Der Kreuzritter - Verbannung - Tempelriddaren
dem Abschlachten des Dorfes, übergingen.
Geduldig bat Arn sie, sich zu besinnen. Es sei töricht, mit nur drei Mann einen Templer anzugreifen. Das würde man ihnen sicher bestätigen, wenn sie nach Askalon zurückritten und jemanden fragten, der schon länger im Heiligen Land sei.
Aber sie wollten keine Vernunft annehmen. Arn gab auf und ritt eilig mit Chamsiin vor das Beduinenlager. Demonstrativ zog er sein Schwert, hob es dreimal zur Sonne, küsste es und begann dann die obligatorischen Gebete.
Der alte Ibrahim arbeitete sich mühsam durch den Sand auf ihn zu, aus der entgegengesetzten Richtung kam Harald. Arn erklärte erst auf Arabisch, dann in seiner Muttersprache, was schlimmstenfalls passieren könne, wenn die drei Verrückten auf dem Hügel nicht Vernunft annähmen. Ibrahim eilte sofort zurück ins Lager, und Harald baute sich mit seinem Pferd neben Arn auf. Kühn zog er sein Schwert.
»Du musst beiseitegehen, du bist nur im Weg«, sagte Arn leise, ohne seinen Knappen anzusehen.
»Ich würde nie einen Freund im Stich lassen, der unterlegen ist. Dazu bringst du mich nicht, da kannst du noch so viel Jarl sein!«, widersprach Harald hitzig.
»Du würdest sofort getötet. Das will ich nicht«, erwiderte Arn, ohne seinen Blick von den drei fränkischen Rittern abzuwenden. Sie waren auf die Knie gefallen, um vor dem Angriff zu beten. Ganz offenbar war es den Verrückten ernst. Harald machte keine Anstalten, sich wegzubewegen.
»Jetzt sage ich dir noch einmal und zum letzten Mal: Gehorche meinem Befehl!«, sagte Arn mit lauterer Stimme. »Sie werden uns mit Lanzen angreifen. Wenn du im Weg bist, wirst du sofort getötet. Reite jetzt beiseite und steh mir nur bei, wenn der Kampf auf der Erde stattfindet und nicht zu Pferde. Falls du in einem der Zelte Pfeil und Bogen findest, dann benutze sie. Aber du darfst nicht gegen die Franken reiten!«
»Aber du hast doch keine Lanze!«, wandte Harald verzweifelt ein.
»Nein, aber ich habe Chamsiin. Außerdem kann ich kämpfen wie die Sarazenen, und das haben diese drei vermutlich noch nie erlebt. Jetzt verschwinde und such dir wenigstens Pfeil und Bogen, um dich zumindest etwas nützlich zu machen!«
Den letzten Befehl hatte Arn mit sehr strenger Stimme gegeben. Harald gehorchte und ging durch den Sand auf das Zeltlager zu. Gleichzeitig kam atemlos und stolpernd der alte Ibrahim zurück. Er hielt ein Bündel in Händen. Bei Arn angekommen, musste er erst einen Moment Atem holen. Die drei Franken auf dem Hügel setzten ihre Helme mit den bunten Federbüschen auf.
»Gott ist wahrhaftig groß«, keuchte der Alte und öffnete sein Bündel. »Aber seine Wege sind unerforschlich.
Seit ewigen Zeiten haben wir, die Banu Anaza, dieses Schwert in unserer Verwahrung. Der heilige Ali ibn Abi Talib hielt es in seinen Händen, als er bei Kufa den Märtyrertod starb. Es war unsere Pflicht, es bis zum Kommen des Erlösers, des Retters der Rechtgläubigen, von Generation zu Generation weiterzugeben. Du bist dieser Mann, Al Ghouti! Wer so reinen Sinnes für die heilige Sache kämpft wie du, wird mit diesem Schwert in der Hand nie unterliegen. Es ist vom Schicksal bestimmt, dass du es bekommen sollst!«
Flehend und mit zitternden Händen hielt der Alte Arn ein altertümliches unscharfes Schwert entgegen. Dieser musste trotz des Ernstes dieses Augenblicks lächeln.
»Ich bin vermutlich nicht der Richtige, mein lieber Freund Ibrahim«, sagte er. »Und glaub mir, mein Schwert ist genauso heilig wie deines und außerdem, mit Verlaub, etwas schärfer.«
Der Alte gab nicht nach. Er hielt nach wie vor das Schwert in die Höhe und zitterte immer mehr vor Anstrengung.
Da legte es sich wie ein Schatten über Arn. Die Ordensregeln verboten es allen Templern, einen Christen zu töten oder auch nur zu verletzen. Sein Schwert war in der Kirche von Varnhem vor Gott gesegnet worden. Er konnte es nicht in Sünde heben, denn dann würde er, das hatte er selbst geschworen, zu Boden geschlagen werden.
Er ergriff das alte Schwert, wog es prüfend in der Hand und fuhr mit dem Finger über die stumpfe Klinge. Die drei Franken senkten ihre Lanzen und kamen dicht beieinander im Galopp auf Arn zu. Er musste sofort einen Entschluss fassen.
»Sieh her, Ibrahim!«, sagte er und reichte diesem sein eigenes Schwert. »Stoß dies Schwert vor deinem Zelt in
den Sand und bete vor dem Kreuz, das du dann siehst. Dann nehme ich dein Schwert, und wir werden sehen, wie groß Gott ist!«
Im nächsten Augenblick gab
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