Der Kreuzritter - Verbannung - Tempelriddaren
klapperten, und Seilwinden jaulten, als das Lager für das Gefolge des Jarls errichtet wurde. Mit jedem fremdartigen Geräusch nahm die Spannung in Gudhem zu. Cecilia Rosa, die sich inzwischen ins Hospitium begeben durfte, ohne Mutter Rikissa vorher um Erlaubnis bitten zu müssen, saß noch einen Augenblick ruhig bei ihren Büchern und Gänsekielen. Es gefiel ihr, nicht alles stehen- und liegenzulassen, obwohl der hohe Besuch wirklich den Höhepunkt des Jahres darstellte, sondern erst wie die Arbeiterin im Weinberg ihre Arbeit abzuschließen. Vergnügen und Ruhe waren die Belohnung für gute Arbeit. So wollte sie außerhalb der Mauern von Gudhem auch einmal leben. Denn
jetzt war bereits so viel von ihrer Bußzeit vergangen, dass sie das Ende absehen konnte. Sie hatte angefangen, sich das Leben danach vorzustellen. Ihre Vorstellungen waren jedoch nicht besonders konkret gewesen, denn eines konnte sie nicht sicher wissen.
Seit sie zuletzt über Varnhem und Pater Henri von Arn Magnusson gehört hatte, waren mehrere Jahre vergangen. Sie war sich sicher, dass er nicht tot war. Pater Henri hatte Cecilia Blanka gesagt, dass Arn in den Rängen der Tempelritter so weit aufgestiegen war, dass man für ihn in der gesamten zisterziensischen Welt Messen abhalten würde, sollte er im Heiligen Krieg sein Leben verlieren. Sie wusste also, dass er lebte, aber nicht mehr.
Nachrichten von Arn waren das Erste, was Birger Brosa ihr überbrachte, sobald sie ins Hospitium gekommen war, Cecilia Blanka umarmt und vor dem Jarl das Haupt gebeugt hatte. Sie wagte nicht, ihn zu umarmen. Ihre Jahre im Kloster hatten begonnen, tiefe Spuren zu hinterlassen, deren sie sich selbst nicht bewusst war.
Nachdem sie sich begrüßt hatten und man ihm den begehrten Bierkrug gebracht hatte, machte er es sich bequem, setzte sich, das eine Knie wie immer angezogen, an den Tisch und schaute Cecilia Rosa verschmitzt an. Diese setzte sich ebenfalls und strich ihr Kleid glatt.
»Nun, meine liebe Verwandte, meine liebe Cecilia«, schmunzelte er, als wolle er alles noch hinauszögern, um ihre Spannung zu erhöhen. »Jetzt haben wir, die Königin und ich, dir viel zu sagen. Wichtige und weniger wichtige Dinge. Aber ich glaube, zuerst möchtest du die neuesten Nachrichten von Arn Magnusson hören. Er ist inzwischen einer der großen Helden der Templer. Neulich siegte er in einer großen Schlacht bei einem Ort namens Mont Gisard. Und das war nicht einfach irgendeine Schlacht, dort
fielen fünfzigtausend Sarazenen. Er selbst führte zehntausend Ritter an und ritt in vorderster Linie. Möge Gott einen solchen Krieger beschützen und möge er bald nach Hause kommen. Das hoffen wir Folkunger ebenso sehr wie du, Cecilia.«
Cecilia Rosa senkte sofort den Kopf, um ein Dankgebet zu sprechen, und bald flossen ihr die Tränen über die Wangen. Birger Brosa und Cecilia Blanka störten sie nicht, sondern tauschten nur einen warmen, bedeutungsvollen Blick.
»Könnten wir jetzt zu einem anderen Thema übergehen, das uns ebenfalls sehr beschäftigt?«, fragte der Jarl nach einer Weile lächelnd. Cecilia Rosa nickte und trocknete verschämt ihre Tränen. Sie sah Cecilia Blanka mit einem Lächeln an, als bräuchte sie weder mit Worten noch mit der Zeichensprache des Klosters das Glück zu erklären, das diese Nachricht aus Varnhem für sie bedeutete.
»Nun, dann möchte ich mit dir über Ulvhilde Emundsdotter sprechen, denn diese Angelegenheit war wirklich nicht einfach«, fuhr der Jarl fort, als er den Eindruck hatte, dass Cecilia Rosa sich hinlänglich gefasst hatte.
Dann erklärte er ruhig, welche unterschiedlichen Schwierigkeiten aufgetaucht waren und was er dagegen unternommen hatte.
Das Wichtigste war, dass Ulvhilde das Gesetz des Westlichen Götaland auf ihrer Seite hatte. Darin waren sich die drei obersten Richter vollkommen einig. Ulfshem war Ulvhildes Elternhaus. Nun, da ihre Mutter und ihre Brüder erschlagen worden waren, war sie die rechtmäßige Erbin von Ulfshem.
Trotzdem war die Sache nicht ganz einfach gewesen. König Knut Eriksson war nämlich nicht gerade ein Freund
ihres Vaters Emund gewesen. Ganz im Gegenteil hatte er, als die Sache zur Sprache gekommen war, behauptet, er würde Emund mit Freuden einmal täglich erschlagen, wenn er wie das Schwein aus den Sagas, immer wieder aufstünde. Emund war ein Königsmörder und hätte feige und schmählich den heiligen Erik erschlagen, Knuts Vater. Warum solle er da Erbarmen mit den Nachkommen des schändlichen
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