Der Kreuzritter - Verbannung - Tempelriddaren
schließlich das Wahre Kreuz mit sich. Raimund wolle König Guy um die Ehre bringen, Saladin besiegt zu haben. Außerdem sei er eifersüchtig, weil er die Regentschaft verloren habe, als Guy König geworden sei. Möglicherweise habe er es immer noch auf die Krone abgesehen und müsse deswegen Guy am Sieg hindern.
König Guy glaubte Gérard de Ridefort. Wenn er zumindest so viel Verstand gehabt hätte, die Armee in der Nacht nach Tiberias in Bewegung zu setzen, wäre die Geschichte möglicherweise anders ausgegangen. Aber er wollte zuerst ausschlafen.
In der Dämmerung des nächsten Tages machte sich die große christliche Armee auf den Weg nach Tiberias. Als Erste ritten die Johanniter, in der Mitte kam das weltliche
Heer, und den Schluss bildeten die Templer, weil dort die Anstrengung am größten werden würde.
Gérard de Ridefort hatte den Templern die Teilnahme ihrer leichten türkischen Reiterei verboten, da er so etwas für gottlos hielt. Alle, sogar die Pferde, mussten von Anfang an eine schwere und schweißtreibende Rüstung tragen.
Sobald sich eine christliche Armee näherte, verhielten sich alle Sarazenen gleich. Sie schickten Schwärme leichter Reiterei voraus, die nahe an die Kolonnen der Feinde heranritten und diese mit Pfeilen beschossen. Dann rissen sie ihre schnellen Pferde herum und verschwanden. Wenig später folgte die nächste Welle. Mit dieser Technik begannen sie bereits frühmorgens.
Die Templer hatten den Befehl, auf keinen Fall die Formation zu verlassen. Sie konnten nicht zurückschießen, da sie nicht von leichter Reiterei flankiert wurden. Nach einigen Stunden waren alle Templer von Pfeilen getroffen. Die Wunden waren zwar geringfügig, in der Hitze aber trotzdem sehr unangenehm.
Es wurde ein sehr heißer Tag mit südlichen Wüstenwinden. Wie Graf Raimund gesagt hatte, gab es auf der ganzen Strecke keinen Tropfen Wasser. Von der Morgendämmerung bis zum Sonnenuntergang sahen sich die Christen wie beim Spießrutenlauf dem Angriff leichter Reiter ausgesetzt. Anfänglich nahmen sie ihre Toten noch mit, aber bald mussten sie sie dort liegenlassen, wo sie fielen.
Gegen Abend näherten sie sich Tiberias und sahen den See Genezareth im Sonnenuntergang funkeln. Graf Raimund versuchte den König dazu zu überreden, sofort anzugreifen und möglichst das Wasser zu erreichen, ehe es ganz dunkel wurde. Wenn man nach so einem fürchterlichen
Tag ohne einen Tropfen Wasser noch eine ganze Nacht ebenfalls ohne Wasser verbringe, sei man kampfunfähig, wenn die Sonne wieder aufgehe.
Gérard de Ridefort hingegen meinte, sie würden besser kämpfen, wenn sie ausgeschlafen seien. Und König Guy, der zugeben musste, rechtschaffen müde zu sein, fand das vernünftig und gab den Befehl, ein Nachtlager aufzuschlagen.
An einem Hang beim Dorf Hattin, unterhalb von zwei Hügeln, die die Hörner von Hattin genannt wurden, schlugen die Christen ein Lager auf, um vor der Entscheidung des nächsten Tages zumindest etwas Abkühlung und Schlaf zu finden.
Bei Sonnenuntergang war im sarazenischen Heerlager, das sich in Sichtweite der erschöpften Christen befand, die Stunde des Gebets. Saladin dankte am Seeufer Gott für die Gabe, die er erhalten hatte. Dort oben bei den Hörnern von Hattin befand sich das gesamte christliche Heer, fast alle Templer und Johanniter, der christliche König und seine Männer, und zwar in einer unmöglichen Lage. Gott hatte Saladin den entscheidenden Sieg auf dem goldenen Teller präsentiert. Sie mussten ihm nur noch danken und dann die Pflicht tun, die er den Seinen auferlegt hatte.
Diese Pflichterfüllung begann damit, dass sie südlich der Hörner von Hattin das verdorrte Gras in Brand steckten, sodass das Lager der Christen bald in beißenden Rauch gehüllt war. Dieser machte jeden Gedanken an nächtliches Ausruhen vor dem Kampf des nächsten Tages unmöglich.
Als es am nächsten Morgen hell wurde, waren die Christen von allen Seiten umzingelt. Saladins Armee machte keine Anstalten anzugreifen. Die Zeit arbeitete für sie. Je
länger die Christen warteten, desto schwächer wurden sie. Die Sonne stieg unbarmherzig, ohne dass sich König Guy zu einem Entschluss durchringen konnte.
Graf Raimund war einer der Ersten, der aufsaß. Er ritt langsam um das Lager, bis er zu den Templern kam. Dort bahnte er sich einen Weg zu Arn und schlug ihm vor, gemeinsam mit ihm auszubrechen. Arn lehnte freundlich ab und wies darauf hin, dass er noch bis zum Abend durch seinen Eid gebunden sei. Er
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