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Der Kreuzritter - Verbannung - Tempelriddaren

Titel: Der Kreuzritter - Verbannung - Tempelriddaren Kostenlos Bücher Online Lesen
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passten. Er hatte Kleidergröße sechs, außer bei den Schuhen, hier hatte er sieben, aber sogar daran hatten seine unbekannten Brüder gedacht.
    Bald war er bereit, mit dem Umhang über dem Arm in den Gang vor den beiden wunderbaren Räumen zu treten. Dort wartete bereits sein Herr Arn, auch er ganz neu eingekleidet, aber mit dem Umhang, dessen schwarze Borte seinen Rang anzeigte, und mit gekämmtem Bart. Ihr kurz geschnittenes Haar ließ sich leicht mit der Hand glätten.
    »Nun, mein guter Knappe«, meinte Arn mit vollkommen ausdrucksloser Miene, »wie hat es dir gefallen?«
    »Ich habe dem Befehl gehorcht und alles gemacht wie vorgeschrieben«, antwortete Armand unsicher und mit gesenktem Blick. Arns ausdruckslose Miene machte ihm plötzlich Angst, als habe er eine Probe nicht bestanden.
    »Leg deinen Umhang um und folge mir, mein guter Knappe!«, sagte Arn mit einem munteren Lachen, klopfte Armand auf die Schulter und eilte dann den Gang entlang.
Armand heftete sich an seine Fersen und versuchte dabei, seinen Umhang umzulegen. Er verstand nicht, ob er nun gegen irgendeine Regel verstoßen oder einfach nur einen Scherz nicht verstanden hatte.
    Arn schien sich überall zurechtzufinden, ohne nachzudenken. Über Gänge und Treppen, auch Innenhöfe mit Springbrunnen und an Privathäusern mit verschlossenen Fensterläden vorbei führte er seinen Knappen zum Templum Salomonis. Sie traten durch eine Hintertür und befanden sich plötzlich in der langen, großen Halle, die mit sarazenischen Teppichen ausgelegt war, und in der an Schreibpulten und Tischen zahlreiche grün gewandete Männer saßen, die Wächter des Glaubens, sowie die Laienbrüder in brauner Kleidung, aber auch weiß gekleidete Ritter. Man las oder schrieb oder unterhielt sich mit allen möglichen Fremden in weltlicher Kleidung. Arn führte seinen Knappen an dieser weltlichen Geschäftigkeit vorbei zu einer weißen Pforte, durch die man in die große Rotunde mit der hohen Kuppel trat. Das war die eigentliche Kirche, das Allerheiligste des Templerordens.
    Als sie auf den großen Hochaltar mit dem Kruzifix weit hinten unter der Kuppel zugingen, tropfte immer noch Wasser aus ihren Bärten auf den schwarz-weißen Marmorfußboden mit Sternenmuster. Vor dem Hochaltar fielen sie auf die Knie. Armand machte seinem Herrn alles nach und bekam die geflüsterte Anweisung, zehn Vaterunser zu beten und sich bei der Muttergottes dafür zu bedanken, dass sie von ihrem Auftrag wohlbehalten zurückgekehrt seien.
    Als Armand auf den Knien lag und die vorgesehene Anzahl Gebete herunterleierte, empfand er plötzlich seinen brennenden Durst. Er hätte einen Moment lang wahnsinnig
werden können, und fast hätte er über die Zahl der Gebete den Überblick verloren.
    Niemand in ihrer Umgebung nahm sonderlich Notiz von ihnen. In dem runden Kirchenraum wurde überall gebetet. Armand überlegte, warum sie als Einzige vor dem Hochaltar knieten, verfolgte diesen Gedanken dann aber nicht weiter, weil er doch nichts von all dem Neuen begriff, und konzentrierte sich auf die Anzahl seiner Gebete.
    »Komm, mein guter Knappe«, sagte Arn, als sie fertig waren. Sie standen auf und bekreuzigten sich ein letztes Mal. Dann begann die Wanderung durch das Labyrinth aufs Neue, eine Geheimtreppe hinauf, durch lange Korridore, über neue Innenhöfe mit Springbrunnen und prächtigen Blumen und durch weitere dunkle Korridore, die nur von vereinzelten Fackeln erhellt wurden. Unvermittelt gelangten sie in einen großen, weiß gekalkten Saal, der nur mit Ordensfahnen und Wappenschilden an den Wänden geschmückt war. Hier gab es keine sarazenischen Dekorationen, alles war weiß mit strengen Linien, hohen Gewölben und einem Säulengang auf der einen Seite des Saales wie in einem Kloster. All das sah Armand, ehe er den Meister von Jerusalem entdeckte.
    Mitten im Saal stand Arnoldo do Torroja, der Meister von Jerusalem, kerzengerade und streng, den weißen Umhang mit der doppelten schwarzen Borte, die seinen Rang bezeichnete, um die Schultern und das Schwert an der Seite.
    »Tu jetzt, was ich tue«, flüsterte Arn seinem Knappen zu.
    Sie gingen auf den Meister von Jerusalem zu, blieben ehrfurchtsvoll sechs Schritte entfernt stehen, wie es die Regeln vorschrieben, und ließen sich dann mit gesenktem Kopf auf die Knie sinken.

    »Arn de Gothia und sein Knappe Armand de Gascogne sind von ihrem Auftrag zurück, Meister von Jerusalem«, sagte Arn mit lauter Stimme, den Blick immer noch auf den Fußboden

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