Um seine Ehre zu retten, konnte ein Templer seine Waffe ziehen, gleichzeitig verbot ihm jedoch die Regel, einen Christen zu misshandeln oder zu töten. So konnte er sich weder mit dem Schwert noch mit Worten verteidigen.
Sein demütiges Schweigen brachte Graf Raimund jedoch nicht zum Verstummen. Dieser hatte im Kampf einen Stiefsohn verloren und war über die vernichtende Niederlage wie alle anderen im Saal verzweifelt. Dass ein verhasster Templer mit ihm zu Tisch saß, brachte ihn noch mehr in Rage.
Um Arn endgültig in die Schranken zu weisen, wiederholte er seinen letzten Ausfall von den schmutzigen Rohlingen, die nicht einmal wüssten, was der Koran sei, und sich noch weniger auf die Sarazenen verstünden.
Da tauchte in Arns leerem Kopf endlich eine Idee auf. Er hob sein Weinglas in Richtung von Graf Raimund und sprach ihn in der Sprache der Sarazenen an:
»Im Namen des Barmherzigen und Gnadenreichen, geehrter Graf Raimund, bedenkt das Wort des Herrn, wenn wir hier zusammen trinken: ›Und unter den Früchten die Palmen und Reben, von denen ihr berauschenden Trank und gute Speise habt. Siehe, hierin ist wahrlich ein Zeichen für einsichtige
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