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Der Krieg der Ketzer - 2

Der Krieg der Ketzer - 2

Titel: Der Krieg der Ketzer - 2 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Weber
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See sondiert hatten, war sie einfach noch dort gewesen, hatte sich vom wütenden Sturm tragen lassen, und beim nächsten Scan war das Schiff einfach verschwunden. Merlin hatte keinen einzigen Überlebenden ihrer Neunzig-Mann-Besatzung orten können, nicht einmal Wrackteile.
    Dann war da die Dragon, die während der letzten Momente des Angriffs in der ›Klippenstraße‹ ein so spektakuläres Ende gefunden hatte. Und die HMS Lightning, eines der umgebauten Handelsschiffe aus der Kolonne, die Sir Domynyk Staynair unterstellt war: Sie hatte sich, zusammen mit den restlichen Schiffen unter Staynairs Kommando, auf der Leeseite von Samuel Island eingefunden, doch im Laufe dieser langen, stürmischen Nacht war sie einfach langsam in den Wellen versunken. Glücklicherweise hatte man fast alle Mann von Bord bringen können, bevor sie endgültig in den Fluten verschwunden war.
    Die Reparatur der Taifun hatte tatsächlich zwei ganze Fünftage beansprucht, genau wie Cayleb das vorhergesagt hatte, doch jetzt hatte sie einen nagelneuen Großmast, und der Rest der Flotte hatte die Zeit, die es gedauert hatte, den alten auszutauschen, gut und weidlich genutzt. Sie hatten auf Opal Island ihre Wasservorräte aufgefüllt, ebenso ihre Lebensmittelvorräte – Letzteres aus den Laderäumen der gekaperten Feindschiffe –, von der Reisender und der Sommermond hatten sie Pulver und Munition übernommen, und auch alle anderen Galeonen hatten ihre, zumeist eher unbedeutenderen, Schäden aus der letzten Schlacht reparieren können, während Captain Stywyrt sich um sein eigenes Schiff gekümmert hatte. Die Überlebenden von der Dragon und der Lighting waren auf den Rest der Flotte verteilt worden, um auf diese Weise auch gleich zumindest die größten Verluste in den einzelnen Mannschaften auszugleichen, und nun waren sämtliche der überlebenden Galeonen wieder voll und ganz kampfbereit.
    »Ich wünschte, wir hätten früher hier wegkommen können«, murmelte Cayleb. Der Prinz sprach mit sich selbst, doch Merlins Gehör war nun einmal besser als das der weitaus meisten anderen Menschen, und nun blickte er Cayleb erneut fragend an.
    »Ihr wart derjenige, der gesagt hatte, wir würden unsere Schäden reparieren müssen«, betonte er. »Und Ihr hattet nicht unrecht. Und Domynyk war ganz Eurer Ansicht.«
    »Aber Ihr nicht«, gab Cayleb zurück und blickte ihn an; die milde Brise fuhr ihm durch das ohnehin schon zerzauste Haar.
    »Ich habe Euch aber auch nicht widersprochen«, erwiderte Merlin und zuckte mit den Schultern. »Ihr hattet recht, als Ihr gesagt habt, eine perfekte Entscheidung gebe es nicht. Irgendjemand musste eine Entscheidung fällen, und Ihr wart hier nun einmal der einzige Kronprinz weit und breit.«
    »Ich weiß«, seufzte Cayleb. Einen kurzen Moment lang wirkte er, als sei er doppelt so alt, dann riss er sich sichtlich zusammen und brachte ein schiefes Grinsen zustande. »Wisst Ihr, an sich ist ›Kronprinz-Sein‹ gar kein so übler Job. Aber es gibt einfach Zeiten, da macht es wirklich nicht recht Spaß.«
    »Das ist mir nicht entgangen. Aber das Wichtigste ist wohl, dass Ihr Euch daran erinnert habt, dass Ihr nun einmal derjenige seid, der diese Entscheidungen treffen muss – und normalerweise bleibt Euch nicht die Zeit, lange darüber nachzudenken. Alles in allem werden die Leute, die im Nachhinein Eure Entscheidung kritisieren werden, sehr viel mehr Zeit zum Nachdenken gehabt haben. Hinterher ist man immer schlauer.«
    »Ziemlich genau das Gleiche hat mir auch Vater schon ein- oder zweimal gesagt«, merkte Cayleb an.
    »Na ja, er hat ja auch recht. Und das Gute, wisst Ihr, das ist, dass, wenn Ihr alles richtig hinbekommt – wie bei dieser Entscheidung, geradewegs in die ›Klippenstraße‹ hineinzufahren –, Ihr auch derjenige seid, der den ganzen Ruhm dafür einheimsen kann.« Merlin grinste. »Seht es einmal so: Ihr seid jetzt ein anerkanntes Strategie-Genie.«
    »Ja, klar.« Cayleb rollte mit den Augen. »Und ich kann mir jetzt schon vorstellen, wie Vater mich zurechtstutzt, wenn ich darüber zu selbstherrlich werde!«

.II.
    Eraystor Bay, Fürstentum Emerald
    »Was ist denn so wichtig, dass Sie mich mitten in der Nacht aus dem Bett scheuchen müssen?«, fragte Herzog Black Water verärgert und verknotete den Gürtel eines leichten Morgenmantels, während er Tohmys Bahrmyn, Baron White Castle, finster anblickte.
    Der Baron erhob sich aus seinem Sessel in der Großen Kabine der Corisande, als der Herzog aus seiner

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