Der Kreuzritter - Verbannung - Tempelriddaren
seien, die er von Ibrahim ibn Anaza zusammen mit dem heiligen Schwert erhalten habe.
Saladin zögerte keine Sekunde, Arn die Pferde zurückzugeben.
Drei Tage später fiel Askalon. Saladin schonte die Bevölkerung, obwohl diese die Stadt nicht freiwillig aufgegeben
hatte. Er ließ sie an Bord der wartenden Flotte gehen, die sie nach Alexandria bringen sollte. Da Alexandria umfassende Handelsbeziehungen mit Pisa und Genua pflegte, war es nur eine Zeitfrage, wann die Franken aus Askalon wieder in ihrer Heimat sein würden.
Jetzt blieben nur noch Tyrus und Jerusalem.
Am 27. Tag des Monats Rajab, dem Tag, an dem der Prophet einst nach seiner wunderbaren nächtlichen Reise von Abrahams Felsen in den siebten Himmel aufgestiegen war, zog Saladin in Jerusalem ein. Nach der Zeitrechnung der Christen war das am Freitag, den 2. Oktober, im Jahr des Heils 1187.
Die Stadt hatte sich nicht verteidigen lassen. Der einzige bedeutendere Ritter in der Stadt, abgesehen von den beinahe ausgerotteten Ritterorden, war Balduin d’Ibelin. Außer ihm selbst gab es unter den Verteidigern nur zwei Ritter, und deswegen hatte er alle Männer über sechzehn zu Rittern geschlagen. Die Stadt zu verteidigen wäre trotzdem sinnlos gewesen, da dies das Leiden nur in die Länge gezogen hätte. Mehr als zehntausend Flüchtlinge aus der Umgebung waren eine Woche vor Saladins Ankunft nach Jerusalem gekommen. Das bedeutete, dass die Stadt unmöglich für längere Zeit mit Wasser und Lebensmitteln versorgt werden konnte.
Jerusalem wurde nicht geplündert, kein einziger Bewohner ermordet.
Zehntausend Einwohner der Stadt konnten sich ihre Freiheit erkaufen: es kostete zehn Dinare für Männer, fünf für Frauen und einen für Kinder. Wer bezahlt hatte, durfte Jerusalem verlassen und seinen Besitz mitnehmen.
Auf ihrem Weg nach Tyrus wurden die Christen von Saladins Soldaten eskortiert, damit sie nicht von Räubern und Beduinen ausgeplündert würden.
Zwanzigtausend Bewohner Jerusalems blieben jedoch zurück, da sie nicht genug Geld aufbringen konnten. Sie hätten es sich auch nicht vom Patriarchen Heraclius oder von den beiden geistlichen Ritterorden leihen können, da diese es vorzogen, ihre schweren Schätze mitzunehmen, statt ihren christlichen Brüdern und Schwestern die Sklaverei zu ersparen.
Viele von Saladins Emiren weinten vor Verzweiflung, als sie sahen, wie der Patriarch Heraclius vergnügt seine zehn Dinare bezahlte, um anschließend mit einem Goldschatz zu verschwinden, der ausgereicht hätte, um das freie Geleit für die meisten der zwanzigtausend Christen zu bezahlen.
Saladins Männer verurteilten die Großzügigkeit ihres eigenen Herrschers ebenso sehr wie Heraclius’ Habgier.
Als die zehntausend Christen, die ihre Freiheit bezahlen konnten, nach Tyrus gezogen waren, erließ Saladin den zwanzigtausend verbliebenen Bewohnern ihre Schulden. Diese hatten sich schon gezwungen gesehen, in die Sklaverei zu gehen, da weder der Patriarch noch die Ritterorden das Lösegeld für sie bezahlen wollten.
Sobald die Christen fort waren, zogen Moslems und Juden in die Stadt. Die Heiligtümer, die die Christen Templum Domini und Templum Salomonis genannt hatten, wurden mehrere Tage hintereinander mit Rosenwasser gereinigt. Man riss die Kreuze von den Kuppeln und schleifte sie im Triumph durch die Straßen, auf denen diesmal kein Blut vergossen worden war. Nach achtundachtzig Jahren prunkte über der Al-Aqsa-Moschee und dem Felsendom wieder der Halbmond.
Die Grabeskirche blieb drei Tage lang geschlossen. Sie wurde sorgfältig bewacht, und es wurde darüber gestritten, was aus ihr werden solle. Saladins Emire wollten sie abreißen, doch da wies Saladin sie zurecht, dass die Kirche nur ein Bauwerk sei. Das Heiligtum sei die Grabkrypta im Felsen darunter. Es sei deswegen eine leere Geste, das Gebäude zu zerstören.
Nach drei Tagen setzte er auch in dieser Sache seinen Willen durch. Die Grabeskirche wurde wieder geöffnet und der Obhut von syrischen und byzantinischen Priestern übergeben. Grimmige Mamelucken wachten darüber, dass kein Versuch gemacht wurde, sie zu entweihen.
Eine Woche später konnte Saladin im drittwichtigsten Heiligtum des Islam, der Al-Aqsa-Moschee, beten. Wie immer vergoss er Tränen, was aber niemanden verwunderte. Endlich hatte er erreicht, was er Gott gelobt hatte. Er hatte die heilige Stadt El Quds befreit.
Finanziell betrachtet war Saladins Eroberung von Jerusalem eine der am wenigsten ertragreichen Eroberungen des
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