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Der Krieg am Ende der Welt

Der Krieg am Ende der Welt

Titel: Der Krieg am Ende der Welt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mario Vargas Llosa
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Spekulationen und Phantastereien fielen in sich zusammen. Und er kündigte an, Baron de Canabrava werde in wenigen Tagen in Bahia an Land gehen, und nicht nur die Autonomisten, sondern das gesamte Volk werde ihm den triumphalen Empfang bereiten, den er verdiene. Dies sei der beste Beweis gegen die Unterstellungen derer, die den Namen des Barons und seine Partei und die obersten Behörden von Bahia mit dem beklagenswerten Banditentum und der moralischen Erbärmlichkeit Canudos’ in Verbindung bringen wollten. Worauf I. Exzn. die Herren Abgeordneten der Mehrheit im Chor den Namen ihres Präsidenten, Baron de Canabrava, skandierten und klatschten, während I. Exzn. die Herren Abgeordneten der Progressiven Republikanischen Partei auf ihren Bänken sitzen blieben und zum Zeichen ihres Mißfallens mit den Stuhlbeinen scharrten. Die Sitzung wurde für einige Minuten unterbrochen, damit I. Exzn. die Herren Abgeordneten eine Erfrischung zu sich nehmen und die Gemüter sich abkühlen konnten. Doch waren während dieser Pause in den Gängen des Parlaments lebhafte Diskussionen und Wortwechsel zu hören, und I. Exzn. die Herren Abgeordneten Dom Floriano Mártir und Dom Rocha Seabrá mußten von ihren respektiven Freunden getrennt werden, da sie mit Fäusten aufeinander losgehen wollten.
    Als S. Exz. der Parlamentspräsident, Cavalheiro Adalberto de Gumucio, den zweiten Teil der Sitzung eröffnete, schlug er vor, in Anbetracht der umfänglichen Tagesordnung zunächst über die Haushaltsmittel zu beraten, die das Innenministerium für den Bau einer neuen, der Erschließung des Landesinneren dienenden Eisenbahnlinie beantragt habe. Der Vorschlag stieß auf die zornige Reaktion I. Exzn. der Herren Abgeordneten der Progressiven Republikanischen Partei, die aufsprangen und mit dem Ruf ›Verrat! Unwürdiges Manöver!‹ die Fortsetzung der Aussprache über das vordringlichste Problem Bahias und zurStunde des gesamten Landes verlangten. S. Exz. der Herr Abgeordnete Dom Epaminondas Gonçalves kündigte an, wenn die Mehrheit die Debatte über die restaurative Rebellion von Canudos und die Einmischung der englischen Krone in brasilianische Angelegenheiten umgehen wolle, würden er und seine Parteifreunde den Saal verlassen. Sie könnten nicht zulassen, daß das Volk durch derartige Farcen hintergangen werde. S. Exz. der Herr Abgeordnete Dom Eliseo de Roque sagte, die Bemühungen Sr. Exz. des Herrn Parlamentspräsidenten, diese Debatte zu verhindern, sei der beste Beweis dafür, in welche Verlegenheit das Thema des englischen Agenten Gall und der englischen Waffen die Autonomistische Partei versetze, und das sei nur allzu verständlich, da die monarchistischen und anglophilen Sehnsüchte des Barons de Canabrava ja allgemein bekannt seien.
    S. Exz. der Herr Parlamentspräsident, Cavalheiro Adalberto de Gumucio, sagte, I. Exzn. die Herren Abgeordneten der Opposition sollten nicht glauben, sie könnten durch Erpressung irgend jemand einschüchtern. Aus Patriotismus sei die Autonomistische Partei von Bahia als erste daran interessiert, die fanatischen Sebastianiten von Canudos niederzuschlagen. Sie weiche einer Debatte nicht aus, wünsche sie vielmehr.
    S. Exz. der Herr Abgeordnete Dom João Seixas de Pondé sagte, nur wer jeden Sinns für Lächerlichkeit bar sei, könne noch immer von dem englischen Agenten Gall sprechen, dessen verkohlte Leiche die Landgendarmerie von Bahia gefunden haben wolle, eine Miliz, nebenbei bemerkt, die laut vox populi von der Partei der Opposition angeworben, finanziert und kontrolliert werde, eine Behauptung, die entrüsteten Protest seitens I. Exzn. der Herren Abgeordneten der Progressiven Republikanischen Partei hervorrief. S. Exz. der Herr Abgeordnete Dom João Seixas de Pondé fügte an, das britische Konsulat von Bahia habe glaubwürdig versichert, es habe in Kenntnis der üblen Vorgeschichte eines Subjekts namens Gall bereits vor zwei Monaten die staatlichen Stellen hierüber verständigt, damit diese die Konsequenzen ziehen könnten. Der Polizeibeauftragte von Bahia habe dies nicht nur bestätigt, sondern auch den Ausweisungsbefehl veröffentlicht, durch welchen besagtem Subjekt mitgeteilt wurde, es habe auf demfranzösischen Dampfer La Marseillaise das Land zu verlassen. Die Tatsache, daß besagter Gall dem Ausweisungsbefehl zuwider gehandelt habe und vier Wochen später im Landesinnern tot neben einigen Gewehren entdeckt worden sei, stelle keinen Beweis für eine politische Verschwörung dar, lege

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