Der Kreuzritter - Verbannung - Tempelriddaren
war sich offenbar sicher, auf keine weiteren Feinde zu stoßen. Diese saßen wohlverwahrt auf ihren Burgen und hinter den Stadtmauern von Askalon und Jerusalem. Hatte seine Armee ihren Hunger auf ihren Plünderungszügen erst gestillt, konnte er Jerusalem einnehmen, ohne zu riskieren, dass die Heilige Stadt nach seinem Sieg entweiht würde. Er beging damit einen Fehler, den er zehn Jahre lang bereuen sollte.
In der Burg von Askalon wurde Kriegsrat gehalten. König Balduin saß in einer Sänfte, die mit blauem Musselin verkleidet war. Er war von außen nur als Schatten zu erkennen. Man flüsterte sich zu, dass seine Hände langsam verfaulten und dass er bald ganz erblindet sein würde.
Zur Rechten des Königs saß der Großmeister Odo de Saint Amand und hinter diesem Arn zusammen mit den beiden Burggrafen von Toron des Chevaliers und Castel Arnald, zu seiner Linken hatte der Bischof von Bethlehem
Platz genommen, und an den Wänden saßen die palästinischen weltlichen Burggrafen, die der König mitgenommen hatte.
Hinter dem Bischof lag mit Gold, Silber und Edelsteinen geschmückt das Wahre Kreuz. Die Christen hatten noch nie eine Schlacht verloren, in der sie das Wahre Kreuz mitgeführt hatten, und deswegen beanspruchte die Frage, ob es auch in dieser Schlacht mitzunehmen sei, die meiste Zeit. Sie war entscheidend.
Das Wahre Kreuz, an dem unser Erlöser für unsere Sünden gelitten hatte und gestorben war, in einem Kampf mitzuführen, der nicht zu gewinnen war, komme einer Respektlosigkeit gleich, die fast schon Gotteslästerung sei, meinten die Brüder Balduin und Balian d’Ibelin, die beiden vornehmsten weltlichen Burggrafen im Saal.
Darauf entgegnete der Bischof von Bethlehem, dass nichts die Bitte um ein göttliches Wunder deutlicher ausdrücken könne als das Mitführen des Wahren Kreuzes. Ein göttliches Wunder sei die einzig mögliche Rettung.
Balduin d’Ibelin meinte, Gott ließe sich nicht wie ein unterlegener Feind erpressen. Im Kampf, der ihnen bevorstehe, könnten die Christen höchstens darauf hoffen, Saladin zu stören, sodass etwas Zeit vergehe. Dann würde der Herbstregen die Berge bei Jerusalem in einen roten Lehmacker verwandeln, auf dem nasser Schnee liege und über den die Winde hinwegpfiffen. Die Belagerung würde dann vielleicht aus anderen Gründen als der Tapferkeit und dem Glauben der Verteidiger ein Ende nehmen.
Der Bischof erwiderte, er wisse wohl am besten von allen, wie man mit Gott spreche, und könne auf den Rat von Laien verzichten. Das Wahre Kreuz sei die Rettung in einem Kampf, der sich nur durch ein göttliches Wunder
gewinnen ließe, keine Reliquie auf der ganzen Welt sei stärker.
Arn und die beiden anderen Burggrafen des Templerordens äußerten sich in dieser Sache nicht, denn Arn hatte zu schweigen, solange der Großmeister zugegen war und für den Orden sprechen konnte. Außerdem bekleideten die beiden Burggrafen, die er kaum kannte, einen höheren Rang als er selbst. Auch wenn man ihn nach seiner Meinung gefragt hätte, wäre ihm die Antwort schwergefallen. Intuitiv glaubte er jedoch, dass Balduin d’Ibelin recht hatte.
Schließlich entschied der aussätzige König die Frage: Bei einer erneuten Diskussion am nächsten Tag ergriff er Partei für den Bischof. Zu diesem Zeitpunkt waren alle schon verzweifelt darüber, dass man nur redete und nichts unternahm. Am östlichen Horizont stand bereits dichter Rauch.
Saladins Armee war zuerst gen Norden nach Ibelin gezogen und hatte diese Burg eingenommen und geschleift. Dann hatte sie ihren Weg nach Osten in Richtung Jerusalem fortgesetzt. An den Rauchsäulen ließ sich erkennen, und das wurde auch von einigen Flüchtlingen bestätigt, dass sich die ägyptischen Truppen jetzt in der Gegend von Ramleh aufhielten und alles plünderten und zerstörten, was ihnen in den Weg kam. Ramleh gehörte den Brüdern d’Ibelin, und diese verlangten, die weltliche Armee anführen zu dürfen, da sie am meisten Grund zur Rache hatten. Der König willigte sofort ein.
Wer die Templer anführen sollte, verstand sich von selbst, da sich Großmeister Odo de Saint Amand in Askalon aufhielt. Doch als er die drei Ritterbrüder im Rang eines Burggrafen zusammenrief, neben Arn die beiden Burggrafen von Castel Arnald und Toron des Chevaliers
namens Siegfried de Turenne und Arnoldo de Aragon, erwies sich diese Frage als weitaus komplizierter. Der Großmeister hatte verfügt, dass er selbst zusammen mit dem Wahren Kreuz und der Standarte der Templer
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