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Der Krieg Der Diebe

Titel: Der Krieg Der Diebe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Asprin
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Schlangenzähnen an ihrem Hals zu hinterlassen.« Cythen benutzte genau die Worte, die Lythande ihr geraten hatte, obgleich es nicht annähernd jene waren, derer sie sich von sich aus bedient hätte.
    Hätte sie es nicht selbst gesehen, würde sie es für unmöglich gehalten haben: Prisms Augen wurden noch größer und runder, und die glasigen Membranen flatterten heftig. Dann schlossen ihre Lider sich, und, wie auf Befehl, fing das lose, dunkle Gewand an, sich von Taille bis zum Busen und vom Busen zu den Schultern zu krümmen, bis schließlich der blutrote Kopf der Vertrauten der Beysiberin aus dem Kragen herausragte und Cythen mit runden starren Augen betrachtete. Die Schlange öffnete das Maul und entblößte so einen gleichermaßen roten Rachen und glitzernde elfenbeinfarbige Fänge. Ihre Zunge züngelte vor Cythens Gesicht, so daß ihr unwillkürlich ein Laut des Ekels entquoll.
    »Du brauchst keine Angst vor ihr zu haben«, versicherte Prism Cythen mit kaltem Lächeln. »Außer, du bist meine Feindin.«
    Cythen schüttelte stumm den Kopf.
    »Aber du glaubst, daß ich oder meine Schwestern diese Frau mordeten, die dir etwas bedeutete?«
    »Nein - ja. Sie war geistesgestört; und meine Schwester. Man beschützte sie, und es gab keinen Grund, weshalb jemand an ihrem Tod hätte interessiert sein sollen. Sie lebte in der Vergangenheit, in einer Welt, die es nicht mehr gibt.«
    Ein kaltes Lächeln huschte wieder über Prisms Gesicht. »Ah, dann können es nicht die Harka Bey gewesen sein. Wir würden nie grundlos töten.«
    »Nirgendwo an ihrem Körper waren Male, außer dem der Schlangenzähne. Myrtis rief sogar Lythande zur Untersuchung der Leiche - und Lythande bat Enas Yorl, das Gift zu untersuchen. Enas Yorl wiederum schickte uns zu euch.«
    Prism drehte sich um und sagte etwas in ihrer eigenen Sprache.
    Cythen verstand nur die Namen der beiden Zauberer. Die Muttersprache der Beysiber war so ganz anders als das in Freistatt übliche Dialektgemisch. Eine zweite Frau trat zu ihnen in den Mondschein. Sie nahm den Schal ab und entblößte so ein Gesicht, das in sehr blassem Purpur schimmerte, als sie Cythen musterte. Cythen legte die Hand wieder um den Schwertgriff, während die beiden Beysiberinnen sich in ihrer unverständlichen, sehr schnellen Sprache unterhielten.
    »Was hat dieser Zauberer Enas Yorl euch noch über uns gesagt - außer, wie ihr euch mit uns am Hafen in Verbindung setzen könnt?«
    »Nichts«, antwortete Cythen und zögerte kurz, ehe sie fortfuhr. »Auf Enas Yorl lastet ein Fluch. Wir brachten Bekins Leiche in seine Diele. Als wir später zurückkamen, fanden wir eine Mitteilung in den Falten des Leichentuchs. Lythande meinte, Enas Yorl habe sie nicht zu Ende schreiben können, weil sich seine Gestalt wieder verändert hatte. Außer, daß ihr, die Harka Bey, die Wahrheit kennen würdet, konnten wir nichts entziffern.«
    Wieder wechselten die beiden Beysiberinnen rasch Worte. Dann wandte sich Prism an Cythen. »Wir kennen den Gestaltwandler so, wie er uns kennt. Das ist eine ernste Anklage, mit der du zu uns kommst. Diese Frau, deine Schwester, war nicht unser Opfer. Du kennst uns natürlich nicht gut genug, um zu wissen, daß dies die Wahrheit ist. Aber du mußt uns glauben.«
    Cythen öffnete den Mund, um ihre Zweifel zu äußern, doch die Beysiberin winkte ab.
    »Ich habe die Wahrheit deiner Worte nicht bezweifelt«, warnte Prism. »Sei nicht so töricht, es bei meinen zu tun. Wir werden uns eingehend mit dieser Sache befassen. Die Ermordete wird gerächt werden. Und dich werden wir in Erinnerung behalten. Geh jetzt in Bey, unserer aller Mutter.«
    »Wenn ihr es nicht wart, wer dann?« fragte Cythen heftig, obgleich die beiden Frauen bereits eins mit der Dunkelheit zu werden begannen. »Von uns kann es niemand gewesen sein. Keiner besitzt dieses Gift oder weiß etwas von den Harka Bey ...«
    Immer mehr schwanden die Beysiberinnen, so lautlos und geheimnisvoll, wie sie gekommen waren. Prism blieb noch am längsten, doch dann war auch sie verschwunden, und Cythen fragte sich, ob die seltsamen Frauen überhaupt dagewesen waren.
    Ihre Furcht setzte erst jetzt wirklich ein. Cythen kletterte über die Wand, ohne sich zu bemühen, leise zu sein. Im Labyrinth war es noch stockdunkel, doch jetzt auch still in der kurzen Spanne zwischen dem Treiben der Nacht und dem des Tages. Ihre Schritte hallten, und sie zog die Kapuze tief ins Gesicht, bis das Labyrinth hinter ihr lag und sie die Straße der Roten

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