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Der Krieg Der Diebe

Titel: Der Krieg Der Diebe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Asprin
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Laternen erreichte, wo noch ein paar Kunden an den Eingängen verharrten und rasch das Gesicht abwandten, um nicht von ihr erkannt zu werden. Die großen Lampen über der Tür des Aphrodisiahauses waren dunkel. Myrtis und ihre Mädchen würden erst aufstehen, wenn die Sonne wieder auf das Hausdach brannte. Doch das Hausgesinde, jene, die man des Nachts nicht sah, arbeiteten in der Küche. Sie nahmen Cythens hastig niedergeschriebene, enttäuschte Botschaft entgegen und versprachen, sie Madame gleich nach dem Frühstück auszuhändigen. Müde und gähnend kehrte Cythen nunmehr in die Garnisonskaserne zurück, wo Walegrin ihr aus Achtung vor ihrem Geschlecht eine eigene, verriegelbare Kammer zugeteilt hatte.
    Sie schlief bis weit in den Tag hinein und betrat den Speiseraum erst, als alle anderen ihn bereits verlassen hatten. Die kalten Frühstücksreste standen noch am Büfett, ohne daß die schmarotzenden Insekten sie beachteten. Es schmeckte sicher noch fader, als es aussah, aber Cythen konnte sich den Luxus schon lange nicht mehr leisten, nur das zu sich zu nehmen, worauf sie Appetit hatte. Wenn man nicht verhungern wollte, aß man, was zur Verfügung stand. Sie füllte ihren Teller und setzte sich allein an den Herd.
    Bekins Tod war immer noch ungeklärt und ungerächt, und das schlug ihr mehr auf den Magen als der klumpige Haferbrei. Seit mehr Jahren, als sie sich erinnern mochte, war ihr einziger Stolz gewesen, daß es ihr gelang, sich um Bekin zu kümmern. Das war nun vorbei, und sie kam sich hilflos ihren Schuldgefühlen und ungebetenen Erinnerungen ausgesetzt vor. Hätten die Harka Bey sich ihr nicht gezeigt, hätte sie immer noch ihnen die Schuld geben können, aber trotz ihrer barbarischen Gefühlskälte, oder vielleicht gerade deshalb, glaubte sie ihnen. Sie spürte die Wärme aufsteigender Tränen, als das Scharren von Stuhlbeinen auf dem Boden der Wachstube über ihr sie aus ihrem düsteren Grübeln riß. Statt den Tränen nachzugeben, ging sie zu Walegrin.
    Der strohblonde Mann bemerkte nicht, daß sie die Tür öffnete. Er war völlig in das große Blatt Pergament vertieft und die Reihen von Zeichen, die er darauf gekritzelt hatte. Mit einer Hand an der Tür, zögerte Cythen. Sie mochte Walegrin nicht; niemand mochte ihn wirklich, außer vielleicht Thrusher - und er war fast genauso merkwürdig. Der Garnisonsoffizier wies Mitgefühl und Freundschaft gleichermaßen ab und verbarg seine eigenen Gefühle so tief, daß niemand sie zu erkennen vermochte. Trotzdem verstand er, Menschen zu führen und bot Rat, wenn er gebraucht wurde - und er erinnerte Cythen an niemanden in ihrer schweren Vergangenheit. »Du warst zum Zapfenstreich nicht zurück«, sagte er, ohne von seinen Zahlen aufzublicken, nachdem Cythen die Tür geschlossen hatte. Seine Hände waren fleckig von der billigen Tinte - die einzige Sorte, die in Freistatt erhältlich war. Doch die Zahlen, wie Cynthia beim Näherkommen sah, waren sauber und geordnet. Er konnte genauso gut lesen und schreiben wie fechten. Tatsächlich war er ihr an Bildung und Erfahrung ebenbürtig, und manchmal drohten ihre Gefühle für ihn über Freundschaft oder Achtung hinauszuwachsen, dann ermahnte sie sich rasch, daß es nur Einsamkeit war und die Erinnerung an Dinge, die besser vergessen sein sollten.
    »Ich hinterließ eine Nachricht für Euch«, entgegnete sie, ohne sich zu entschuldigen.
    Er schob ihr mit dem Fuß einen Hocker zu. »Hast du gefunden, wonach du gesucht hast?«
    Sie schüttelte den Kopf und setzte sich. »Nein, aber sie habe ich gefunden - Beysiberinnen, dem Anschein nach aus dem Palast.« Wieder schüttelte sie den Kopf, doch diesmal in Erinnerung an die fremdartigen Gesichter der zwei Frauen, die sich ihr gezeigt hatten. »Sie kamen lautlos und unbemerkt heran, und ich konnte nicht erkennen, wie viele es waren. Eine jedenfalls näherte sich mir mit einem Paar dieser Schwerter mit den langen Griffen, die sie gern tragen. So schnell wirbelte sie die Klingen, daß sie nicht mehr zu sehen waren. Gegen sie zu kämpfen dürfte nicht ungefährlicher sein, als einem Drachen in den Rachen zu steigen.«
    »Aber du hast gekämpft? Und überlebt, wie zu sehen ist.« Walegrins Lippen verzogen sich zu einem leichten Lächeln. Er legte den Federkiel zur Seite.
    »Sie sagte, sie habe mich auf die Probe gestellt -doch das behauptete sie sicher nur, weil sie mich nicht töten konnte wie beabsichtigt. Ihre Schwerter konnten meins nicht aufhalten, und meines ihre nicht

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