Der Kreuzritter - Verbannung - Tempelriddaren
alles zum Besten gewendet habe. Schließlich sei es für Arn und ihn selbst besser gewesen, dass Arn bei den Hörnern von Hattin gefangen genommen worden sei und nicht früher. Was Saladin damit meinte, verstand Arn in diesem Augenblick
nicht, aber er hatte keine Lust, das Thema mit einer weiteren Frage in die Länge zu ziehen.
Bald machte Saladin deutlich, dass er mit seinem Sohn, seinem Bruder und Arn allein bleiben wolle. Man gehorchte ihm rasch. Die vier Männer gingen in ein anderes Zimmer und machten es sich mit ihren Silberbechern, die mit eiskaltem Wasser gefüllt waren, auf weichen Kissen bequem. Arn fragte sich, wie man das Wasser nur so wunderbar kühlen konnte, wollte aber nicht nach solchen Bagatellen fragen, da es jetzt zweifellos sehr ernst werden würde, obwohl er nicht absehen konnte, worüber gesprochen werden sollte.
»Einst kam ein Mann zu mir, der Ibrahim ibn Anaza hieß«, begann Saladin langsam und nachdenklich. »Er hatte ein wunderbares Geschenk für mich dabei, das Schwert, das wir das Schwert des Islam nennen und das lange Zeit verschwunden gewesen war, und er überreichte es mir in deinem Auftrag. Ist dir klar, was du da getan hast, Arn?«
»Ibrahim kenne ich, er ist ein guter Freund«, antwortete Arn vorsichtig. »Er hatte es sich in den Kopf gesetzt, dass ich dieses Schwert verdient hätte, aber ich war mir sicher, dass ich dessen nicht würdig sei. Deswegen habe ich dir dieses Schwert gesandt, Jussuf. Warum, weiß ich nicht recht zu sagen, aber es war ein sehr bewegender Augenblick, und irgendetwas brachte mich dazu, so zu handeln. Es freut mich, dass der alte Ibrahim meinem Wunsch entsprochen hat.«
»Aber dir ist nicht klar, was du damit getan hast?«, fragte Saladin leise, und Arn merkte sofort, dass sich im Zimmer eine gespannte Stille ausbreitete.
»Ich hatte das Gefühl, das Richtige zu tun«, antwortete Arn. »Ein Schwert, das den Moslems heilig ist, ist nichts
für mich, sondern eher etwas für dich. So dachte ich zumindest. Besser kann ich das nicht erklären, vielleicht hat Gott mich dabei geführt.«
»Das hat er vermutlich«, meinte Saladin lächelnd. »Es ist so, als hätte ich dir das Wahre Kreuz geschickt, das sich jetzt in sicherer Verwahrung in diesem Haus befindet. Es steht geschrieben, das derjenige, der einst das Schwert des Islam zurückbekommt, die Gläubigen einen und die Ungläubigen besiegen wird.«
»Wenn das so ist«, meinte Arn und schien etwas aus dem inneren Gleichgewicht gebracht, »dann hast du nicht in erster Linie mir so sehr zu danken, sondern Gott, der mir diesen plötzlichen Gedanken damals eingegeben hat. Ich bin nur sein einfacher Diener.«
»Das mag so sein, aber ich bin dir, mein Freund, in jedem Fall ein Schwert schuldig. Ist es nicht merkwürdig, dass ich ständig in deiner Schuld zu stehen scheine?«
»Ich habe bereits ein Schwert bekommen. Du bist mir nichts mehr schuldig, Jussuf.«
»Oh doch, wenn ich dir das sogenannte Wahre Kreuz geschickt hätte, dann hättest du auch nicht das Gefühl, dass du diese Schuld einfach mit einem noch so schönen Holzstück abtragen könntest. Aber darüber reden wir später. Ich möchte dich um einen Dienst bitten.«
»Wenn mein Gewissen das zulässt, werde ich dir jeden Dienst erweisen, das weißt du, Jussuf, denn ich bin dein Gefangener, und Lösegeld wirst du für mich nie bekommen.«
»Erst einmal werden wir jetzt Askalon einnehmen, dann Gaza und schließlich Jerusalem. Ich möchte, dass du dabei mein Ratgeber bist. Danach erhältst du deine Freiheit. Du sollst auch nicht ohne Belohnung von hier aufbrechen. Das ist mein größter Wunsch.«
»Das, worum du mich bittest, Jussuf, ist wahrlich grausam. Du bittest mich darum, zum Verräter zu werden«, klagte Arn. Alle konnten seine Qualen sehen.
»Es ist nicht so, wie du denkst«, erwiderte Saladin ruhig. »Ich brauche deine Hilfe nicht, um Christen zu töten, dafür stehen mir unzählige helfende Hände zur Verfügung, aber ich erinnere mich an unser erstes nächtliches Gespräch, damals, als ich das erste Mal in deine Schuld geriet. Du hast eine Templerregel erwähnt, über die ich oft nachgedacht habe: Wenn du dein Schwert erhebst, denke nicht daran, wen du töten wirst, denke daran, wen du schonen kannst. Verstehst du jetzt, was ich meine?«
»Das ist eine gute Regel. Aber ich bin noch nicht ganz beruhigt. Nein, ich verstehe nicht ganz, was du meinst, Jussuf.«
»Jerusalem liegt in meiner Hand!«, rief Saladin plötzlich und hielt Arn
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