Der Krieg der Ketzer - 2
seine Mitbrüder im Schueler-Orden. Andererseits fiel ihm etwas an Wylsynns Stimme auf − oder lag es an seinem Blick? Der junge Intendant hatte die Antwort ohne zu zögern und geradezu leichthin gegeben: mit dem Selbstvertrauen eines Gelehrten, der sich tatsächlich zahlreiche Stunden mit dem Thema auseinandergesetzt hatte. Doch zugleich spürte Ahdymsyn auch etwas … Herausforderndes in der Art des Oberpriesters. Es war kein Trotz und keine Respektlosigkeit. Das niemals. Und doch hatte Ahdymsyn zunehmend das Gefühl, dieser junge Mann sei sich, als er seine Entscheidung getroffen hatte, voll und ganz bewusst gewesen, dass die Entscheidung nicht so ausfiel, wie es sein Erzbischof oder vielleicht sogar der Rat selbst gewünscht hätten.
Nun schaute der Bischof-Vollstrecker zu, wie Smolth wieder in die Box trat und den Schläger hob; er wartete, während Pitcher und Catcher sich überlegten, was sie als Nächstes versuchen sollten. Auch wenn, dachte Ahdymsyn, ihnen diese Entscheidung eigentlich nicht so schwerfallen sollte. Nach zwei Outs und zwei Strikes ohne Treffer musste Smolth sich immens in der Defensive fühlen, und die Drachen hatten noch drei freie Würfe, mit denen sie würden arbeiten können. Jeder im Stadion musste doch wissen, dass es Zeit für einen unschlagbaren Wurf wurde, weit außerhalb der Strike Zone, dass sie ihn vielleicht dazu würden überreden müssen, einen Strikeout zu wagen.
Anscheinend ist der Spieler auf dem Schlaghügel der einzige in ganz Tellesberg, der sich dessen nicht bewusst ist, dachte der Bischof sardonisch. Er schaute zu, wie der Pitcher ein Handzeichen des Catchers nach dem anderen mit einem Kopfschütteln abtat, dann blickte er wieder zu Wylsynn hinüber.
»Dann war das wohl alles, was dazu gesagt werden muss, Pater«, merkte er an. »Darf ich davon ausgehen, dass Ihr Bericht zu diesem Thema innerhalb des nächsten oder übernächsten Tages abgeschlossen sein wird? Ein Boten-Schiff, das nach Clahnyr aufbrechen soll, habe ich schon so gut wie einsatzbereit. Wenn Ihr Bericht bis dahin vorliegen würde, könnte ich das Schiff lange genug im Hafen zurückhalten, sodass der Bericht zusammen mit meiner eigenen Korrespondenz Erzbischof Erayk zugestellt wird.«
»Ich kann Euch den Bericht morgen Nachmittag vorlegen, Eure Eminenz.«
»Ausgezeichnet, Pater. Ich freue mich schon darauf, ihn selbst zu lesen, und …«
KRACK!
Das plötzliche Knallen von Holz auf Leder ließ die Zuschauer voller Erstaunen verstummen. Der Pitcher der Drachen hatte sich endlich zu einer Wurftechnik durchgerungen – und er hatte sich für einen wahrlich hinterlistigen Wurf entschieden. Tatsächlich berührte der Ball beinahe den Boden und verfehlte die Plate um fast zehn Zoll. Doch irgendwie war es dem Spieler der Kraken dennoch gelungen, ihn zu erreichen. Und nicht nur zu ›erreichen‹. Sein Schlag, bei dem er einen regelrechten Satz nach vorne vollführte, sah unglaublich ungelenk aus, und doch trug er den Ball weit aus dem Infield hinaus, sodass der Second Baseman ihn nicht erreichen konnte, so sehr dieser auch springen mochte, und schließlich landete er auf dem Centerfield. Doch der Schlag schien ihm einen äußerst hinterhältigen Effet versetzt zu haben, und dann musste der Ball auch noch irgendetwas berührt haben, sodass er einen regelrechten kleinen Satz vollführte, woraufhin der Centerfielder, der sich gerade auf ihn stürzen wollte, ihn verfehlte – kaum einen Fuß vom Fängerhandschuh entfernt sauste er vorbei … und bei vollbesetzten Bases und zwei Strikes waren die Runner losgestürzt, kaum dass Smolth den Ball getroffen hatte.
Das ungläubige Tosen der Menschenmenge war ohrenbetäubend, und selbst Zherald sprang auf die Beine, als der Ball fast bis zur Mauer des Centerfields rollte, bevor der Rightfielder der Drachen ihn schließlich erreichen und aufheben konnte. Der erste Spieler der Kraken hatte schon die Plate erreicht, als sein Gegenspieler den Ball endlich zurückwerfen konnte, und nun sauste der Ball über den Kopf des Cutoff Man hinweg. Angesichts der Entfernung, die er überwinden musste, und auch, wie schnell er das schaffte, war es eigentlich gar kein schlechter Wurf. Doch gut war er eben auch nicht. Der Catcher war gezwungen, fast ein Viertel der Strecke zur First-Base-Line zurückzulegen, sich deutlich von der Home Plate zu entfernen, und der Ball fiel ihm auch noch fast aus der Hand, während der zweite Spieler der Kraken die Homeplate erreichte und so den
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