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Der Kreuzritter - Verbannung - Tempelriddaren

Titel: Der Kreuzritter - Verbannung - Tempelriddaren Kostenlos Bücher Online Lesen
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Mauern. Als das erste Licht sich langsam von einem undurchdringlichen Schwarz in diesiges Grau verwandelte, entdeckte er die große, wartende Reiterarmee in einer Senke neben den Belagerungsmaschinen, von denen unverdrossen Hammerschläge ertönten. Wie er angenommen hatte, wartete dort eine mindestens tausend Mann starke Truppe. Hätte er seinen Rittern die Zerstörung der Belagerungsmaschinen befohlen, wozu ihn Saladin hatte verleiten wollen,
wären alle gefallen. Er lächelte bei dem Gedanken, dass es für die Reiter des Feindes eine schwere Nacht gewesen sein musste, denn sie mussten die Pferde ruhig halten und jeden Augenblick darauf gefasst sein, dass die Zugbrücke herabgelassen würde und dass zwei Reihen todesmutiger, weiß gekleideter Feinde herausgeritten kämen. Was auch immer Arn in der ihm verbleibenden Zukunft tun würde - Saladin würde er jedenfalls niemals unterschätzen.
    Gerade war Wachablösung: Zerzauste Schützen stiegen mit steifen Gliedern von der Mauer herab, und die neue, ausgeschlafene Truppe stieg hinauf, grüßte ihre Brüder und übernahm ihre Waffen.
    Arns einzige klare Absicht war, Saladin so lange wie möglich in Gaza aufzuhalten. Dadurch sollten Jerusalem und das Heilige Grab vor den Ungläubigen gerettet werden. Das war ein ausgesprochen einfacher Plan oder zumindest ein Plan, der sich leicht in Worte fassen ließ.
    Glückte er, dann waren er selbst und seine Ritterbrüder in etwa einem Monat tot. Er hatte den Tod noch nie so nah und so klar vor sich gesehen. Häufig war er im Kampf verletzt worden oder war mit gesenkter Lanze auf einen übermächtigen Feind zugeritten. Aber er hatte nie dem Tod ins Auge gesehen, sondern war immer überzeugt gewesen, diese Kämpfe überleben zu können. Das Versprechen, nach dem Tod ins Paradies einzugehen, war ihm nie ein besonderer Trost gewesen, da er ohnehin nie geglaubt hatte, dass er sterben würde, das war nicht vorgesehen. Er sollte zwanzig Jahre als Templer dienen und dann zu ihr zurückkehren, wie er das bei seiner Ehre und seinem geweihten Schwert gelobt hatte. Er musste doch Wort halten. Es konnte doch nicht Gottes Wille sein, dass er sein Wort brach.

    Als er jetzt in der Dämmerung auf der Brustwehr stand und immer deutlicher die Falle sah, in die ihn Saladin locken wollte, sah er zum ersten Mal auch seinen eigenen Tod. Die Stadt Gaza konnte einem so großen Belagerungsheer höchstens einen Monat lang standhalten - außer wenn man mit einem göttlichen Wunder rechnete. Er sah Cecilia vor sich, wie sie auf das Portal von Gudhem zuging. Er hatte sich mit Tränen in den Augen abgewandt, ehe sie durch dieses Portal geschritten war. Damals war das Leben so anders gewesen. Nach so langer Zeit im Heiligen Land erschien ihm das alles ganz unwirklich. »Gott, warum hast du mich hierher geschickt, warum brauchtest du unbedingt einen zusätzlichen Ritter, und warum antwortest du mir nie?«, dachte er.
    Er schämte sich sofort, so zu denken, da Gott alle Gedanken las. Angesichts der großen Sache an seine eigenen Interessen zu denken, kam gerade ihm, dem Templer, überheblich vor. Es war lange her, dass ihn eine solche Schwäche heimgesucht hatte, und er bat Gott aufrichtig um Verzeihung. Er kniete auf der Brustwehr, während die Sonne über dem Feindesheer aufging und Waffen und Wimpel leuchten ließ.
    Nach dem Gebet bei Sonnenaufgang beriet er sich mit dem Waffenmeister und den sechs Schwadronsführern.
    Eindeutig war, dass Saladin in der Nacht versucht hatte, sie in eine Falle zu locken. Eindeutig war aber auch, dass zu begrüßen wäre, wenn es ihnen glücken würde, die Belagerungsmaschinen zu zerstören. Die Mauern Gazas würden den Steinblöcken und dem griechischen Feuer nicht lange standhalten. Anschließend würden sich alle Männer, Frauen und Kinder sowie sämtliches Vieh auf der Burg zusammendrängen müssen.

    Saladin wusste nicht, wie viele Ritter sich hinter den Mauern verbargen. Seine Reiter hatten bisher nur eine Schwadron von sechzehn Mann gesehen. Und da es in der ersten Nacht zu keinem Angriff gekommen war, als dieser doch am wahrscheinlichsten schien, glaubte Saladin vermutlich, dass die Templertruppe dafür zu schwach war. Deswegen beschloss Arn, mitten am Tag anzugreifen, bei der Arbeit oder beim Mittagsgebet, genau dann, wenn der Feind am wenigsten mit einem solchen Überfall rechnete. Fraglich war nur, wie viele Brüder bei einem solchen Unternehmen fallen würden und ob es das wert war.
    Der Waffenmeister war der

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