Der Kreuzritter - Verbannung - Tempelriddaren
dort drüben sicherlich bezeugen, denn die beiden haben in dieser neuen Arbeit viel Geschick entwickelt.«
Alle Blicke richteten sich nun auf die beiden Cecilien, die schüchtern bestätigten, was Mutter Rikissa gesagt hatte. Mit solchen welschen Fäden würden sicherlich sehr schöne Wappen auf den Mänteln entstehen.
So kam es, dass der König versprach, so schnell wie möglich nicht nur die verlangten Pelze, sondern auch den Faden aus Lübeck zu beschaffen. Er fügte hinzu, dass dies nicht nur ein besseres Geschäft sei, als Land zu verschenken, sondern dass auch die Krönungszeremonie verschönert würde, wenn Gudhem die Gästeschar derart prächtig ausstatte.
Bald stand Mutter Rikissa auf und entschuldigte sich, da ihre Pflichten sie riefen. Sie dankte herzlich für die Bewirtung und für die Versprechungen. Der König und der Jarl wünschten ihr eine gute Nacht, und so stand es ihr frei zu gehen. Sie blieb jedoch stehen und sah streng und abwartend auf Cecilia Rosa.
Als Knut Eriksson das schweigende Begehren Mutter Rikissas bemerkte, warf er seiner Verlobten einen raschen Blick zu, doch diese schüttelte hastig den Kopf. Da traf er eine sofortige Entscheidung.
»Wir wünschen Euch eine gute Nacht, Rikissa«, sagte er, »und was Cecilia Algotsdotter betrifft, so wollen wir, dass sie diese Nacht zusammen mit unserer Verlobten verbringt, sodass niemand behaupten kann, Knut habe die Nacht unter demselben Dach und in demselben Bett zugebracht wie seine Verlobte.«
Mutter Rikissa verharrte regungslos, als traue sie ihren Ohren nicht und könne nicht entscheiden, ob sie einfach gehen oder einen Streit anfangen solle.
»Wir wissen schließlich alle«, warf Birger Brosa milde ein, »welch elende Folgen es für junge Frauen namens Cecilia haben kann, wenn die Verlobten nicht bis zum Hochzeitsfest sorgsam getrennt gehalten werden. Und wie sehr es Euch auch freuen würde, Rikissa, beide Cecilien zwanzig Jahre in der Zucht des Herrn zu halten, so würde dies unserem König wohl weniger gefallen.«
Birger Brosa lächelte wie immer, aber seine Worte waren mit Gift gemischt. Mutter Rikissa war eine streitlustige Frau, und jetzt blitzten ihre Augen. Da griff der König ein, ehe allzu harte Worte Schaden anrichten konnten.
»Wir glauben, dass Ihr ob dieser Sache ruhig schlafen könnt, Rikissa«, sagte er. »Denn Ihr habt für diese Regelung der Dinge den Segen Eures Erzbischofs. Nicht wahr, mein lieber Stéphane?«
»Comment? Bitte … naturellement … doch, ma chère Mère Rikissa … es verhält sich genauso, wie seine Majestät gesagt haben, keine große Sache, kein Problem …«
Der Erzbischof machte sich erneut über die dritte große Portion Lammbraten her, dann hob er sein Weinglas und betrachtete es so interessiert, als gäbe es nichts weiter zu sagen. Mutter Rikissa wandte sich wortlos um und ging lauten, hallenden Schritts über die Eichenbohlen zur Tür.
Auf diese Weise waren der König und seine Leute endlich die Person losgeworden, die sie durch ihre Anwesenheit am freimütigen Gedankenaustausch gehindert hatte. Freimütigkeit war ihnen ebenso ein Bedürfnis, wie immer öfter den Saal zu verlassen, um sich bei den Büschen zu
erleichtern. Eine Äbtissin bei einem Gastmahl war unbequem, das stand außer Frage.
Aber mit zwei Jungfrauen war es nicht viel besser. Ihre jungen Ohren könnten bei den langen Gesprächen, die in dieser Nacht noch zu erwarten waren, einigen Schaden nehmen.
Der König erklärte, dass man für die beiden Cecilien im Obergeschoss ein Zimmer vorbereitet habe. Die ganze Nacht solle vor der Tür Wache gehalten werden, damit später kein bösartiges Gerede entstehen konnte. Den Cecilien kam dieser Aufbruch ebenso gelegen wie den Männern, denn sie hatten jetzt nur noch diese eine Nacht, um all das zu sagen, was ihnen am Herzen lag. Sie zogen sich mit einer höfischen Verneigung zurück, doch Birger Brosa hielt sie mit einem freundlichen Räuspern zurück und deutete auf seinen Jarlsmantel mit dem Löwen der Folkunger. Cecilia Rosa errötete, zog ihn aus und hängte ihn ihm über die Schultern.
Bald lagen die beiden Cecilien im Obergeschoss zwischen Leinenlaken und dicken Schaffellen. So würden sie eine warme und behagliche Nacht verbringen, obwohl sie nur mit einem Hemd bekleidet schliefen. An der einen Balkenwand brannten Talglichter, die nicht so schnell erloschen wie die sonst gebräuchlichen Kienspäne.
Eine Weile lagen sie nebeneinander, starrten an die Decke und hielten sich
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