Der Kreuzritter - Verbannung - Tempelriddaren
diesen Vorschlag hatte Cecilia keine Einwände gehabt.
Jetzt war der Tag der Freiheit gekommen. Doch nun fürchtete sie die Begegnung mit ihrem Sohn mehr, als sie geahnt hatte. Sie machte sich Sorgen über Dinge, die ihr bisher nie in den Sinn gekommen waren. Sie hielt sich für alt und hässlich und fand ihre Kleidung zu schlicht. Wenn der junge Magnus eine großartige Vorstellung von seinem Vater hatte, dann war die Gefahr umso größer, dass er von seiner Mutter enttäuscht sein würde.
Als die anderen Frauen in Riseberga, sechs Nonnen, drei Novizinnen und acht Konversinnen an diesem Abend zur Komplet gingen, begab sich Cecilia Rosa in ihre Buchführungskammer. Die erste Stunde der Freiheit begann mit Arbeit.
In diesem Herbst rüstete Cecilia Rosa selbst ein Fuhrwerk aus, um damit nach Gudhem zu reisen. Dort wollte sie nützliche und auch schöne Pflanzen kaufen, die nur im Herbst transportiert werden konnten, ohne zu vertrocknen. Außerdem brauchte sie vieles zum Nähen und Färben. All das gab es in Gudhem schon lange. In Riseberga dagegen stand alles erst am Anfang. Da Cecilia Rosa einiges Silber zum Bezahlen bei sich haben musste, hatte Birger Brosa dafür gesorgt, dass sie von bewaffneten Reitern bis zum Vättersee begleitet würde, über den sie die norwegischen Seeleute bringen würden. Die letzte Etappe zwischen Vättersee und Gudhem sollte sie von Reitern der Folkunger eskortiert werden.
Da sie mit siebzehn sehr gut geritten war, brauchte sie nicht lange, um diese Fertigkeit wieder zu erwerben, obwohl sie das Reiten anfangs sehr unbequem fand.
Sie näherte sich Gudhem an der Spitze ihres Gefolges. Dieser Platz gehörte ihr, da sie Oeconoma war, über alles bestimmte und die bewaffneten Reiter nur ihre Gefolgsleute waren. Sie staunte darüber, welch gemischte Gefühle sie erfüllten. Gudhem lag sehr idyllisch und bot bereits auf einige Entfernung einen schönen Anblick. Zu Beginn des Herbstes blühten immer noch viele Rosen an den Mauern. Von ihnen wollte sie einige kaufen, um mit ihnen Riseberga zu verschönern.
Keinen Ort auf Erden hatte sie so sehr verabscheut wie Gudhem, das stand außer Zweifel. Aber was für ein bemerkenswerter Unterschied es war, sich dem Reich Mutter Rikissas als freier Mensch zu nähern und nicht als eine, die ihr gehorchen musste!
Cecilia Rosa ermahnte sich streng, dass sie nur Geschäfte im Auftrag ihres Klosters machen wollte. Es gab also keinen Grund, Streit mit Mutter Rikissa zu suchen
oder ihr zu beweisen, dass ihre Macht gebrochen war. Auf dem letzten Wegstück nach Gudhem stellte sich Cecilia Rosa sogar vor, dass sie so auftreten wolle, als seien sie gleichberechtigt, Äbtissin von Gudhem und Oeconoma von Riseberga, die geschäftlich miteinander zu tun hätten und sonst nichts. Sie musste jedoch etwas lächeln, als sie an Mutter Rikissas schlecht entwickelten Geschäftssinn dachte.
Aber daraus wurde nichts. Mutter Rikissa lag im Sterben, und ein Bischof Örjan aus Växjö war zu ihrem Sterbelager gerufen worden, um ihr die letzte Beichte abzunehmen und die letzte Ölung zu spenden.
Bei dieser Nachricht erwog Cecilia Rosa zunächst, kehrtzumachen, aber da die Reise lang und anstrengend gewesen war und das Leben in Gudhem und Riseberga weitergehen musste, überlegte sie es sich anders. Sie suchte mit ihrem Gefolge im Hospitium Quartier und wurde begrüßt wie alle anderen Reisenden auch.
Am frühen Abend kam der Bischof zu ihr, den sie nicht kannte, und bat sie, ihm in die Klausur zu folgen, um Mutter Rikissa ein letztes Mal zu sehen. Diese habe selbst um diese letzte Gunst von Cecilia Rosa gebeten.
Einer Sterbenden einen letzten Wunsch zu verweigern, der so leicht zu erfüllen war, daran war natürlich nicht zu denken. Widerwillig stimmte Cecilia Rosa zu. Ihr Widerwillen galt nicht dem Tod - davon hatte sie im Kloster genug gesehen, in das viele alte Frauen kamen, um dort zu sterben. Ihr Widerwillen galt den Gefühlen, von denen sie befürchtete, dass sie bei Mutter Rikissas Tod aufkommen würden. Über den Tod seines Nächsten zu triumphieren war eine Sünde, die nur schwer zu vergeben war. Aber welche Gefühle sollte sie einer Frau gegenüber hegen, die das personifizierte Böse war?
Mit dem Bischof trat sie in das hinterste von Mutter Rikissas Privatgemächern. Die Äbtissin lag im Bett, die Decken bis zum Kinn hochgezogen; rechts und links von ihr brannte je eine Kerze. Sie war sehr bleich, als legte der Sensenmann seine kalte Knochenhand bereits um ihr
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