Der Kreuzritter - Verbannung - Tempelriddaren
priesen Gott, dass er ihnen im letzten Moment Al Ghouti geschickt hatte.
Eine ältere Frau begann seinen Namen zu rufen und dabei den Takt zu schlagen, und bald fielen alle im Lager in diese Huldigung ein: Al Ghouti, Al Ghouti, Al Ghouti!
Arn fand den Stammesältesten mit dem langen Bart, der nach dem Stammvater aller Menschen, wie sie auch zu Gott beten mochten, Ibrahim hieß.
Arn achtete darauf, erst abzusitzen, ehe er dem Alten zur Begrüßung beide Hände reichte.
»Was ist geschehen, Ibrahim?«, fragte er. »Wo sind die Krieger der Banu Anaza und was wollen die Franji da oben auf dem Hügel?«
»Gott ist groß. Er hat dich gesandt, Al Ghouti, dafür danke ich ihm mehr als dir«, erwiderte der Alte erleichtert. »Unsere Männer sind im Sinai unterwegs. Wir dachten, wir genießen hier Schutz und benötigen deswegen keine Verteidiger. Aber diese Franji kommen aus dem Norden, aus Askalon. Sie haben zu uns gesprochen und uns aufgefordert, ein letztes Mal zu beten. Sie wollen uns töten, wenn ich sie richtig verstanden habe.«
»Ich kann euch nicht bitten, ihnen zu vergeben, denn sie wissen nicht, was sie tun. Ich kann sie jedoch vertreiben!«, sagte Arn, verbeugte sich umständlich vor Ibrahim, warf sich auf Chamsiin und ritt zügig auf die drei Franken auf dem Hügel zu.
Beim Näherkommen wurde er etwas langsamer und betrachtete sie. Alle drei waren ohne Zweifel Neuankömmlinge. Ihre Waffenhemden waren sehr bunt und aufwendig, wenn auch billig geschmückt. Sie trugen Helme nach der neuesten Mode, die den ganzen Kopf umschlossen und nur eine schmale, kreuzförmige Öffnung für die Augen ließen. Widerwillig setzten sie ihre Helme ab. Sie waren alles andere als froh, auf einen Christen zu treffen.
»Wer seid ihr, woher kommt ihr, und was soll das?«, brüllte Arn mit Kommandostimme.
»Wer seid Ihr selbst, Christ? Warum kleidet Ihr Euch wie ein Sarazene?«, fragte der mittlere der drei Franken. »Ihr stört uns bei unserer heiligen Pflicht. Wir müssen Euch bitten, zur Seite zu treten, sonst werden wir unfreundlich.«
Einen Moment lang antwortete Arn nichts, während er im Stillen ein kurzes Gebet für das Leben der drei Toren sprach. Dann schlug er seinen Umhang beiseite. Sein Waffenhemd mit dem roten Kreuz wurde sichtbar.
»Ich bin Templer«, sagte er bedächtig. »Ich heiße Arn de Gothia und bin Burgherr von Gaza. Ihr drei befindet euch auf meinem Territorium. Diese Beduinen dort gehören zu Gaza, sie sind unser Eigentum. Zu eurem Glück sind alle Krieger des Lagers für mich unterwegs. Sonst wärt ihr bereits tot. Jetzt wiederhole ich meine Frage: Wer seid ihr drei Christen, und woher kommt ihr?«
Sie antworteten, dass sie aus der Provence stammten. Zusammen mit ihrem Grafen und vielen anderen seien sie eben nach Askalon gekommen und sähen sich nun den ersten Tag im Heiligen Land um. Da sei es ein Glück, dass sie Sarazenen gefunden hätten, die sie umgehend in die Hölle schicken könnten. Da sie nämlich alle drei das Kreuz auf sich genommen hätten, seien sie von Gott dazu verpflichtet.
»In diesem Fall vom Heiligen Vater in Rom«, berichtigte sie Arn ironisch. »Wir Templer sind die Armee des Heiligen Vaters. Wir gehorchen nur ihm. Und der Burggraf von Gaza ist eurem Papst am nächsten, und das bin ich. Genug davon. Ich heiße euch im Heiligen Land willkommen, möge Gott euch beistehen und so weiter. Aber jetzt befehle ich euch, unverzüglich nach Askalon zurückzukehren oder wohin auch immer. Das Gebiet von Gaza, auf dem ihr euch jetzt befindet, müsst ihr verlassen.«
Die drei Ritter machten keinerlei Anstalten, ihm zu gehorchen. Sie beharrten darauf, dass sie die heilige Pflicht hätten, Sarazenen zu töten, dass sie doch das Kreuz auf sich genommen hätten und dass sie mit ihrer heiligen Pflicht gleich hier und jetzt beginnen müssten. Sie hatten
ganz offensichtlich nicht begriffen, was ein Templer war, und sie wussten auch nicht den schwarzen Rand an Chamsiins Lendenschutz zu deuten, der zeigte, dass sie einem ranghohen Bruder gegenüberstanden. Sie führten sich auf wie Verrückte.
Arn versuchte ihnen zu erklären, dass sie sich dieses heiligen Auftrags, Frauen, Kinder und Alte zu töten, gar nicht annehmen könnten, da ihnen ein Templer den Weg versperre. Sie seien daher unterlegen.
Das konnten sie überhaupt nicht verstehen, sie meinten ganz im Gegenteil, dass es den Kampf nur beleben würde, sich erst noch mit einem Sarazenenfreund zu schlagen, ehe sie zu dem gesegneten Auftrag,
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