Der Kreuzritter - Verbannung - Tempelriddaren
mitzulaufen und sie zu verraten, war Ulvhilde Emundsdotter. Keine der anderen schenkte der kleinen Ulvhilde weiter Beachtung. Alle ihre Verwandten waren seit der Schlacht auf den Blutäckern bei Bjälbo tot, und sie hatte nichts geerbt. Deswegen würde kein Mann, der nur den geringsten Einfluss hatte, sie zur Frau nehmen. Sie besaß nur ihren Adelstitel, und der war nach allen Niederlagen nicht das Geringste wert. Trotzdem zögerte Mutter Rikissa, ihre Verwandte Ulvhilde die Geißel spüren zu lassen, Blut war eben dicker als Wasser.
Als die ersten Winterstürme über Gudhem hinwegzogen, fand Mutter Rikissa es an der Zeit, wie sie den schadenfrohen Sverkertöchtern erklärte, Cecilia Rosa zum Karzer zu verurteilen: Dies Hurenweib bilde sich nämlich immer noch ein, sie könne die Farben der Folkunger tragen - was für eine Frechheit!
Zu Winteranfang lag viel Getreide oberhalb des Karzers, und daher gab es dort auch viele fette, schwarze Ratten. Cecilia Rosa musste im Schlummer und Halbschlaf die Berührung der Tiere aushalten und die Erfahrung machen, dass die Ratten sie probehalber bissen, um zu sehen, ob sie schon tot und damit eine ideale Beute sei, sobald sie vor Ermattung und Müdigkeit einschlief.
Ihre einzige Wärmequelle bei diesen wiederholten Aufenthalten unten im Karzer stellten ihre heißen Gebete dar. Sie betete jedoch nicht in erster Linie für sich selbst, sondern richtete die meisten ihrer Gebete an die heilige
Jungfrau Maria, um diese dazu zu bewegen, ihre schützende Hand über ihren geliebten Arn und über ihren Sohn Magnus zu halten.
Dass sie so viel für Arn betete, war jedoch nicht ganz selbstlos. Obwohl ihr offenbar Cecilia Blankas Gabe fehlte, wie die Männer und Mächtigen zu denken, so hatte sie doch eingesehen, dass sie nur dann aus der Eishölle Gudhem und vor dem Quälgeist Rikissa errettet werden würde, wenn Arn Magnusson unverletzt ins Westliche Götaland zurückkehrte.
Als der Frühling kam, hielten ihre Lungen immer noch stand. Sie hatte sich noch nicht zu Tode gehustet, wie Mutter Rikissa halb gefürchtet und halb gehofft hatte. Der Sommer des folgenden Jahres wurde so warm, dass der kühle Karzer eher eine Befreiung als eine Qual war. Als der Kornspeicher fast ganz geleert war, hielten sich auch die schwarzen Ratten an einem anderen Ort auf.
Nach diesem schweren Jahr war Cecilia Rosa jedoch geschwächt und fürchtete, dass sie einen weiteren Winter dieser Art nicht überleben würde, es sei denn, dass die heilige Jungfrau Maria ein Wunder bewirkte, um sie zu retten.
Das trat nicht ein. Stattdessen schickte die Heilige Jungfrau eine Königin von Gottes Gnaden. Dass das dieselbe Wirkung hatte, sollte sich bald erweisen.
Königin Cecilia Blanka kam zu Beginn der Rübenernte mit einem mächtigen Gefolge nach Gudhem und nahm so selbstverständlich im Hospitium Quartier, als würde sie es besitzen und könne deswegen über alles bestimmen. Sie krakeelte herum, bestellte Essen und Getränke und ließ nach Rikissa schicken, die sie wie der König nur mit Vornamen und nicht als Mutter Rikissa ansprach. Diese solle sich sofort einfinden, um ihre Gäste zu unterhalten.
Cecilia Blanka wies darauf hin, dass in einem Gottesheim jeder Gast so empfangen werden solle, als sei er Jesus Christus höchstpersönlich. Wenn das schon für jeden Beliebigen gelte, so müsse das ganz besonders für eine Königin zutreffen.
Mutter Rikissa war außer sich, als ihre Ausreden nicht länger hingenommen wurden. Sie ging ins Hospitium, um die freche Person zurechtzuweisen, die zwar eine weltliche Königin sein mochte, im Reich Gottes auf Erden jedoch nichts zu vermelden hatte. Eine Äbtissin brauchte weder einem König noch einer Königin zu gehorchen, Krönung hin oder her.
All das brachte sie vor, sobald ihr die Königin einen Platz an ihrer Tafel angewiesen hatte, den schlechtesten am äußersten Ende. Mutter Rikissa meinte, sie könne dem Wunsch Cecilia Blankas, ihre liebe Freundin treffen zu dürfen, keinesfalls nachkommen. Denn auf ihre Anweisung hin büße diese durchtriebene Person ihre Sünde auf angemessene Weise und dürfe deswegen nicht durch einen Besuch davon abgelenkt werden, sei er nun königlich oder nicht. In Gudhem herrsche die Ordnung Gottes und nicht die der Königin. Und das, meinte Mutter Rikissa, müsse Cecilia Blanka doch besser begreifen als die meisten anderen.
Königin Cecilia Blanka hatte sich Mutter Rikissas spöttische und selbstbewusste Auslegung der göttlichen und
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