Der Kreuzritter - Verbannung - Tempelriddaren
Folkunger in die Familie aufgenommen werden sollte, ob er nun in Sünde zur Welt gekommen sei oder nicht.
Von allen Prüfungen im Leben, die die Heilige Jungfrau für die junge Cecilia bereithielt, war jedoch die schwerste, dass sie ihren Sohn erst viel später wiedersehen sollte, da er bereits ein Mann war.
In allem, was Cecilia betraf, hatte Mutter Rikissa ein Herz aus Stein. Kurz nach ihrer Entbindung musste Cecilia schon wieder hart arbeiten, obwohl sie immer noch Fieber hatte, schwitzte, sehr bleich war und schmerzende Brüste hatte.
Als es in ihrem ersten Jahr in Gudhem auf Weihnachten zuging, kam Bischof Bengt aus Skara zur Visitation. Als er Cecilia sah, die sich, ohne überhaupt etwas um sich herum wahrzunehmen, den Kreuzgang entlangschleppte, erbleichte er und führte anschließend mit Mutter Rikissa ein kurzes Gespräch unter vier Augen. Noch am selben Tag wurde Cecilia ins Infirmatorium, die Krankenstube, gebracht, und in der nächsten Zeit bekam sie täglich von dem zusätzlichen Essen, das Gönner den Bewohnern des Klosters schenkten: Eier, Fisch, Weißbrot, Butter und gelegentlich
sogar Lammfleisch. Einige glaubten, dass diese Gaben von Bischof Bengt geschickt würden, andere hielten Frau Helena oder sogar Birger Brosa für den Spender.
Cecilia entging nun auch der Qual, zur Ader gelassen zu werden, und bald hatte sie wieder Farbe im Gesicht und etwas zugenommen. Sie schien jedoch alle Hoffnung aufgegeben zu haben. Meist lief sie, vor sich hinmurmelnd, durch die Klostergänge.
Als der Winter das Westliche Götaland in Kälte und Eis hüllte, hörte für die Laienschwestern und Cecilia die Arbeit im Freien auf. Das war eine Erleichterung, aber gleichzeitig wurden die Nächte zu einer nicht enden wollenden Plage.
Damals hatten die Konversinnen in Gudhem noch kein eigenes Dormitorium. Sie schliefen zusammen mit den Familiaren im Obergeschoss über dem Kapitelsaal. Da es gegen die Regeln verstieß, im Dormitorium eine Heizung zu haben, war es entscheidend, wo im Saal das eigene Bett stand - je weiter weg von den beiden Fenstern, desto besser. Cecilia wurde ganz selbstverständlich ein Bett direkt an der Außenwand und unterhalb eines der Fenster zugewiesen, wo die Kälte wie herabsickerndes Eiswasser hineinkroch. Die anderen Familiaren schliefen am anderen Ende des Saals an der Innenwand. Zwischen Cecilia und den feindlichen weltlichen Schwestern lagen die acht Konversinnen, die es nie wagten, mit ihr zu sprechen.
Die Regeln gestatteten eine Strohmatratze, ein Kissen und zwei Wolldecken, und obwohl sich alle in sämtlichen Kleidern zu Bett legten, waren die Nächte manchmal so eisig, dass für diejenigen, die die ganze Zeit vor Kälte zitterten, an Schlaf nicht zu denken war.
In Cecilias schwärzester Stunde in Gudhem schien die Muttergottes der Meinung zu sein, sie hätte genug gelitten.
Sie schickte ihr ein paar tröstliche Worte, die draußen in der freien Welt nicht sonderlich viel bedeutet hätten, aber hier, innerhalb der Mauern, wärmten wie ein großes Kohlebecken.
Eine der anderen Jungfrauen war, nachdem man einem ihrer Geheimnisse auf die Spur gekommen war, ihres Schlafplatzes, eines der besten Betten neben der Tür, für unwürdig befunden worden. Mutter Rikissa verfügte, dass sie in das Bett neben demjenigen Cecilias umziehen sollte. Eines Abends nach der Komplet wartete sie mit ihrer Bettwäsche im Arm und gesenktem Kopf am Lager der Laienschwester neben Cecilia, bis diese begriffen hatte, dass sie in den wärmeren Teil des Saales umziehen durfte. Nachdem die Laienschwester ihre Decken genommen und gegangen war, bezog die neue Jungfrau langsam und sorgfältig ihr Bett, während sie die Schwester, die im Dunkeln an der Tür stand und alles überwachte, aus den Augenwinkeln beobachtete. Als sie fertig war, legte sie sich hin, drehte sich auf die Seite und suchte Cecilias Blick. Dann brach sie, ohne mit der Wimper zu zucken, das Schweigegebot.
»Du bist nicht allein, Cecilia«, flüsterte sie so leise, dass niemand sie hören konnte.
»Der Heiligen Jungfrau sei gedankt«, bedeutete ihr Cecilia in der Zeichensprache, der man sich in Gudhem bediente, wenn nicht gesprochen werden durfte. In diesem Augenblick wagte sie nicht, gegen das Redeverbot zu verstoßen. Aber es war, als würde sie nicht mehr frieren und als hätte sie auf einmal etwas, woran sie denken konnte, etwas anderes als die Einsamkeit und die unglückliche Sehnsucht, um die ihre Gedanken so oft gekreist waren, dass sie
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