Der Krieg Der Diebe
Beysiber die besten Fechter des Landes gewesen waren - und kämpfte gegen die lähmende Macht des wirbelnden Stahls an. Die nahezu unsichtbare Kugel, welche die Beysiberin mit den schnellen Klingen schuf, war sowohl Angriff wie Verteidigung. Cythen sah sich schon niedergemäht wie Getreide von der Sense.
Sie würde sterben.
Diese Erkenntnis brachte Seelenfrieden. Übelkeit und Angst schwanden. Noch immer konnte sie die Klingen nicht einzeln sehen, aber sie hatte das Gefühl, daß sie nun langsamer wirbelten. Und niemand konnte den schweren Stahl endlos schwingen, selbst die Harka Bey nicht, außer, sie waren Dämonen. War nicht ihre eigene Klinge von Dämonen geschmiedet und sprühte grüne Funken, wenn sie auf andere schlug? Ja, sie zerschmetterten sogar minderwertiges Metall! Plötzlich erinnerte sie sich an die Stimme ihres Vaters, die sie vergessen geglaubt hatte. »Paß nicht auf, was ich tue«, hatte er wohlwollend gesagt, nachdem er ihr das Übungsschwert aus der Hand geschlagen hatte. »Paß auf, was ich nicht tue, und nutze diese Schwäche.«
Cythen kauerte sich hinter ihr Schwert und wich nicht mehr zurück. So schnell diese Klingen auch wirbelten, sie konnten die Harka Bey nicht überall gleichzeitig schützen. Obgleich sie immer noch dachte, daß sie bei dem Versuch das Leben lassen würde, verlagerte sie ihr Gewicht und brachte die Schwertspitze in die Höhe des Halses ihrer Gegnerin. Dieser Hals würde, auch wenn sie es nicht sehen konnte, den Bruchteil eines Herzschlags lang entblößt sein. Sie griff an, denn sie war entschlossen, nicht duldsam wie Weizen zu fallen.
Grüne Funken sprühten, als Cythen die Wucht von zwei Klingen abfing, die schwer auf ihr Schwert schmetterten. Der Beysiber Stahl brach nicht - doch das war weniger wichtig als die Tatsache, daß alle drei Klingen voneinander festgehalten wurden und die Spitze von Cythens Schwert sich nur eine Fingerbreite von dem schwarzen Tuch um den Hals der Beysiberin entfernt befand. Cythen hatte den Vorteil, daß ihre beiden Hände fest um den Schwertgriff lagen, während die Harka Bey noch ihre beiden Schwerter hielt und ihre Kraft auf beide verteilen mußte. Cythen hörte den unverkennbaren Laut von blankem Stahl in der Dunkelheit um sich.
»Verdammte fischäugige Luder!« fluchte Cythen. Die Invasoren waren noch nicht sehr mit der hiesigen Mundart vertraut, aber der mörderische Abscheu in Cythens Augen, als sie ihr Schwert mit heftiger Bewegung befreite und sich flüchtig einen Schritt außer Reichweite zurückzog, war unverkennbar.
»Feiglinge!« fügte sie hinzu.
»Wollten wir dich töten, Kind, hätten wir es tun können, ohne uns zu zeigen. Du siehst also, daß es nur eine Mutprobe war, die du bestanden hast«, versicherte ihre Gegnerin ihr leicht atemlos. Sie steckte ihre Schwerter wieder ein, und ihre Gefährtinnen taten es ihr im Dunkel ungesehen nach.
»Lügendes Luder!«
Die Harka Bey ignorierte Cythens Bemerkung. Sie nahm den schwarzen Schal ab, der auch ihr Gesicht verborgen hatte. Nun sah Cythen, daß sie einer jungen Frau gegenüberstand, die kaum älter war als sie. Die unverkennbaren Rassenmerkmale der Beysiberin erschreckten Cythen genauso oder vielleicht noch mehr als die wirbelnden Klingen. Es lag nicht nur daran, daß die Augen ein bißchen zu rund und hervorstehend für den Geschmack der Festlandbürger waren, sondern daß diese Augen in Sekundenschnelle unlesbar, ja glasig werden konnten. Cythen kam es vor, als würde sie von einer Toten beobachtet, und da sie die Leiche ihrer Schwester nicht vergessen konnte, war dieser Vergleich alles andere als beruhigend.
»Kommen wir dir wirklich so fremdartig vor?« fragte die Beysiberin und erinnerte so Cythen, daß auch sie beobachtet wurde.
»Ich hatte eine - Ältere erwartet, nach allem, was der Zauberer sagte.«
Die Harka Bey zog die Schultern nach vorn, und die glasige Membrane über ihren Augen öffnete sich blitzschnell, dann schloß sie sich wieder, ohne daß die Augen von ihr wichen. »Wir nahmen auf unseren Schiffen keine alten Leute mit. Sie hätten die Reise nicht überlebt. Ich bin eine Harka Bey, seit meine Augen sich der Sonne öffneten und IHR Blut sich mit meinem vermischte. Mein Name ist Prism. Sag mir nun, was du von den Harka Bey möchtest.«
»Eine Frau aus der Straße der Roten Laternen wurde ermordet. Sie schlief beschützt in dem am besten bewachten Haus von ganz Freistatt, und trotzdem gelang es jemandem, sie zu töten - und das Mal von
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