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Der Kreuzritter - Verbannung - Tempelriddaren

Titel: Der Kreuzritter - Verbannung - Tempelriddaren Kostenlos Bücher Online Lesen
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Saladin sei in Galiläa mit einem größeren Heer als je zuvor eingefallen und richte große Verwüstungen an. Aber Pferde und Reiter müssten ständig mit Wasser, Futter und Lebensmitteln versorgt werden. Wenn Saladin nicht
sofort auf Widerstand stoße, was er ganz offenbar hoffe, werde seine Armee bald von Ungeduld und Hitze zermürbt sein.
    Die Christen könnten in Ruhe abwarten, denn sie seien in ihren Städten versorgt. Sie sollten am besten angreifen, wenn sich die Sarazenen auf den Heimweg begaben. Dann könnten sie einen großen Sieg erringen. Der Preis seien die Plünderungen, denen sie in der Zwischenzeit ausgesetzt wären. Doch dieser Preis sei nicht zu hoch, wenn sie dafür Saladin besiegen könnten.
    Dass Gérard de Ridefort sofort anderer Meinung war, wunderte die anderen ebenso wenig wie die Tatsache, dass er anfing, Graf Raimund einen Verräter, Sarazenenfreund und Bundesgenossen Saladins zu schimpfen. Nicht einmal König Guy beeindruckten solche unüberlegten Ausfälle.
    Dagegen gewann der Patriarch Heraclius das Ohr des Königs, als er meinte, dass man sofort angreifen müsse. Was Graf Raimund gesagt habe, mochte auf den ersten Blick am klügsten wirken. Nun solle man allerdings den Feind überraschen, indem man das tue, was nicht am klügsten sei.
    Außerdem führte Heraclius das Wahre Kreuz mit sich. Wann, fragte er mit einer dramatischen Geste, hätten die Christen schon einmal eine Schlacht verloren, in der sie das Wahre Kreuz mitgeführt hätten? Nie, beantwortete er diese Frage selbst. Deshalb sei es eine Sünde, am Sieg zu zweifeln, wenn man das Wahre Kreuz mitführe. Durch einen schnellen Sieg könnten sich alle, die durch ihre Zweifel gesündigt hätten, von ihrer Sünde befreien.
    Es sei also das Beste und Gott wohlgefällig, sofort zu siegen.

    Unglücklicherweise erlaube es ihm seine Gesundheit nicht, fuhr Heraclius fort, das Wahre Kreuz selbst in die Schlacht zu führen. Diesen Auftrag könne er jedoch beruhigt dem Bischof von Cäsarea übergeben. Die Hauptsache sei schließlich, dass die heiligste aller Reliquien den Sieg garantiere.
    In den letzten Junitagen 1187 zog die christliche Armee also nach Galiläa, um sich an einem der heißesten Tage des Jahres Saladin zu stellen. Die Krieger waren zwei Tage unterwegs und erreichten schließlich die Quellen von Sephoria, wo es Wasser und Weideland gab. Dort erreichte sie die Nachricht, Saladin habe die Stadt Tiberias eingenommen und belagere die Burg.
    Tiberias war die Stadt des Grafen Raimund, und in der Burg befand sich seine Frau Eschiva. Deren drei Söhne dienten in der christlichen Armee und flehten nun, ihrer Mutter möglichst schnell beizustehen. Der König schien bereit zu sein, auf sie zu hören.
    Da begehrte Graf Raimund das Wort. Es wurde ganz still, und nicht einmal Gérard de Ridefort murmelte oder störte anderweitig.
    »Sire«, begann Graf Raimund ruhig, aber so laut, dass alle ihn hören konnten. »Tiberias ist meine Stadt. In der Burg befinden sich meine Frau Eschiva und meine Schatztruhe. Ich habe am meisten zu verlieren, wenn die Burg fällt. Deswegen müsst Ihr meine Worte wirklich ernst nehmen, Sire, wenn ich sage, dass wir Tiberias nicht angreifen dürfen. Hier in Sephoria können wir uns gut verteidigen. Außerdem gibt es hier Wasser. Unsere Fußsoldaten und Bogenschützen können den angreifenden Sarazenen großen Schaden zufügen. Aber wenn wir jetzt nach Tiberias ziehen, sind wir geschlagen. Ich kenne das Land. Auf dem Weg dorthin gibt es keinen Tropfen Wasser
und keine Weiden. Um diese Jahreszeit ist alles eine einzige Wüste. Wenn Saladin meine Burg einnimmt und ihre Mauern schleift, wird er sie trotzdem nicht halten können. Dann baue ich die Mauern wieder auf. Nimmt er meine Frau gefangen, kaufe ich sie frei. Mehr haben wir nicht zu verlieren. Greifen wir Tiberias in der Sommerhitze an, verlieren wir das Heilige Land.«
    Graf Raimunds Worte machten einen starken Eindruck. Sie überzeugten alle, und König Guy fasste den Entschluss, dass sie sich in Sephoria verschanzen sollten.
    In der Nacht suchte Gérard de Ridefort König Guy jedoch in seinem Zelt auf und erklärte, Raimund sei ein Verräter und hätte einen geheimen Pakt mit Saladin geschlossen. Daher sollten sie nie seinem Rat trauen. Ganz im Gegenteil habe König Guy jetzt die Gelegenheit, einen entscheidenden Sieg gegen Saladin zu erringen, denn noch nie habe das Heilige Land diesen mit einer so großen Armee angegriffen. Außerdem führten sie

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