Der Kreuzritter - Verbannung - Tempelriddaren
mit dem Bild der Muttergottes in der Mitte des Heeres reiten würde. Eine Garde von zwanzig Rittern sollte ihn begleiten.
Folglich musste einer dieser drei Burggrafen die Templer anführen. Nach den Regeln fiel diese Aufgabe Arnoldo de Aragon zu, da er der älteste von den dreien war. Dem Rang nach folgte Siegfried de Turenne, dann erst kam Arn de Gothia. Aber da die Gottesmutter so deutlich ihre schützende Hand über Arn gehalten hatte, als er das vielfach überlegene mameluckische Belagerungsheer angegriffen und besiegt hatte, hätte es eine Kränkung ihres Wohlwollens bedeutet, dieses Kommando nicht Arn de Gothia zu erteilen.
Die drei Burggrafen hörten sich die Befehle ihres Großmeisters mit unbeweglicher Miene an und verbeugten sich zum Zeichen, dass sie gehorchen und keine Fragen stellen würden. Der Großmeister ließ sie daraufhin sofort allein, damit sie sich um die Detailplanung kümmern konnten.
Sie saßen in dem kleinen, sehr einfach eingerichteten Parlatorium der Templerherberge in Askalon, und es war eine Weile still, ehe einer von ihnen etwas sagte.
»Es heißt, dass der Großmeister eine Schwäche für dich hat, Arn de Gothia, und ich finde, dass er das mit seinem Beschluss auch bewiesen hat«, murmelte Arnoldo de Aragon mürrisch.
»Das mag sein. Vielleicht hätte er besser einem von euch dieses Kommando geben sollen, da eure Burgen in der Gegend liegen, in der wir auf Saladin stoßen werden
und die ihr deswegen am besten kennt«, antwortete Arn langsam, als müsse er sehr scharf nachdenken.
»Morgen reiten wir vielleicht alle drei in den Tod«, meinte er nach einem Augenblick eisigen Schweigens. »Nichts könnte da schlimmer sein, als an solche Lappalien zu denken, statt sein Bestes zu geben.«
»Arn hat recht, wir sollten uns jetzt darauf einigen, was wir tun müssen, statt uns anzugiften«, sagte Siegfried de Turenne.
Danach ignorierten sie die Tatsache, dass der Großmeister einen Beschluss gefasst hatte, der vielleicht gegen die Regeln verstieß. Sie hatten nicht viel Zeit, und außerdem mussten wichtigere Fragen entschieden werden.
Gewisse Dinge lagen auf der Hand. Die Templertruppe sollte so schwer gepanzert wie möglich reiten, ihre Pferde sollten über der Stirn einen Harnisch tragen und auch seitlich möglichst stark gepanzert sein. So wenig Proviant wie möglich sollte mitgeführt werden. All das, weil man möglichst bald angreifen wollte, wenn die Mamelucken sich aus irgendeinem Grund nicht so gut bewegen konnten und Stärke und Gewicht entscheidend waren. Unter allen anderen Bedingungen war man einer mameluckischen Reiterarmee hilflos ausgeliefert, und deswegen hatte es auch keinen Sinn, die Pferde zu entlasten. Die Schnelligkeit und Beweglichkeit des Feindes würde man trotzdem nie erreichen.
Dagegen musste die Frage, ob die Templer zuerst oder am Schluss reiten sollten, eine Weile erörtert werden. Bei einem Überraschungsangriff des Feindes von vorn war es am besten, wenn der stärkste Teil des Heeres zuerst kam, denn das würde die meisten Christenleben retten.
Aber das christliche Heer war nicht sonderlich groß. Es bestand nur aus fünfhundert weltlichen Rittern, etwa
hundert Templern und nicht ganz hundert Knappen. Wenn der Feind von vorn kam, würde er zuerst die weltlichen Farben sehen und den Gegner unterschätzen. Dann würde er vielleicht zu früh und mit einem zu kleinen Teil des bereits zersplitterten mameluckischen Heeres angreifen. In dieser Situation wäre es am klügsten, wenn die Templer an dem vielfarbigen weltlichen Heer vorbeiritten und den heranstürmenden Mamelucken begegneten, sobald diese nicht mehr in der Lage waren, ihre Richtung zu ändern. Man würde hinter dem weltlichen Heer herreiten und so auch die Flanken decken können, falls der Angriff dort erfolgen würde.
So weit waren sich die drei Burggrafen einig. Doch Arn bestand darauf, so viele Beduinen wie möglich mitzunehmen, was zu einer zeitraubenden Diskussion führte. Die beiden anderen rümpften bei diesem Vorschlag die Nase. Die Burgen Castel Arnald und Toron des Chevaliers besaßen keine Beduinen. Arnoldo de Aragon und Siegfried de Turenne wussten also nicht, dass solche ungewaschenen, ungläubigen und, wie es hieß, vollkommen treulosen Truppen auch ihre guten Seiten haben konnten.
Arn meinte, dass sie sich auf ihre Beduinen nur verlassen könnten, solange sie siegreich seien. Schlimmstenfalls würden sie morgen alle drei hinter den Kamelen der Beduinen hergeschleift und
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