Der Kreuzritter - Verbannung - Tempelriddaren
diese leichtfertige Lügnerin, deine Freundin Cecilia Blanka. Mögt ihr beide in der Hölle brennen und die Strafe für eure Sünden erleiden. Mögt ihr mit den Euren im Feuer des Krieges umkommen, der auf euch zukommen wird!«
Nach diesen Worten fiel Mutter Rikissa kraftlos in die Kissen zurück. Ihr schwarzes, an vielen Stellen schon ergrautes Haar kam unter ihrem Schleier hervor, und aus dem einen Mundwinkel sickerte dunkles Blut.
Bischof Örjan fasste Cecilia Rosa vorsichtig um die Schultern, führte sie aus dem Zimmer und schloss die Tür hinter ihr, als hielte er es für nötig, noch ein paar Worte mit der Sterbenden zu wechseln, ehe es für diese zu spät war, etwas zu bereuen oder zu beichten.
Mutter Rikissa starb noch in derselben Nacht. Am nächsten Tag wurde sie unter den Steinplatten des Kreuzgangs begraben. Ihr Äbtissinnensiegel wurde zerbrochen und neben ihr beigesetzt. Cecilia Rosa war bei der Beerdigung zugegen, wenn auch nur widerwillig. Sie fand jedoch, dass sie aus mehreren Gründen kaum eine andere Wahl hatte. Etwas Sinnloseres, als Gebete für eine unverbesserliche Sünderin zu murmeln, die noch bei der Beichte auf ihrem eigenen Sterbebett gelogen hatte, konnte sie sich eigentlich nicht vorstellen.
Der Hauptgrund für ihr Bleiben hatte aber mit dem weltlichen Leben zu tun. Sie hatte keine Ahnung, wer dieser Bischof Örjan aus Växjö war. Sie hatte nicht einmal gewusst, dass es in Växjö neuerdings einen Bischof gab. Aber dass gerade dieser unbekannte und bedeutungslose Bischof zu Mutter Rikissas Sterbebett gerufen worden war, hatte vermutlich seine Gründe. Er musste zur sverker’schen Sippe gehören, vielleicht war er sogar nahe mit Mutter Rikissa verwandt. Dann wusste er jetzt Dinge über Mutter Rikissas Letzten Willen, die von Bedeutung waren.
Mutter Rikissa hatte mit den letzten Worten, die Cecilia Rosa gehört hatte, gedroht, sie alle mit Brand und Krieg zu schlagen. Was sie mit diesen Worten gemeint hatte, wusste wahrscheinlich nur Bischof Örjan. Es war also klug, sich an diesen zu halten, solange sie dazu noch die Möglichkeit hatte. Vielleicht würde sie dann das Geheimnis ergründen.
Ein weiterer Grund, bis nach dem Begräbnis zu bleiben, war mehr praktischer Natur. Cecilia Rosa und ihre immer ungeduldigeren Begleiter waren weit gereist, um Geschäfte zu machen. Es war besser, diese Sache jetzt zu erledigen, als im Frühjahr noch einmal zurückkommen zu müssen.
Bischof Örjan war ein großer, hagerer Mann mit einem Hals wie ein Kranich und einem wippenden Adamsapfel. Er stotterte leicht. Dass er kein sonderlich heller Kopf war, meinte Cecilia Rosa sofort entdeckt zu haben, obwohl sie sich für ihr hastiges Urteil tadelte. Das Äußere eines Menschen ließ nicht unbedingt Rückschlüsse auf sein Inneres zu.
Ihre Vorurteile bestätigten sich jedoch. Als sie dem Bischof unschuldig vorschlug, dass man zusammen das Trauermahl im Hospitium einnehmen solle, ehe sich ihre Wege trennten, hielt er das für einen sehr guten Vorschlag.
Als einzige Frau im Hospitium führte sie selbstverständlich den Bischof zu Tisch, und ebenso selbstverständlich redete er umso mehr, je mehr er trank. Erst einmal klagte er darüber, dass er als Angehöriger der sverker’schen Sippe nur den bischöflichen Stuhl in Växjö habe bekommen können. Alle höheren Ämter in der Kirche gingen entweder an die Folkunger oder Eriker oder an Leute, die mit diesen liiert waren.
Damit hatte Cecilia Rosa ihre erste wichtige Auskunft erhalten.
Es dauerte nicht lange, bis sich der Bischof bekümmert danach erkundigte, ob Cecilia Rosa genau wisse, wann Cecilia Blanka bei Mutter Rikissa das Klostergelübde abgelegt habe. Sie sei mit Königin Cecilia Blanka in ihrer Zeit in Gudhem schließlich gut befreundet gewesen.
Damit hatte Cecilia Rosa ihre zweite wichtige Auskunft erhalten, aber jetzt gefror ihr das Blut in den Adern.
Sie versuchte, sich nichts anmerken zu lassen, sondern trank ein paar Schluck Bier und kicherte etwas, ehe sie antwortete. Dann sagte sie die Wahrheit, dass nämlich Cecilia Blanka nie das Klostergelübde abgelegt habe. Ganz im Gegenteil hätten die beiden Freundinnen sich gelobt, das niemals zu tun.
Bischof Örjan schwieg erst einmal nachdenklich. Dann meinte er, dass er natürlich das Beichtgeheimnis nicht brechen dürfe, aber er könne sagen, was in Mutter Rikissas Testament stehe. Er habe ihr bei Gott gelobt, es zum Heiligen Vater in Rom zu schicken. Darin stehe, dass Königin Cecilia
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