Der Kreuzritter - Verbannung - Tempelriddaren
Lehmhütten sehen konnten, waren sie bereits an den toten Schafen und Ziegen vorbeigekommen, von denen der Beduine erzählt hatte. Zum Schluss vereinten sich die vier Kolonnen vor dem scheinbar verlassenen Dorf und bildeten einen Ring. Danach wurde leise und im Schritt vorgerückt. Als sie nur noch etwa einen Pfeilschuss weit entfernt waren, wurde ihnen klar, was dort gerade vor sich ging. Zwei oder drei Frauen klagten herzerweichend. Vier ägyptische Pferde mit kostbaren Sätteln standen vor einer der Hütten und versuchten sich gegen die Fliegen zu wehren, während drinnen die Schändlichkeiten im vollen Gange waren.
Arn deutete auf eine Schwadron Reiter. Diese saßen ab, zogen leise ihre Schwerter und gingen hinein. Nach
einem kurzen Kampf fielen die vier Ägypter in den Staub vor der Hütte, und ihnen wurden die Hände auf dem Rücken gefesselt. Ihre Kleider waren in Unordnung, und sie schrien, dass sie ein hohes Lösegeld wert seien, wenn man sie leben ließe.
Arn stieg vom Pferd und ging auf den Eingang der Hütte zu, aus dem seine Ritter eben bleich herausgekommen waren. Er trat ein und sah, was er erwartet hatte: drei Frauen, die im Gesicht bluteten, aber noch keine tödlichen Verletzungen davongetragen hatten. Eilig bedeckten sie sich mit den Kleidern, die ihnen die Ägypter heruntergerissen hatten.
»Wie heißt dieses Dorf, und zu wem gehört ihr, Frauen?«, fragte Arn und bekam erst keine vernünftige Antwort, da nur eine von ihnen verständlich Arabisch sprach.
Nach einer Weile begriff Arn, dass sowohl die Frauen als auch die Tiere aus einem Dorf kamen, das zu Gaza gehörte. Die drei hatten die Tiere fortgeschafft, da sie sie nicht in Gaza hatten abgeben wollen. Sie waren mit ihrer Herde den einen Plünderern entgangen, nur um in die Hände von noch schlimmeren zu geraten.
Es gebe nur einen Weg, ihre gekränkte Ehre wiederherzustellen, meinte Arn, nachdem sie sich beruhigt und verstanden hatten, dass er nicht dort weitermachen wollte, wo die Ägypter aufgehört hatten. Er wollte ihnen die vier ruchlosen Bösewichter gefesselt übergeben, dann konnten sie mit ihnen anstellen, was ihnen als Rache und zur Wiederherstellung ihrer Ehre und der ihrer Familie am geeignetsten erschien. Außerdem würden sie als Geschenk von Gaza Pferde und Sättel erhalten. Arn bat sie, keinen der Ägypter leben zu lassen, sonst würde er diesen selbst den Kopf abhauen. Die Palästinerinnen beteuerten, dass keiner der Frauenschänder leben solle, und Arn begnügte
sich mit dieser Auskunft. Er trat erneut ins Freie, befahl, wieder in Formation zu reiten, und der Ritt nach Askalon wurde fortgesetzt. Sie sollten eine Stunde vor Sonnenuntergang angreifen, ob sie sich nun auf den Angriff vorbereiten konnten oder nicht, denn so lautete der Befehl des Großmeisters.
Als sie ein Stück weit geritten waren, hörten sie die verzweifelten Schreie der gefangenen Ägypter. Ihre Opfer rächten sich bereits an ihnen. Niemand drehte sich im Sattel um, niemand sprach ein Wort.
Als sie sich Askalon näherten, waren sie immer noch nicht entdeckt worden. Entweder hatten sie das unwahrscheinliche Glück gehabt, durch die Kette der feindlichen Späher an der Stelle hindurchzuschlüpfen, an der die vier Frauenschänder hätten Wache halten sollen, oder die Muttergottes hatte sie an der Hand geführt.
Jetzt kamen weitere Beduinenspione herangeritten und berichteten, dass sich der Feind vor Askalon aufgestellt habe. Arn saß ab und glättete den Sand mit seinem eisengepanzerten Fuß. Mit dem Dolch zeichnete er eine Karte der Mauern von Askalon auf die Erde. Bald wusste er, wo genau die mameluckische Belagerungstruppe aufgestellt war.
Sie hatten zwei Möglichkeiten. Da sich ganz in der Nähe von Askalon ein Wald befand, war dem Feind am nächsten zu kommen, wenn sie ihn direkt von Osten angriffen. Mit etwas Glück konnten sie sich bis auf einen Abstand von zwei langen Pfeilschüssen nähern, ehe sie mit voller Kraft und Geschwindigkeit angreifen mussten. Der Nachteil war, dass ihnen die untergehende Sonne beim Angriff direkt in die Augen scheinen würde.
Die andere Möglichkeit bestand darin, im Bogen nach Nordosten zu reiten und anschließend nach Westen und
Süden. Dann hätten sie zwar keine Probleme mit der Sonne, könnten aber eher entdeckt werden. Arn entschied, dass sie zunächst abwarten und die Stunde vor dem Angriff mit Gebet verbringen sollten, statt weiterzureiten und eine Entdeckung zu riskieren. Dafür müssten sie dann beim
Weitere Kostenlose Bücher