Der Kreuzritter - Verbannung - Tempelriddaren
Sohn zu haben? Und ist es wirklich so schlimm, wie alle behaupten, ein Kind zur Welt zu bringen?«
»Da willst du wirklich eine Menge auf einmal wissen«, erwiderte Cecilia Rosa mit einem bleichen Lächeln. »Einen Sohn zu haben, der Magnus heißt und bei Birger Brosa mit Brigida als Mutter aufwächst, ist so schwer, dass ich mich zwingen muss, nicht an ihn zu denken, außer in meinen Gebeten. Er war so hübsch, und er war so klein! Nicht bei ihm sein zu dürfen ist ein weitaus größeres Unglück als meine Gefangenschaft bei Mutter Rikissa. Aber Glück im Unglück ist, dass er bei einem so guten Mann wie Arns Onkel aufwachsen kann. Klingt das seltsam? Ist es schwer zu verstehen?«
»Überhaupt nicht. Ich glaube dir aufs Wort. Aber wie war es, ihn zur Welt zu bringen?«
»Machst du dir jetzt schon darüber Sorgen? Ist das nicht etwas verfrüht, wo doch draußen vor der Tür eine Wache steht und aufpasst?«
»Zieh die Sache nicht ins Lächerliche. Ja, ich mache mir Sorgen. Ich werde nicht davonkommen, ohne einige Söhne zu gebären. Wie fühlt sich das an?«
»Was weiß ich schon? Ich habe nur einen auf die Welt gebracht. Willst du wissen, ob es wehtut? Ja, es tut sehr weh. Willst du wissen, ob man glücklich ist, wenn alles vorbei ist? Hast du jetzt von einer erfahrenen Frau etwas zu wissen bekommen, was du nicht vorher schon gewusst hättest?«
»Ich frage mich, ob es weniger wehtut, wenn man den Vater seiner Kinder liebt?«, meinte Cecilia Blanka nach einer Weile halb im Ernst und halb im Scherz.
»Ja, das glaube ich unbedingt«, antwortete Cecilia Rosa.
»Dann ist es wohl das Beste, wenn ich jetzt so schnell wie möglich anfange, unseren König zu lieben«, meinte Cecilia Blanka und seufzte scherzhaft.
Sie mussten beide lachen, und dieses Lachen hatte etwas Reinigendes und Befreiendes. Dann lagen sie so engumschlungen da wie in jener Nacht, in der die steifgefrorene Cecilia Blanka aus dem Kerker geholt worden war. Sie mussten beide an diese Nacht zurückdenken.
»Ich bin jetzt und bis in alle Zukunft davon überzeugt, dass du mich in jener Nacht gerettet hast. Ich war eiskalt bis auf die Knochen, und mein Leben flackerte wie das letzte Flämmchen erlöschender Kohle«, flüsterte Cecilia Blanka ihrer Freundin ins Ohr.
»Deine Flamme ist gewiss viel stärker, als du denkst«, erwiderte Cecilia Rosa schläfrig.
Sie schliefen ein, aber erwachten, als es Zeit für die Laudes war. Schwankend und schlaftrunken standen sie auf und begannen sich anzukleiden, ehe sie einsahen, dass sie sich im Hospitium befanden, denn unter ihnen wurde immer noch gegrölt.
Sie krochen wieder unter die Felle, waren nun aber beide hellwach, und es gelang ihnen nicht, nochmals einzuschlafen. Die Lichter aber waren erloschen, und vor dem Fenster herrschte schwärzeste Nacht.
Sie setzten ihr Gespräch fort, wo es geendet hatte, und redeten von ewiger Freundschaft und ewiger Liebe.
V
A LS SALADIN NACH GAZA KAM, ließ er sich in keine einzige Falle der Verteidiger locken. Er hatte bereits allzu viele Kriege geführt, allzu viele Städte belagert und allzu viele Städte gegen Belagerer verteidigt, um dem Augenschein zu trauen. Die Stadt Gaza erweckte den Eindruck, als ließe sie sich leicht einnehmen, als bräuchte man nur hineinzureiten, als sei sie verlassen und würde sich freiwillig ergeben. Aber auf dem Turm über dem weitoffenen Stadttor und der über dem Wallgraben herabgelassenen Zugbrücke wehte die schwarz-weiße Fahne der Templer und ihre Standarte mit der Muttergottes, die sie verehrten wie eine Göttin. Dass sich Templer ohne Kampf ergeben könnten, war ein fast lachhafter Gedanke. Dass ihr Kommandant glaubte, mit einem so simplen Trick durchkommen zu können, grenzte schon fast an eine Verunglimpfung.
Saladin winkte die Emire verärgert beiseite, die zu ihm heranritten, um irgendwelche törichten Überraschungsangriffe vorzuschlagen. Er hielt an seinen Befehlen fest. Man sollte den ursprünglichen Plan nicht umstoßen, bloß weil irgendwo ein Tor offen stand und kaum ein Verteidiger zu sehen war - denn hier hatte man mit den weiß gekleideten Templern zu rechnen.
Arn stand zusammen mit seinem Waffenmeister Guido de Faramond und seinem Confanonier Armand oben auf der Stadtmauer und betrachtete aufmerksam das heranziehende
Feindesheer. In der Stadt unter und hinter ihm waren alle Straßen sorgfältig gefegt worden, nichts Brennbares lag herum. Vor allen Fenstern waren Holzläden oder aufgespannte Häute angebracht,
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