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Der Kreuzritter - Verbannung - Tempelriddaren

Titel: Der Kreuzritter - Verbannung - Tempelriddaren Kostenlos Bücher Online Lesen
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Erster sprechen. Das verlangte die Sitte der Beduinen.
    »Ibrahim, ich weiß, dass ich zuerst sprechen muss«, meinte Arn gequält. »So sind eure Sitten, aber das hätte genauso gut in meinen Ordensregeln stehen können, von denen du glücklicherweise nichts weißt. Das Schwert, das du mir gegeben hast, ist wahrhaftig bemerkenswert.«
    »Es gehört dir, Al Ghouti. Du warst unser Erlöser. Das war vom Schicksal bestimmt, und jetzt ist es bewiesen.«

    »Nein, Ibrahim, so war es nicht. Darf ich dich um einen Dienst bitten?«
    »Ja, Al Ghouti. Worum du mich auch bittest, es soll, soweit es in der Macht der Menschen oder der Banu Anaza steht, erfüllt werden«, flüsterte Ibrahim, den Blick zu Boden gerichtet.
    »Dann nimm dieses Schwert und reite damit zu dem, dem es gebührt. Reite zu Salah ad-Din Jussuf ibn Aijub, den wir in unserer einfachen Sprache nur Saladin nennen. Gib ihm dieses Schwert. Sag, dass es vom Schicksal so bestimmt war und dass Al Ghouti das gesagt hat.«
    Schweigend nahm Ibrahim das Schwert entgegen, das ihm Arn vorsichtig reichte. Sie saßen eine Weile nebeneinander und starrten über die Dünen aufs Meer. Arns Trauer war so groß, dass sie ihn wie Kälte umgab. Ibrahim verstand den Grund besser als jeder andere, zumindest glaubte er das. Er hatte damit jedoch nur zur Hälfte recht.
    »Al Ghouti, du bist jetzt auf ewig der Freund der Banu Anaza«, sagte Ibrahim nach einer Weile. »Der Dienst, um den du mich gebeten hast, ist zu gering, obwohl ich ihn leisten werde. Lass uns jetzt tun, was getan werden muss. Wir Beduinen begraben so tapfere Pferde wie Chamsiin. Er war ein großer Krieger und fast wie eines unserer Pferde. Komm!«
    Das brachte Arn dazu, sich ohne Weiteres zu erheben und Ibrahim zu folgen. Als sie sich dem Lager näherten, war schon fast alles zusammengepackt und auf Kamele verladen. Die drei toten Franken waren mitsamt ihren Pferden im Sand verschwunden. Alle Kinder, Frauen und Alten hatten sich um ein Grab im Sand versammelt. Harald wartete ratlos ein Stück entfernt.
    Die Trauerzeremonie war kurz, da bestand für Pferd und Mensch kein Unterschied. Der Glaube der Beduinen,
wie er in Ibrahims Gebet zum Ausdruck kam, besagte, dass sich Chamsiin jetzt in alle Ewigkeit auf grünen Wiesen tummelte, wo es reichlich Quellwasser gab. Arn sprach ein ähnliches Gebet, allerdings still für sich, da er wusste, dass das Gotteslästerung war. Doch Chamsiin war schon in seiner Jugend sein Freund gewesen, der Einzige, für den er es wagen würde, Gott zu lästern. In diesem Moment zog er den Glauben der Beduinen seinem eigenen vor und war so gerührt, dass er meinte, Chamsiin mit hoch erhobenem Schwanz und wehender Mähne auf den grünen Wiesen des Paradieses vor sich zu sehen.
    Sie begaben sich alle auf den Weg nach Gaza. Drei Franken aus Askalon hatten im Lager der Banu Anaza den Tod gefunden. Deswegen musste direkt vor Gaza ein neues Lager aufgeschlagen werden, und wenn dieses nicht sicher genug war, innerhalb der Stadtmauern.
    Die Frauen und Kinder der Beduinen konnten ebenso gut Kamele und Pferde reiten wie ihre Männer. Es fiel ihnen auch nicht weiter schwer, die Herde zusammenzuhalten.
    Harald ritt neben Arn her, wagte jedoch nicht, ihn auf dem kurzen Ritt nach Gaza anzusprechen. Er hätte sich nie vorstellen können, einen Mann wie Arn Magnusson wie ein Kind weinen zu sehen. Diese Schwäche beobachtet zu haben machte ihn sehr verlegen, insbesondere da es sich bei den anderen Zeugen um unchristliche Wilde gehandelt hatte. Diese schienen sich jedoch angesichts der kindischen Trauer eines Kriegers über sein Pferd keineswegs zu wundern. Ihre Gesichter waren unbeweglich: Sie zeigten keine Trauer, Freude, Furcht oder Erleichterung. Sie waren Beduinen, aber über diese wusste Harald kaum mehr als andere Norweger.

    Als sie nach Gaza kamen, deutete Arn schweigend auf einen Platz an der Stadtmauer, wo sie ihr Lager aufschlagen konnten. Dieser lag im Norden Gazas, sodass die Beduinen nicht von den Gerüchen der Stadt belästigt werden konnten, die aus westlicher Richtung vom Wind herangetragen wurden. Arn stieg von seinem geliehenen Pferd und nahm ihm Chamsiins Zaumzeug und Sattel ab. Aber da ritt Ibrahim eilig auf ihn zu, sprang gelenkig vom Pferd und nahm seine Hände.
    »Al Ghouti, unser Freund, du musst etwas wissen!«, begann er atemlos. »Unser Stamm, die Banu Anaza, haben die besten Pferde Arabiens. Das wissen alle. Aber niemand, nicht einmal Sultane oder Kalifen, haben je so ein Pferd

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