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Der Kreuzritter - Verbannung - Tempelriddaren

Titel: Der Kreuzritter - Verbannung - Tempelriddaren Kostenlos Bücher Online Lesen
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manchmal gefürchtet hatte, den Verstand zu verlieren. Jetzt lag sie eine Weile lang da und schaute
dieser unbekannten Mitschwester, die sie so freundlich angesprochen hatte, neugierig in die Augen. Sie lächelten sich an, bis es dunkel wurde. In dieser Nacht zitterte Cecilia nicht vor Kälte und schlief auch ohne Mühe ein.
    Als sie geweckt wurden, um zur Matutin, der Mette, zu gehen, schlief sie tief, und die unbekannte Jungfrau neben ihr musste sie wach rütteln. Später in der Kirche sang Cecilia zum ersten Mal mit voller Kraft mit, sodass ihre klare Stimme lauter als die aller anderen zu hören war. Der Gesang war früher ihre einzige große Freude in Gudhem gewesen, damals, als sie gewusst hatte, dass sie das Kloster in wenigen Monaten würde verlassen dürfen.
    Mühelos schlief sie nach der Matutin wieder ein, und als es Zeit für die Laudes, das Morgengebet, war, musste die Unbekannte sie erneut wecken. Nach der Prim und der ersten Messe des Tages versammelten sich alle im Kapitelsaal, und Cecilia stellte fest, dass ihre neue Bettnachbarin genau wie sie ganz hinten neben der Tür sitzen musste. Erneut dachte sie an die Worte, dass sie nicht allein, sondern dass sie jetzt zu zweit seien.
    Mutter Rikissa nahm unter dem Mittelfenster Platz und gab der Priorin gnädig ein Zeichen, dass sie mit der Textlesung des Tages beginnen dürfe. Cecilia hörte nicht zu, da sie mit großer Spannung darauf wartete, vielleicht etwas über die unbekannte, unglückliche Schwester neben sich zu erfahren.
    Nach der Lesung wurden einige Namen von verstorbenen Brüdern und Schwestern des Zisterzienserordens bekanntgegeben, für deren Seelen nun gebetet werden sollte. Einen Augenblick lang war Cecilia ganz Ohr, denn es kam vor, dass unter den Namen auch die von Ausländern oder von gefallenen Templern genannt wurden. Aber an diesem Tag fiel kein solcher Name.

    Früher hatte Cecilia diese frühe Stunde im Kapitelsaal immer gefallen. Es war ein hübscher Raum mit sechs gleich großen Gewölben, die auf zwei schlanken, weißen Pfeilern ruhten. Die Wände waren ebenfalls weiß, und der Fußboden bestand aus grauen Kalksteinplatten. Ein schwarzes Kruzifix über dem Stuhl der Äbtissin stellte den einzigen Schmuck dar. Es war ein Raum für gute Gedanken, obwohl sich Cecilia an diesem Morgen eingestehen musste, dass sie, seit sie durch die Tür getreten war, noch keinen solchen gefasst hatte.
    Die Bestrafungen kamen immer zuletzt. Die Vergehen, die Mutter Rikissa am häufigsten verfolgte, waren Verstöße gegen die Schweigepflicht. Cecilia war deswegen schon sechs oder sieben Mal gezüchtigt worden.
    Heute erklärte Mutter Rikissa mit einem Gesichtsausdruck, der eher an Lächeln als an Strenge erinnerte, dass es wieder mal an der Zeit sei, Cecilia zu bestrafen. Die Schwestern senkten bei diesen Worten seufzend die Köpfe, und die weltlichen Jungfrauen schielten neugierig und schadenfroh zu Cecilia herüber.
    Allerdings, sagte Mutter Rikissa, nachdem sie kurz innegehalten hatte, um die folgende Überraschung noch mehr zu genießen, solle nicht die übliche Cecilia bestraft werden, nicht Cecilia Algotsdotter, sondern Cecilia Ulvsdotter. Und da es jetzt zwei Cecilien gebe, die offenbar denselben Unarten verfallen seien, so solle in Zukunft die rothaarige Cecilia Algotsdotter Cecilia Rosa heißen, während die blonde Cecilia Ulvsdotter nun Cecilia Blanka genannt werden solle.
    Die Strafe bestand normalerweise aus ein oder zwei Tagen bei Wasser und Brot. Jetzt befahl Mutter Rikissa jedoch, eher höhnisch als gottgefällig, Cecilia Blanka zum Lapis culparum, zur Geißelsäule am Kurzende des Kapitelsaals
zu führen. Die Priorin und eine der Schwestern gingen unverzüglich auf Cecilia Blanka zu und führten sie dorthin. Dann nahmen sie ihr den Wollumhang ab, sodass sie im bloßen Hemd dastand. Schließlich banden sie ihr die über dem Kopf ausgestreckten Hände mit zwei Handfesseln aus Eisen.
    Danach holte Mutter Rikissa eine Geißel und stellte sich neben der gefesselten Cecilia Blanka auf. Von dort aus blickte sie triumphierend auf die Versammlung. Sie wartete eine Weile und schlug sich versuchsweise mit der Geißel auf die Hand. Dann gab sie das Zeichen, drei Vaterunser zu beten, und die Versammlung senkte gehorsam die Köpfe und fing an zu murmeln.
    Als das Gebet beendet war, rief sie eine der weltlichen Jungfrauen zu sich, und zwar Helena Sverkersdotter, reichte ihr die Geißel und bat sie, im Namen des Vaters, des Sohnes und des Heiligen

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