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Der Kreuzritter - Verbannung - Tempelriddaren

Titel: Der Kreuzritter - Verbannung - Tempelriddaren Kostenlos Bücher Online Lesen
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Geistes drei Schläge auszuteilen.
    Helena Sverkersdotter war eine dumme und ungeschickte Person, die selten im Mittelpunkt stand. Jetzt schaute sie entzückt auf ihre Mitschwestern, die ihr aufmunternd zunickten. Eine gab ihr zu verstehen, Cecilia Blanka ja nicht zu schonen. Helena schlug denn auch nicht so, wie es üblich war, also eher zur Ermahnung, als um körperliche Schäden anzurichten, sondern mit voller Kraft, und nach dem letzten Schlag waren durch Cecilia Blankas weißes Hemd hindurch zwei blutige Striemen sichtbar.
    Cecilia Blanka hatte bei den Schlägen nur mit zusammengebissenen Zähnen aufgestöhnt und weder geschrien noch geweint. Jetzt drehte sie sich um, mit Mühe, da sie immer noch gefesselt war, um der freudig erregten Helena Sverkersdotter in die Augen schauen zu können. Dann fauchte sie mit vor Hass blitzenden Augen etwas so Schreckliches, dass alle im Saal entsetzt nach Luft schnappten:

    »Eines Tages, Helena Sverkersdotter, wirst du diese Schläge mehr als alles andere in deinem Leben bereuen, das schwöre ich bei der heiligen Jungfrau Maria!«
    Das waren ungeheuerliche Worte. Nicht nur, weil sie eine Drohung enthielten und einen Zornesausbruch innerhalb der Klostermauern und einen Frevel gegen die Heilige Jungfrau darstellten, sondern vielmehr, weil sie zeigten, dass Cecilia Blanka aus ihrer Strafe nichts gelernt hatte.
    Alle erwarteten nun drei weitere Schläge als unmittelbare Folge dieser respektlosen Worte. Mutter Rikissa trat jedoch vor und nahm Helena Sverkersdotter die Geißel aus der Hand, die bereits zum Schlag ausgeholt hatte.
    Cecilia Rosa meinte zu sehen, dass Mutter Rikissas Augen vor Hass so rot glühten wie die eines Drachen, und alle außer Cecilia Blanka und Cecilia Rosa senkten vor Schreck ihre Köpfe wie im Gebet.
    »Drei Tage Karzer«, sagte Mutter Rikissa schließlich langsam, als hätte sie erst nachdenken müssen. »Drei Tage Karzer bei Wasser und Brot, in Einsamkeit und Stille und mit nur einer Decke. Dort sollst du im Gebet um Vergebung bitten!«
    Seit Cecilia Rosa nach Gudhem gekommen war, war niemand zum Karzer verurteilt worden. Davon erzählte man sich nur, wie man sich sonst Gespenstergeschichten erzählte. Der Karzer war ein kleines, dunkles Loch unter dem Cellarium, dem Getreidespeicher. Dort im Winter zwischen den Ratten sitzen zu müssen war vermutlich eine nur schwer zu ertragende Qual.
    Die nächsten Tage fror Cecilia Rosa nicht, da sie damit beschäftigt war, für ihre unbekannte Freundin Cecilia Blanka zu beten. Sie betete aus ganzem Herzen und unter Tränen und ging all ihren Verrichtungen nach, ohne
nachzudenken. Sie webte, ohne nachzudenken, sie aß, ohne nachzudenken, und sie sang, ohne nachzudenken. Sie legte ihre ganze Seele und all ihre Gedanken in diese Gebete.
    Am Abend des dritten Tages kam Cecilia Blanka nach der Komplet auf steifen und unsicheren Beinen, mit bleichem Gesicht und geführt von zwei Schwestern in den Schlafsaal. Die Frauen brachten sie zu ihrem Bett, stießen sie darauf und zogen dann nachlässig die beiden Decken über sie.
    Cecilia Rosa, die diesen Namen inzwischen ohne zu murren angenommen hatte, suchte im Dunkeln nach den Augen ihrer Freundin. Doch Cecilia Blanka starrte nur leer vor sich hin. Sie wirkte halb erfroren.
    Cecilia Rosa wartete, bis es im Dormitorium still geworden war, und wagte erst dann das Unerhörte: Sie nahm ihre eigenen beiden Decken und zog damit, so leise wie möglich, zu ihrer Freundin um. Sie breitete die Decken über sie beide aus und kroch dann, so nahe es ging, an sie heran. Zunächst hatte sie das Gefühl, neben einem Eiszapfen zu liegen. Aber bald, als würde die Heilige Jungfrau selbst bei dieser schweren Sünde ihre schützende Hand über sie halten, kehrte die Wärme langsam wieder in ihre Körper zurück.
    Nach der Frühmesse wagte es Cecilia Rosa nicht, ihre Sünde, die eine Wohltat war, zu wiederholen. Aber sie lieh ihrer Freundin eine ihrer Decken und fror dann selbst nicht mehr, obwohl es eine der letzten wirklich kalten Winternächte war, in der die Sterne klar am schwarzen Himmel funkelten.
    Ihrem Verbrechen kam man nie auf die Spur. Vielleicht hatten es die Laienschwestern, die in ihrer Nähe schliefen, aber auch nicht nötig, sie anzuschwärzen. Denn allen,
die nicht ein Herz aus Stein hatten, war klar, was drei Nächte im Karzer im kältesten Winter bedeuteten.

    Der Winter war die Zeit, in der in Gudhem gesponnen und gewebt wurde. Für die Laienschwestern war das eine eintönige

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